Dienstag, 28. Dezember 2010

Launing 2/3

„Nein danke.“
„Komm, das sieht cool aus und beeindruckt die Jungs.“
Hiermit war dann auch schon der peinlichste Satz des Abends gefallen. Roberta war mehr als nervös, was Gunter anging, Das ganze Hin und Her mit den beiden dauerte jetzt schon seit der Grundschule an. Er schien noch nicht einmal abgeneigt, er machte eher den Eindruck als ob er sich nicht so viele Gedanken über solche Sachen machte. Unter dieser Voraussetzung betrachtet würde sie wahrscheinlich eher mit ihm klar kommen als ihre beste Freundin. Das wäre doch der ideale Stoff für eine Seifenoper.
„Dann bin ich lieber uncool und habe frischen Atem.“
Eigentlich lag es eher daran, dass sie dank ihres Bruders ziemlich genau wusste, dass Jungs bei rauchenden Mädels eher nicht daran dachten wie cool die Zigaretten aussahen, sondern eher daran, dass da etwas Langes in einem weiblichen Mund war.
Sofort wurde dieser Gedanke abgeschüttelt, sie dachte eindeutig zu viel nach, Roberta erklärte sie, dass ihr einfach kalt war. Ihren Bruder verfluchte sie nicht, da er in manchen Belangen einfach recht behielt. Schwer drückte das Messer gegen ihren Oberschenkel.
Von weitem dröhnte die Musik zu ihnen. Langsam aber sicher erschien das Ziel vor ihren Augen
Vor den Toren der umgebauten Scheune hatten sich kleine Gruppen versammelt. Aus allen Ecken und benachbarten Dörfern waren Leute gekommen, weil sonst nichts los war. Hier wurden wahrscheinlich auch schon vereinzelt Pläne für Techno-Partys mitten im Wald geschmiedet, wo die einen das nötige Equipment mitbringen würden und die anderen den Alkohol. Sie selber würde dann mit Freunden auf dem Fußballfeld hocken und von fern aus dem Wald den Beat hämmern hören. Das Ganze würde die Nacht andauern, vereinzelt würden sich Leute darüber beschweren, aber sie konnten dem nichts entgegen setzen, da keiner genau wusste wo denn die Party stattfand. Maxi würde als überzeugter Rocker auch das eine oder andere Mal erst nach Sonnenaufgang nach Hause kommen, schlicht und einfach, weil die Stadt zu weit entfernt war um jedes Wochenende rein zu fahren und weil sonst nichts los war.
Sie gingen hinein und ein Nebel aus Rauch, Schweiß und Alkohol umfing sie. Roberta schaute sich nervös um, machte auf einmal ein komisches Geräusch, das an ein Meerschweinchen erinnerte und entschuldigte sich auf Toilette. Irgendwo im Halbdunkel war ein Umriss zu erkennen der an Gunter erinnerte. Etwas ratlos stand sie alleine neben dem Eingang herum, aber die Rettung kam in Person von Lydia, die sie von hinten ansprang. Nach der üblichen Umarmung zur Begrüßung ging sie auf den Vorschlag auf ein Bier ein. Lydia kassierte das Geld ein und machte sich auf den Weg zur Bar. So hatte sie noch einen Moment um sich die ganze Szenerie genauer zu betrachten.
Das war also die tolle Party. Nüchtern betrachtet unterschied sich diese Veranstaltung nicht groß von den Kiddieparties zu denen sie mit ihrem Vater gegangen war. Nur dass hier die Kiddies ein paar Jahre älter waren. Und nüchtern würde sie bleiben. Mit Sicherheit hatten sich andere Wodka organisiert und ihn mit Saft gemischt. Die ganz harten Jungs machten das mit Eistee. Gerüchten zufolge hatte Andrea mal 'nen Absturz bekommen weil sie Alkohol mit Tabletten gemischt hatte. Ihren Eltern sollte sie die Übelkeit mit Regelbeschwerden erklärt haben.
Ihr Vater hatte da eine lustige Geschichte auf Lager, wie er immer wieder besoffen abends nach Hause gekommen war und sich manchmal auch übergeben musste. Seinen Eltern hatte er erzählt ihm wäre von dem fetten Fleisch übel, dass es immer zu essen gab. Irgendwann hatte ihr Großvater ihn beiseite genommen und ihm verklickert, dass der Geruch von Alkohol auch ihm und seiner Frau bekannt war und dass jeden Morgen sein Zimmer danach stank.
Ein paar von den Mädels standen schon angetrunken auf der Tanzfläche. Dabei war es erst kurz nach acht. Um die kichernden Püppchen hatten sich auch schon ein paar Jungs versammelt, die alle etwas älter waren. Hier trieben sich auch Kerle über zwanzig herum, was ihr mehr als peinlich vorkam. In einer Ecke sah sie Andrea, der gerade ein Bier gebracht wurde von einem der älteren. Sie machte sich ganz gut als kleines süßes Mädchen das sich bedienen ließ. Wirklich unglaublich, dass so ein Augenaufschlag so eine Wirkung haben konnte auf jemanden der unter Druck stand. Ein Schmunzeln erschien auf ihrem Gesicht. Ihr gefiel der Gedanke, dass die Vorzeigeblonde der Klasse den Kerl einfach nur ausnutzte. Das alles passte sehr gut zu dem was Paul von ihr mal erzählt hatte. Paul war jetzt knapp zwanzig, studierte in Marburg.  Seine Eltern wohnten neben ihnen.

