Samstag, 8. Dezember 2012

Wüstentagebuch 8

Eintrag 1876 3. Buch 5. Jahr
Keine Ahnung wie die Nacht war.
Muss mich sammeln.
Die letzten Tage waren hart
Trinke Wasser.
Schau mir die Umgebung an.
Sitze einfach nur herum und ruhe.
Ich brauche Ruhe.
Ein richtiges Bett wäre nicht schlecht.
Und Milch.
Dazu gerne Käse und Pflaumenmus.
Ich will meine Eltern wieder haben.
Ich will mich über meine kleine Schwester beschweren.
Mein kleiner Bruder braucht eine Lektion.
Kuchen.
Apfelkuchen.
So wie ihn Großmutter immer gebacken hat.
Mit Zucker und Zimt.
Es gab da dieses Gespräch vor sehr langer Zeit.
Mein Bart hatte noch nicht einmal angefangen zu wachsen.
Da hatte meine Tante mich zur Seite genommen und mir ihren Garten gezeigt.
Ruhig und sinnig erklärte sie mir warum sie diesen Garten pflegte.
Erdbeeren waren ihre Lieblingsfrüchte.
Ihre Mutter hatte sie gezüchtet und deren Mutter und deren Mutter und so weiter.
Wir waren eine Erdbeerenfamilie.
Sie hatte mehr als einen Krieg erlebt und mit jedem Krieg kamen die Weißkohlwinter.
Diese dunklen wiederkehrenden Zeiten wo es über Monate und Jahre nichts anderes als Weißkohl zu essen gab.
Morgens, Mittags, Abends.
Gedünstet, gebraten, gekocht oder einfach nur roh.
Und immer gab es die Angst von oben zerstört zu werden.
Denn in jeder Krieg der über ihrem Garten ausbrach wurde von Menschen entschieden die sie nicht kannte.
Das alles hier ist mein Weißkohlwinter.
Oder um es anders zu sagen mein Wurmsommer.
Und nach dem Wurmsommer wird ein Herbst kommen.
Danach werde ich einen Winter erleben.
Aber danach kommt ein Frühling.
Herr gib mir Kraft.
In den Sand mischen sich kleine Teile von Beton und und Stahl.
Hier war mal eine Stadt.
Die nächste Siedlung ist nicht weit.
Sammle meine Pisse.
Esse Ausreichend.
Inspiziere meinen Bestand.
Es fehlt ein Sack trockenes Geziefer.
War ich das?
Oder war es mein unsichtbarer Verfolger?
Ich muss mir was einfallen lassen.
Wenn ich länger mit dieser Unruhe lebe knalle ich vielleicht durch.
Ich ziehe weiter.

Eintrag 1877 3. Buch 5. Jahr
Kontakt.
Endlich Kontakt.
Herr im Himmel seihest du gepriesen.
Kontakt.
Ein anderer Mensch.
Ein Mann wie ein Bär.
Mit seinem eigenen Vorrat.
Wir können also handeln.
Danke dir Herr für dieses Zeichen.
Wir näherten uns beide mit Vorsicht.
Keiner wusste vom anderen ob er nicht vielleicht feindlich gesinnt ist.
Oder ob er eine Einbildung ist.
Während ich ihn nervös mustere nimmt er mich einfach nur zur kenntnis
Sein Mund ist eindeutig einsilbiger als meiner.
Er hat schon länger nicht mehr mit jemanden geredet.
Ich frage ihn nach einem Lied.
Er fängt an zu grölen.
Und weil der Kerl ein Kerl ist, braucht er was zum Fressen, bitte sehr!
Es macht ihn ein Traum nicht satt, das schafft kein Essen her.
Und weil der Kerl ein Kerl ist, braucht er auch Kleider und Schuh!
Es macht ihn ein Traum nicht warm und auch kein Beten dazu!
Alles was ich darauf antworten kann ist ein unendliches Lachen.
Das Eis ist gebrochen.
Wir schlagen unser Lager zusammen auf.
Die Worte kommen langsam in der Einheitssprache.
Ich bin geübter.
Wir bereiten ein gemeinsames Mahl.
Ich gebe Fleisch.
Er gibt Grünzeug.
Er hat Grünzeug.
Ich darf mir meine Euphorie nicht anmerken lassen.
Was mir sein Grünzeug ist, ist ihm mein Fleisch.
Während mir die Zähne wackeln, wird er sich Sorgen um seine Haare machen.
Ich besorge Wurzeln.
Er organisiert Kriecher.
Mit meinem Messer zerlege ich alles und bereite es vor.
Durch seine Werkzeuge konnte er ein Feuer zaubern.
Aus seinem Topf rührten wir mit meinem Löffel das Festmahl des Abends an.
Danach legen wir uns beide in unseren Lagern schlafen.
Ein Messer behalte ich in meiner Hand.
Man kann nie wissen.


Launing
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