Dienstag, 11. Dezember 2012

Wüstentagebuch 11

Eintrag 1884 3. Buch 5. Jahr
Die Nacht war ruhig.
Er, sie oder es ist immer noch da draußen.
Noch ein paar Tage, dann sollte die Situation geklärt sein.
Es gab Würmer zum Essen.
Habe mir eine paar Wurzeln gesichert.
Schmecken anders als sonst.
Habe den Sand nach nützlichen Sachen durchsiebt.
Ein paar Steine sehen brauchbar aus.
Darf mir aber nicht zu viel last aufhalsen.
Ich mag den Gedanken nicht, dass hier mal eine Stadt war.
Andererseits ist diese Gegend weniger zerstört als andere.
Kann ein Zeichen sein, dass ich mich den Wäldern nähere.
Auf jeden Fall sollte bald eine Siedlung kommen.
Hätte den Kontakt fragen können.
Habe nicht daran gedacht.
War zu überwältigt gewesen überhaupt Kontakt zu haben.
Der Tod von Harald steckte mir noch in den Knochen.
Sollte mich langsam um seine kümmern.
Dieser ganze Sand könnte mal Menschen gewesen sein.
Irgendwo tief unter mir liegen Knochen.
Die ganze Welt ist ein einziger riesiger Friedhof, den wir bewandern.
Wir sind umgeben vom Tod.
Das ist kein angenehmer Gedanke.
Die Idee, dass wir vielleicht von einer höheren Macht auserwählt wurden um die Menschheit in ein neues Zeitalter zu führen geht mir nicht aus dem Kopf.
All der Schmerz, die ganzen Verluste müssen doch für etwas gut gewesen sein.
Schon damals wurde uns beigebracht, dass nichts ohne Grund geschieht.
Aktion führt zu Aktion.
Am Ende hat alles seinen Sinn und seinen Platz.
Ist es meine Aufgabe meinen Verfolger zu fangen und ihn, sie oder es mit auf meinen Weg zu nehmen?
Ich ziehe weiter.

Eintrag 1885 3. Buch 5. Jahr
Ich habe ein Gesicht gefunden.
Weiß, rund, eben, aus Porzellan.
Es könnte mal einem Engel gehört haben.
Der Rest der Skulptur ist weg gebrochen.
Keine Arme, keine Beine, kein Körper, kein
Nur das Gesicht hat überlebt.
Mit leeren Augen schaut es mich an und sagt mir nichts.
Es erinnert mich nur wehmütig an das was mal war.
Ich kann noch nicht einmal erkennen ob es in einem Museum war oder in einer Wohnung.
Vielleicht gehörte es auch einem Menschen der von einem der Blitze getroffen wurde.
Ein grausamer Gedanke, aber ich würde mich nicht darüber wundern..
Es ist ein Wunder, dass es überhaupt so lange überlebt hat.
Ich unterhalte mich ein wenig mit dem Gesicht.
Wo ich herkomme und wo ich hingehe.
Erzähle einen kleinen Witz.
Keine Reaktion.
Vielleicht sieht der Verfolger es ja.
Die Nacht war ruhig.
Beginne mich teilweise vom Vorrat zu ernähren.
Die Wurzeln schmecken hier immer sonderbarer.
Ich ziehe weiter.

Eintrag 1886 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
Ich habe vergessen welcher Tag heute ist.
Muss bei Gelegenheit nachrechnen.
Glaube fast, dass es Winter ist.
Der Himmel wird etwas dunkler.
Könnte bald regnen.
Oder gewittern.
Hoffe dass es nur regnet.
Wäre mein erstes Gewitter alleine.
Darauf habe ich keine Lust.
Der Verfolger kommt näher.
Rede mit mir selber und singe etwas.
Darf das Lachen nicht vergessen.
Sollte vielleicht ein paar mal stolpern.
Gönne mir etwas getrocknetes Geziefer.
Was gäbe ich für etwas Salz und Zwiebeln.
Ich ziehe weiter.

Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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