weiterlesen


Launing
die Geschichte einer Verwandlung

Hier zu kaufen

Dienstag, 21. Dezember 2010

Launing Kapitel 2/2

„Die Welt ist abgedreht und gefährlich. Das war sie schon immer.  Es geht nur darum vorbereitet zu sein.“
Der Rest des Nachmittags war ereignislos. Das einzige größere Ereignis war ein geschwisterlicher Disput über den Abwasch, den Maxi für sich entschied. Ihre Mutter nahm sich die Zeit um mit ihnen Skat zu spielen und dann war es auch schon so weit sich für den Abend fertig zu machen.
Roberta hatte vorgeschlagen sich bei ihr zu treffen um sich gemeinsam auf zu hübschen, Lydia würden sie vor Ort treffen, da sie noch Nachhilfe gab bei irgendwelchen Kindern.
Was müssen das für Eltern sein die ihren Kindern Freitagnachmittag Nachhilfe aufs Auge drückten, oder wie schlecht mussten die Kinder in der Schule sein, dass so etwas nötig war?
Die Kombination für den Abend bestand aus Jeans, einer gelben Bluse, schwarzen Halbstiefeln und einem braunen Kapuzenpullover, den ihre Mutter nach ihren Vorstellungen angefertigt hatte. Ihre Haare hatte sie wie immer ohne unnötiges Zeug und frisch gewaschen. Vor Ewigkeiten hatte sie als Knieläufer mit den Utensilien ihrer Mutter herumgespielt und fand die Lockenwickler und das Brenneisen fürchterlich anstrengend, nicht dass das was am Ende dabei herauskam schlecht aussah, die Prozedur war ihr einfach zu anstrengend und mühevoll. Männer hatten es da bedeutend einfacher. Lange Haare oder kurze Haare, Bart, frisch rasiert oder drei Tage Bart. Das alles in den jeweiligen unterschiedlichen Kombinationen war dann auch das gesamte Angebot.
Sie rief ihren Eltern von der Tür ein Auf Wiedersehen zu, worauf ihre Mutter erwiderte, sie solle sich nicht wegfangen lassen, das jedoch in einem angemessenen scherzhaften Ton.
Selbst wenn etwas passieren sollte, das war ein Dorf in dem sie lebten, da würde der Täter entweder auffallen oder mit jemand würde ihn erkennen. Den Gedanken schüttelte sie auch sofort wieder ab, da sie nicht die geringste Lust hatte sich den Abend durch unnötige Paranoia zu vermiesen und vorbereitet war sie ja.
Die Luft roch nach Regen und am Horizont ballte sich eine Wolkenwand zusammen, der Wind blieb aber aus. Die ersten Tropfen würden wahrscheinlich erst nach Mitternacht fallen.
Bei Roberta angekommen, ging vor dem Spiegel die Schmink- Action los. Lipgloss, Wimperntusche und was noch alles dazu gehört. Aber das war eher Nebensache. Hauptsache war das hier:
„Drea kann echt nerven bis zum umfallen. Die soll mit ihrem Cheerleader Scheiß nach Texas gehen wo es hingehört.“
„Hast du mit Gunter reden können?“
„Ich meine wie peinlich ist das denn in kurzen Kleidchen vor den Jungs herum zu hüpfen.“
„Wann bringen uns die endlich bei wie dieses ganze System funktioniert?“
„Vergiss es, der war damit beschäftigt Leo ins Gewissen zu reden.“
„Es kommt ohne Scheiß Psychologie auf uns zu. Und wer ist dein geheimes Herzblatt?“
„Vielleicht hast du ja Glück und er ist heute am Start.“
„Herzblatt?“
„Das Wort ist doch von ganz alt her. Scheiß auf Herzblatt, darüber denke ich in zehn Jahren nach, schau dir doch die Auswahl an.“
„Selbst wenn, ich steh dann neben ihm wie bestellt und nicht abgeholt.“
„Irgendwie scheint jeder darauf zu warten, dass ich endlich einen Kerl am Start habe.“
„Und dann stehen wir beide da, schweigen uns an, das ist einfach zum kotzen.“
„Schritt für Schritt, mehr als knutschen ist nicht.“
„Und dann schaut er mich an und ich weiß nicht was ich sagen soll.“
„Aber sonst eine Klappe haben die man vom Mars aus sehen kann.“
Roberta hatte noch die Idee, dass sie sich doch Spangen ins Haar machen könnte, was ohne weitere Diskussion abgelehnt wurde.
Sie posierten noch einmal vor dem Spiegel um sich selber zu bewundern und um sicherzugehen, dass sie auch gesellschaftsfähig waren.
Arm in Arm untergehackt marschierten sie im erfrischenden Nachtwind der Disco- Scheune entgegen.
Nach langem herum kramen in der Handtasche, holte ihre Freundin eine Schachtel Zigaretten hervor.
„Willst du eine?“
Aufdringlich schwebte die Schachtel im Schritttakt vor ihrer Nase herum.

weiterlesen


Launing
die Geschichte einer Verwandlung

Hier zu kaufen

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Briefe aus der Fremde 03

 
...
Langsam fühle ich das Leben hier.Was ich hier erst als Langeweile bezeichnet habe, bedeutet hier Leben.Und das verliert hier seinen manchmal negativen Beigeschmack.Hier existiert keine Hektik und kein Stress, denn es macht sich ihn keiner. Und das ist ungewöhnlich und eine ganz neue Erfahrung in die man sich verlieben KÖNNTE. In Namibia leben ca. 1,8 Mio. Menschen auf einer Größe 6x so groß wie Deutschland (Berlin hat 3,6 Mio) und trotzdem kennen sich viele Leute. Hier gibt es noch sowas wie Unterstützung und Kilos (Km) spielen keine Rolle.Eine Tour von 600km sind hier normal und keine Reise. Und das ist faszinierend.Ich lerne diese Freiheit immer mehr lieben.Dieses Land mt all seinen Tieren und Gefahren(Leo im amp etc.), weckt in mir ein ganz neues Lebensgefühl.Das Gefühl von Freiheit.


Anmerkung:Diesen Text habe ich heute Nachmittag geschrieben. Der gestrige Abend hat bei mir eine Art Hebel umgelegt. Ich habe mit zwei netten Oukkies und Markus am Kamin gesessen und wir haben nur erzählt und diskutiert. Über Politik,das Leben hier...
Und ich sage Euch, was ich jetzt begriffen habe und langsam verstehe ist schon mehr wert als das was ich erwartet habe, zumal der gestrige Tag echt scheiße öde war. Heute aber habe ich mit den Memes (dicken Muddis) gelacht und echt mal gelebt ohne schlechtes Gewissen. Ich habe das Gefühl schon FAST vergessen wie es ist sich nutzlos und in der lufthängend zu sein. Mir gehts von Tag zu Tag besser, ich bin braun und habe schon 3Kilo abgenommen. Ich sitze viel in der Sonne, höre den Vögel zu, lese,putze und spiele mit Hund und Cat. Jetzt habe ich auch ein eigenes Zimmer, zwar werde ich das Zelt vermissen, aber so ists wärmer. Bin auch schon Karre gefahren.Bald werde ich 400km allein mit Markus fahren. Wir müssen was besorgen. Vielleicht fahren wir auch noch mal nach Swakopmund an die Küste. 600km. Ich und "Autobahn".(: Greg wenn ich wieder da bin bin ich erstens die beste Meme und zweitens Rennfahrer. Also...wenn das nichts ist.Macht Euer Ding und Keep on moving
Ek is bly - In Liebe und mit lieben Grüßen Eure Melli

Mama,Papa: Bitte Emails speichern und dicken Knutsch an Oma und Opa

also ich befinde mich seit samstag wieder in cajamarca und wurde auch gleich mit einer kleinen willkommensparty von all unseren freunden empfangen, war total schoen, weil wir waren ja jetzt zwei monate nur am reisen, ich wohne jetzt bei paco im haus, ist halt billiger als hotel und auch effektiver *gg*, tja ob ihr es glaubt oder nicht anja ist noch in lima und kommt erst naechste woche, ja anja und ivon koennen auch getrennt reisen und leben, die letzten tage waren echt noch mal sehr schoen, wir haben die beruehmten nascalinien gesehen und haben sandboarding in einer oase gemacht, sehr viel spass,
ich wollte euch allen noch mal danke sagen fuer die ganzen e-mails die jetzt kommen, es ist schoen zu wissen, dass alle da sind, wenn wir wieder zurueck kommen und uns alle helfen wollen, da faellt einem das wieder kommen doch viel leichter,
heute muss ich die beiden belgerinnen verabschieden, die sich auf machen nach bolivien und wir uns nicht mehr sehen, aber sie wollen im september nach berlin kommen
ja na gut, dass solltre nur ein kleines lebenszeichen von mir sein
bis denne
eure Yvoncita

hallo ihr lieben nicht-schreiber! wir sind heute frueh um 5 uhr aus cotahuasi zurueckgekehrt - haben also wiedereinmal eine dreizehnstuendige busfahrt hinter uns. ich werde in absaetzen die letzten abenteuer fuer euch zusammenfassen:

copacabana 1: eigentlich wollten wir bereits vor einer woche den peruanischen boden verlassen, und von puno nach copacabana reisen. wurde nur leider nichts draus, da die bolivianischen bauern die gesamte strasse gesperrt hatten, und somit fuer einige zeit das verkehrsnetz zusammengebrochen war. da standen wir also am terminal mit unserem gigantischen gepaeckhaufen. man bot uns an mit dem boot ueber den titicacasee zu fahren, ca. 9 stunden, kostet pro person 30US$ - nee, das spielchen spielen wir nicht mit, dachten wir. die meisten touristen, mit gleichem reiseziel, aber eindeutig weniger flexibel, stiegen natuerlich sofort auf dieses angebot ein. yvonne und ich hingegen haben einfach unsere route ein wenig verlegt. "also die 30US$ kriegen die von uns nicht, erst recht nich fuer so'n scheiss boot, lass uns doch lieber schnell nach arequipa fahren, dann lassen wir das nach bolivien einfach aus." und so nahmen wir den naechsten bus in die "weisse stadt".

doener in arequipa: unser reisefuehrer versprach viele kulinarische koestlichkeiten, so stiessen wir unter anderem auf doener kebap. ihr koennt es sicherlich nicht nachempfinden, warum wir in peru ausgerechnet doener futtern gehen, aber nach ueber acht monaten reis mit huehnchen sehnt man sich nach imbissbudenessen. das restaurant ist von einem tuerken, der seine fleischschrippen zuvor in berlin verkauft hat. also, dachten wir, nichts wie rein, mussten aber leicht enttaeuscht feststellen, dass es einfach nicht das selbe ist was wir kennen.

la casa de klaus: nach unserem ausflug ins peruanische kreuzberg fuehrte uns unser weg directamente zu einem deutschen restaurant. deutsches bier, deutsches essen, deutsche zeitungen, deutsche welle im tv. wir blieben nicht, kehrten allerdings wenige stunden spaeter zurueck, wo ich schliesslich seit monatiger abstinenz endlich wieder ordentlichen gulasch mit spaetzle zu mir nahm. es war einfach koestlich und ich bekam etwas heimweh... lange rede kurzer sinn, in diesen stunden lernten wir klaus kennen. endvierziger stuttgarter mit fuerchterlichstem schwaebisch, der gerne von teuren investitionen ins ausland, westen aus alpacaleder, millionenschweren freunden, kokaschmuggel nach deutschland, von drogengeldern in huanchaco und morddrohungen gegen kolumbianische fussballspieler erzaehlt - dufter typ! auch wenn er anfangs ziemlich auf den putz gehauen hat haben wir uns gut mit ihm verstanden. als es immer spaeter wurde fing er auch an uns bier und pisco sour auszugeben. schliesslich verabredeten wir uns fuer den naechsten mittag zum essen. er liess extra fuer uns cebiche zubereiten - zu einem spottpreis - und ich bekam seit monaten malwieder richtigen bohnenkaffee. irgendwann bekamen wir auch heraus, dass er skatspieler ist, und so besuchten wir la casa de klaus noch noch einige male.

bin gerade tierisch gelangweilt, meine lieben eltern ihr koenntet euch ja auch wieder mal melden, nach unseren ganzen ausfluegen - wir sind ja heute erst zurueckgekehrt, habe ich schon die eine oder andere nachricht erwartet, eine kurze meldung von phil, und das wars,yvonne hat zwoelf mails bekommen, weiss nicht woran es liegt, aber ohne feedback, machts einfach keinen spass mehr, .... die erzaehlung von den freilebenden condoren, die direkt ueber unsere koepfe flogen, und den ausflug zum tiefsten cañon, canyon der erde spare ich mir also........  anja

DA HÄNG KLOTZ die ersten anderthalb Jahre Support independent publishing: Buy this book on Lulu. Bookmark and Share

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Wenn der Pott aber nun ein Loch hat

 
1.
"Wenn der Pott aber nu 'n Loch hat, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Wenn der Pott aber nu 'n Loch hat, lieber Heinrich, 'n Loch?"
"Stopp's zu liebe, liebe Liese, liebe Liese, stopp's zu!"

2.
"Womit soll ich's denn aber zustoppen, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Womit soll ich's denn aber zustoppen, lieber Heinrich, zustoppen?"
"Mit Stroh, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mit Stroh!"

3.
"Wenn's Stroh aber nu zu lang ist, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Wenn's Stroh aber nu zu lang ist, lieber Heinrich, zu lang?"
"Hau's ab, liebe, liebe Liese, liebe Liese, hau's ab!"

4.
"Womit soll ich's aber abhaue, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Womit soll ich's aber abhaue, lieber Heinrich, womit?"
"Mit'm Beil, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mit'm Beil!"

5.
"Wenn's Beil aber nu zu stumpf ist, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Wenn's Beil aber nu zu stumpf ist, lieber Heinrich, zu stumpf?"
"Mach's scharf, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mach's scharf!"

6.
"Womit soll ich's denn aber scharf machen, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
"Womit soll ich's denn aber scharf machen, lieber Heinrich, womit?"
"Mit'm Stein, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mit'm Stein!"

7.
"Wenn der Stein aber nu zu trocken ist, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
"Wenn der Stein aber nu zu trocken ist, lieber Heinrich, zu trocken?"
"Mach'n nass, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mach'n nass!"

8.
"Womit soll ich'n aber nass mache, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
"Womit soll ich'n aber nass mache, lieber Heinrich, womit?"
"Mit Wasser, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mit Wasser!"

9.
"Womit soll ich denn aber's Wasser schöpfe, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
"Womit soll ich denn aber's Wasser schöpfe, lieber Heinrich, womit?"
"Mit'm Pott, liebe, liebe Liese, liebe Liese, mit'm Pott!"

10.
"Wenn der Pott aber nu 'n Loch hat, lieber Heinrich, lieber Heinrich?
Wenn der Pott aber nu 'n Loch hat, lieber Heinrich, 'n Loch?"
"Lass es sein, liebe, liebe Liese, liebe Liese, lass es sein!"

DA HÄNG KLOTZ die ersten anderthalb Jahre Support independent publishing: Buy this book on Lulu. Bookmark and Share

Sonntag, 28. November 2010

Launing Kapitel 2/1

Freitag

Ihre Träume waren durchzogen von Dialogfetzen aus Nathan dem Weisen. Immer wieder hallten die Wörter in der Dunkelheit nach und ließen ihren Kopf vibrieren. Ein alter Mann kam auf einem Reh heran geritten und meinte er wolle mehr vom Leben.

Samstag, 20. November 2010

Eristik die Kunst immer recht zu haben Teil 5

Kunstgriff 32 (Gegenargument verdächtig machen)
Eine uns entgegenstehende Behauptung des Gegners können wir auf eine kurze Weise dadurch beseitigen oder wenigstens verdächtig machen, daß wir sie unter eine verhaßte Kategorie bringen, wenn sie auch nur durch eine Ähnlichkeit oder sonst lose mit ihr zusammenhängt: z.B. »das ist Manichäismus, das ist Arianismus; das ist Pelagianismus; das ist Idealismus; das ist Spinozismus; das ist Pantheismus; das ist Brownianismus; das ist Naturalismus; das ist Atheismus; das ist Rationalismus; das ist Spiritualismus; das ist Mystizismus; das ist Esoterik usw.« Wir nehmen dabei zweierlei an:
1.   daß jene Behauptung wirklich identisch oder wenigstens enthalten sei in jener Kategorie, rufen also aus: oh, das kennen wir schon! – und
2.   daß diese Kategorie schon ganz widerlegt sei und kein wahres Wort enthalten könne.

Kunstgriff 33 (Konsequenz leugnen)
Sagen Sie: »Das mag in der Theorie richtig sein; in der Praxis ist es falsch.« – Durch dieses Sophisma gibt man die Gründe zu und leugnet doch die Folgen; im Widerspruch mit der Regel a ratione ad rationatum valet consequentia. – Jene Behauptung setzt eine Unmöglichkeit: was in der Theorie richtig ist, muß auch in der Praxis zutreffen; trifft es nicht zu, so liegt ein Fehler in der Theorie, irgend etwas ist übersehen und nicht in Anschlag gebracht worden, folglich ist es auch in der Theorie falsch.

Wenn die Theorie wirklich richtig ist, muß es nämlich auch in der Praxis zutreffen.

Kunstgriff 34 (nachhaken bei vermutlich faulen Punkten)
Wenn der Gegner auf eine Frage oder Argument keine direkten Antworten gibt, ausweicht, sondern durch eine Gegenfrage, oder eine indirekte Antwort, oder gar etwas nicht zur Sache Gehöriges ausweicht und wo anders hinwill, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß wir (bisweilen ohne es zu wissen) auf einen faulen Fleck getroffen haben: es ist ein relatives Verstummen seinerseits. Der von uns angeregte Punkt ist also zu urgieren und den Gegner nicht vom Fleck zu lassen, selbst dann, wenn wir noch nicht sehen, worin eigentlich die Schwäche besteht, die wir hier getroffen haben.

Kunstgriff 35 (Dein Argument widerspricht Deinem Interesse)
Dieser Kunstgriff macht, sobald er praktikabel ist, alle übrigen entbehrlich: statt durch Gründe auf den Intellekt, wirke man durch Motive auf den Willen, und der Gegner, wie auch die Zuhörer, wenn sie gleiches Interesse mit ihm haben, sind sogleich für unsere Meinung gewonnen, und wäre diese aus dem Tollhause geborgt: denn meistens wiegt ein Lot Wille mehr als ein Zentner Einsicht und Überzeugung. Freilich geht dies nur unter besonderen Umständen an. Kann man dem Gegner fühlbar machen, daß seine Meinung, wenn sie gültig würde, seinem Interesse merklichen Abbruch täte, so wird er sie so schnell fahren lassen, wie ein heißes Eisen, das er unvorsichtigerweise ergriffen hatte. Z.B. ein Geistlicher verteidigt ein philosophisches Dogma: man gebe ihm zu vermerken, daß es mittelbar mit einem Grunddogma seiner Kirche in Widerspruch steht, und er wird es fahren lassen.

Ein Gutsbesitzer behauptet die Vortrefflichkeit des Maschinenwesens in England, wo eine Dampfmaschine vieler Menschen Arbeit tut: man gebe ihm zu verstehn, daß bald auch die Wagen durch Dampfmaschinen gezogen werden, wo denn die Pferde seiner zahlreichen Stuterei sehr im Preise sinken müssen; und man wird sehn. In solchen Fällen ist das Gefühl eines jeden in der Regel: »quam temere in nosmet legem sancimus iniquam.«
Eben so, wenn die Zuhörer mit uns zu einer Sekte, Gilde, Gewerbe, Klub usw. gehören, der Gegner aber nicht. Seine These sei noch so richtig; sobald wir nur andeuten, daß solche dem gemeinsamen Interesse besagter Gilde usw. zuwiderläuft, so werden alle Zuhörer die Argumente des Gegners, seien sie auch vortrefflich, schwach und erbärmlich, unsre dagegen, und wären sie aus der Luft gegriffen, richtig und treffend finden, der Chor wird laut für uns sich vernehmen lassen, und der Gegner wird beschämt das Feld räumen. Ja die Zuhörer werden meistens glauben aus reiner Überzeugung gestimmt zu haben. Denn was uns unvorteilhaft ist, erscheint meistens dem Intellekt absurd. Intellectus luminis sicci non est recipit infusionem a voluntate et affectibus. Dieser Kunstgriff könnte so bezeichnet werden »den Baum bei der Wurzel anfassen«: gewöhnlich heißt er das argumentum ab utili.
   Kurz: Argumentum ab utili. Kann man dem Gegner fühlbar machen, daß seine Meinung, wenn sie gültig würde, seinem Interesse – oder dem Interesse seiner Sekte, seinem Club, seiner Partei etc. - merklich Abbruch täte, so wird er sie so schnell fahren lassen wie ein heißes Eisen, das er unvorsichtigerweise ergriffen hatte.

Kunstgriff 36 (Gegner durch hochgestochenen Wortschwall verdutzen)
Den Gegner durch sinnlosen Wortschwall verdutzen, verblüffen. Es beruht darauf, daß:
»Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen
Wenn er nun sich seiner eignen Schwäche im Stillen bewußt ist, wenn er gewohnt ist, mancherlei zu hören, was er nicht versteht, und doch dabei zu tun, als verstände er es; so kann man ihm dadurch imponieren, daß man ihm einen gelehrt oder tiefsinnig klingenden Unsinn, bei dem ihm Hören, Sehn und Denken vergeht, mit ernsthafter Miene vorschwatzt, und solches für den unbestreitbarsten Beweis seiner eignen Thesis ausgibt. Bekanntlich haben in neuern Zeiten, selbst dem ganzen Deutschen Publikum gegenüber, einige Philosophen diesen Kunstgriff mit dem brilliantesten Erfolg angewandt. Weil aber exempla odiosa sind, wollen wir ein älteres Beispiel nehmen aus Goldsmith, Vicar of Wakefield, Kap. 7.
   Kurz: Den Gegner durch sinnlosen, hochgestochenen Wortschwall verdutzen, verblüffen, außer Gefecht setzen.

Kunstgriff 37 (sachlich richtig: Beweisführung falsch anführen)
(der einer der ersten sein sollte). Wenn der Gegner auch in der Sache Recht hat, allein glücklicherweise für selbige einen schlechten Beweis wählt, so gelingt es uns leicht diesen Beweis zu widerlegen, und nun geben wir dies für eine Widerlegung der Sache aus. Im Grunde läuft dies darauf zurück, daß wir ein argumentum ad hominem für eines ad rem ausgeben. Fällt ihm oder den Umstehenden kein richtigerer Beweis bei, so haben wir gesiegt. – Z. B. wenn einer für das Dasein Gottes den ontologischen Beweis aufstellt, der sehr wohl widerlegbar ist. Dies ist der Weg, auf welchem schlechte Advokaten eine gute Sache verlieren: [sie] wollen sie durch ein Gesetz rechtfertigen, das darauf nicht paßt, und das passende fällt ihnen nicht ein.
   Kurz: Wenn der Gegner in der Sache recht hat, aber einen schlechten Beweis wählt, dann den Beweis widerlegen und dies für die Widerlegung der Sache ausgeben. (Hier wird ein argumentum ad hominem für ein argumentum ad rem ausgegeben.)

Letzter Kunstgriff (persönlich beleidigend werden)
Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob. Das Persönlichwerden besteht darin, daß man von dem Gegenstand des Streites (weil man da verlornes Spiel hat) abgeht auf den Streitenden und seine Person irgend wie angreift: man könnte es nennen argumentum ad personam, zum Unterschied vom argumentum ad hominem: dieses geht vom rein objektiven Gegenstand ab, um sich an das zu halten, was der Gegner darüber gesagt oder zugegeben hat. Beim Persönlichwerden aber verläßt man den Gegenstand ganz, und richtet seinen Angriff auf die Person des Gegners: man wird also kränkend, hämisch, beleidigend, grob. Es ist eine Appellation von den Kräften des Geistes an die des Leibes, oder an die Tierheit. Diese Regel ist sehr beliebt, weil jeder zur Ausführung tauglich ist, und wird daher häufig angewandt. Nun fragt sich, welche Gegenregel hierbei für den andern Teil gilt. Denn will er dieselbe gebrauchen, so wird's eine Prügelei oder ein Duell oder ein Injurienprozeß.
Man würde sich sehr irren, wenn man meint, es sei hinreichend, selbst nicht persönlich zu werden. Denn dadurch, daß man Einem ganz gelassen zeigt, daß er Unrecht hat und also falsch urteilt und denkt, was bei jedem dialektischen Sieg der Fall ist, erbittert man ihn mehr als durch einen groben, beleidigenden Ausdruck. Warum? Weil wie Hobbes de Cive, Kap. 1, sagt: Omnis animi voluptas, omnisque alacritas in eo sita est, quod quis habeat, quibuscum conferens se, possit magnifice sentire de seipso (dem Menschen geht nichts über die Befriedigung seiner Eitelkeit und keine Wunde schmerzt mehr als die, die dieser geschlagen wird. Daraus stammen Redensarten wie »die Ehre gilt mehr als das Leben« usw. Diese Befriedigung der Eitelkeit entsteht hauptsächlich aus dem Vergleich seiner selbst mit Anderen, in jeder Beziehung, aber hauptsächlich in Beziehung auf die Geisteskräfte. Diese eben geschieht effektiv und sehr stark beim Disputieren. Daher die Erbitterung des Besiegten, ohne daß ihm Unrecht widerfahren, und daher sein Greifen zum letzten Mittel, diesem letzten Kunstgriff: dem man nicht entgehen kann durch bloße Höflichkeit seinerseits. Große Kaltblütigkeit kann jedoch auch hier aushelfen, wenn man nämlich, sobald der Gegner persönlich wird, ruhig antwortet, das gehöre nicht zur Sache, und sogleich auf diese zurücklehnt und fortfährt, ihm hier sein Unrecht zu beweisen, ohne seiner Beleidigungen zu achten, also gleichsam wie Themistokles zum Eurybiades sagt: pataxon men, akouson de. Das ist aber nicht jedem gegeben.
   Kurz: Wenn man merkt, dass der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird: persönlich, beleidigend, grob werden (Argumentum ad personam, im Unterschied zum Argumentum ad hominem).

Die einzig sichere Gegenregel

Zitat: Die einzig sichere Gegenregel ist daher die, welche schon Aristoteles im letzten Kapitel der Topica gibt: Nicht mit dem Ersten dem Besten zu disputieren; sondern allein mit solchen, die man kennt, und von denen man weiß, daß sie Verstand genug haben, nicht gar zu Absurdes vorzubringen und dadurch beschämt werden zu müssen; und um mit Gründen zu disputieren und nicht mit Machtsprüchen, und um auf Gründe zu hören und darauf einzugehn; und endlich, daß sie die a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit schätzen, gute Gründe gern hören, auch aus dem Munde des Gegners, und Billigkeit genug haben, um es ertragen zu können, Unrecht zu behalten, wenn die a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit auf der andern Seite liegt. Daraus folgt, daß unter Hundert kaum Einer ist, der wert ist, daß man mit ihm disputiert. Die Übrigen lasse man reden, was sie wollen, denn desipere est juris gentium, und man bedenke, was Voltaire sagt: La paix vaut encore mieux que la vérité (Friede ist mehr wert als Wahrheit); und ein arabischer Spruch ist: »Am Baume des Schweigens hängt seine Frucht: der Friede.«
Das Disputieren ist als Reibung der Köpfe allerdings oft von gegenseitigem Nutzen, zur Berichtigung der eignen Gedanken und auch zur Erzeugung neuer Ansichten. Allein beide Disputanten müssen an Gelehrsamkeit und an Geist ziemlich gleichstehen. Fehlt es einem an der ersten, so versteht er nicht alles, ist nicht au niveau (auf dem Niveau). Fehlt es ihm am zweiten, so wird die dadurch herbeigeführte Erbitterung ihn zu Unredlichkeiten und Kniffen [oder] zu Grobheit verleiten.
Zwischen der Disputation in colloquio privato sive familiari und der disputatio sollemnis publica, pro gradu usw. ist kein wesentlicher Unterschied. Bloß etwa, daß bei letzterer gefordert wird, daß der Respondens allemal gegen den Opponens Recht behalten soll und deshalb nötigenfalls der praeses ihm beispringt; – oder auch daß man bei letzterer mehr förmlich argumentiert, seine Argumente gern in die strenge Schlußform kleidet.


DA HÄNG KLOTZ
die ersten anderthalb Jahre

Support independent publishing: Buy this book on Lulu.

Bookmark and Share

Montag, 1. November 2010

Zungenbrecher

Es ist verboten, toten Kojoten die Hoden zu verknoten! ...

Im tiefsten dichten Fichtendickicht picken dicke Finken tüchtig, dicke Finken picken tüchtig im tiefsten dicken Fichtendickicht.

Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.

Am zehnten Zehnten zehn Uhr zehn zogen zehn zahme Ziegen zehn Zentner Zucker zum Zoo. Zehn Ziegen ziehen zehn Zentner Zucker zum Zoo - zum Zoo ziehen zehn Ziegen zehn Zentner Zucker.

Besser auf kaltem Boden hocken, als mit kalten Hoden bocken.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Eristik die Kunst immer recht zu haben Teil 4

Kunstgriff 28 (unsachkundige Argumente vorbringen)
Dieser ist hauptsächlich anwendbar, wenn Gelehrte vor ungelehrten Zuhörern streiten. Wenn man kein argumentum ad rem (zur Sache gehörend) hat und auch nicht einmal eines ad hominem, so macht man eines ad auditores, d.h. einen ungültigen Einwurf, dessen Ungültigkeit aber nur der Sachkundige einsieht. Ein solcher ist der Gegner, der Zuhörer aber meist nicht: er wird also in ihren Augen geschlagen, zumal wenn der Einwurf seine Behauptung irgendwie in ein lächerliches Licht stellt. Zum Lachen sind die Leute gleich bereit, und man hat die Lacher auf seiner Seite. Um die Nichtigkeit des Einwurfs zu zeigen, müßte der Gegner eine lange Auseinandersetzung machen und auf die Prinzipien der Wissenschaft oder sonstige Angelegenheit zurückgehn: dazu findet er nicht leicht Gehör.
Exempel. Der Gegner sagt: bei der Bildung des Urgebirges, war die Masse, aus welcher der Granit und alles übrige Urgebirg kristallisierte flüssig durch Wärme, also geschmolzen: die Wärme mußte etwa 200° R sein: die Masse kristallisierte unter der sie bedeckenden Meeresfläche. – Wir machen das argumentum ad auditores, daß bei jener Temperatur, ja schon lange vorher bei 80°, das Meer längst verkocht wäre und in der Luft schwebte als Dunst. – Die Zuhörer lachen. Um uns zu schlagen, hätte er zu zeigen, daß der Siedepunkt nicht allein von dem Wärmegrad, sondern eben so sehr vom Druck der Atmosphäre abhängt: und dieser, sobald etwa das halbe Meereswasser in Dunstgestalt schwebt, sosehr erhöht ist, daß auch bei 200° R noch kein Kochen stattfindet. – Aber dazu kommt er nicht, da es bei Nichtphysikern einer Abhandlung bedarf.

Beispiel
1): in einer Vertragsverhandlung ist der hier genannte „Hörer“ der evtl. anwesende Kunde. Unter Juristen alleine ist wohl keiner ein Ungelehrter. Sollte jedoch eine unglaubhafte Übertreibung geschehen, setzen Sie kabarettistische Mittel ein: übertreiben Sie noch mehr und machen Sie damit des Gegners Argument lächerlich. Kabarett und Rhetorik sind nahe Verwandte (vgl. Jürgen Henningsen: „Theorie des Kabaretts“, A. Henn Verlag Ratingen 1967 in „Über die Wissenszusammenhänge im Publikum“, Holger Münzer: Handbuch der Rhetorik und im Kap. „Das Publikum“ S. 105 ff.).
   Kurz: Unsachkundige Argumente nur im Blick der Hörer vorbringen: ein ungültiger Einwurf, dessen Ungültigkeit aber nur der Sachkundige einsieht, der Hörer aber nicht, wird so in ihren Augen geschlagen. Besonders wirksam, wenn der Einwurf die Behauptung des Gegners lächerlich macht.

Kunstgriff 29 (Diversion)
Merkt man, daß man geschlagen wird, so macht man eine Diversion: d.h. fängt mit einem Male von etwas ganz anderem an, als gehörte es zur Sache und wäre ein Argument gegen den Gegner. Dies geschieht mit einiger Bescheidenheit, wenn die Diversion doch noch überhaupt das thema quaestionis (das fragliche Thema) betrifft; unverschämt, wenn es bloß den Gegner angeht und gar nicht von der Sache redet.
Z.B. Ich lobte, daß in China kein Geburtsadel sei und die Ämter nur in Folge von examina erteilt werden. Mein Gegner behauptete, daß Gelehrsamkeit eben so wenig als Vorzüge der Geburt (von denen er etwas hielt) zu Ämtern fähig machte. – Nun ging es für ihn schief. Sogleich machte er die Diversion, daß in China alle Stände mit der Bastonade gestraft werden, welches er mit dem vielen Teetrinken in Verbindung brachte und beides den Chinesen zum Vorwurf machte. – Wer nun gleich auf alles sich einließe, würde sich dadurch haben ableiten lassen und den schon errungenen Sieg aus den Händen gelassen haben.
Unverschämt ist die Diversion, wenn sie die Sache quaestionis (meint: den fraglichen Sachverhalt) ganz und gar verläßt, und etwa anhebt: »Ja, und so behaupteten Sie neulich ebenfalls etc.« Denn da gehört sie gewissermaßen zum »Persönlichwerden«, davon in dem letzten Kunstgriff die Rede sein wird. Sie ist genau genommen eine Mittelstufe zwischen dem daselbst zu erörternden argumentum ad personam und dem argumentum ad hominem.
Wie sehr gleichsam angeboren dieser Kunstgriff sei, zeigt jeder Zank zwischen gemeinen Leuten: wenn nämlich Einer dem Anderen persönliche Vorwürfe macht, so antwortet dieser nicht etwa durch Widerlegung derselben, sondern seinerseits durch persönliche Vorwürfe, die er dem Ersten macht, die ihm selbst gemachten dabei stehen lassend, also gleichsam zugebend. Er macht es wie Scipio, der die Karthager nicht in Italien, sondern in Afrika angriff. Im Kriege mag solche Diversion zu Zeiten taugen. Im Zanken ist sie schlecht, weil man die empfangnen Vorwürfe stehen läßt und der Zuhörer alles Schlechte von beiden Parteien erfährt. Im Disputieren ist sie faute de mieux (üblerweise) gebräuchlich.

   Kurz: Merkt man, daß man geschlagen wird so macht man eine Diversion; d.h. man fängt mit einem Male von etwas ganz anderem an und tue so, als gehöre es zur Sache und wäre ein Argument gegen den Gegner. Oder man werde gar persönlich, zänkisch, beleidigend. Im Disputieren ist derlei üblerweise allgemein gebräuchlich auch ohne Kenntnis der Eristischen Kunstgriffe.

Kunstgriff 30 (Autoritäten statt Gründe angeben)
Das argumentum ad verecundiam. Statt der Gründe brauche man Autoritäten nach Maßgabe der Kenntnisse des Gegners.
Unusquisque mavult credere quam judicare (jeder will lieber glauben als urteilen): sagt Seneca [De vita beata, I, 4]; man hat also leichtes Spiel, wenn man eine Autorität für sich hat, die der Gegner respektiert. Es wird aber für ihn desto mehr gültige Autoritäten geben, je beschränkter seine Kenntnisse und Fähigkeiten sind. Sind etwa diese vom ersten Rang, so wird es höchst wenige und fast gar keine Autoritäten für ihn geben. Allenfalls wird er die der Leute vom Fach in einer ihm wenig oder gar nicht bekannten Wissenschaft, Kunst, oder Handwerk gelten lassen: und auch diese mit Mißtrauen. Hingegen haben die gewöhnlichen Leute tiefen Respekt für die Leute vom Fach jeder Art. Sie wissen nicht, daß wer Profession von der Sache macht, nicht die Sache liebt, sondern seinen Erwerb: – noch daß wer eine Sache lehrt, sie selten gründlich weiß, denn wer sie gründlich studiert, dem bleibt meistens keine Zeit zum Lehren übrig. Allein für das Vulgus (salopp: Otto Normalverbraucher) gibt es gar viele Autoritäten die Respekt finden: hat man daher keine ganz passende, so nehme man eine scheinbar passende, führe an, was einer in einem andern Sinn, oder in andern Verhältnissen gesagt hat. Autoritäten, die der Gegner gar nicht versteht, wirken meistens am besten. Ungelehrte haben einen eignen Respekt vor griechischen und lateinischen Floskeln. Auch kann man die Autoritäten nötigenfalls nicht bloß verdrehen, sondern geradezu verfälschen, oder gar welche anführen, die ganz aus eigner Erfindung sind: meistens hat er das Buch nicht zur Hand und weiß es auch nicht zu handhaben. Das schönste Beispiel hierzu gibt der Französische Curé, der, um nicht, wie die andern Bürger mußten, die Straße vor seinem Hause zu pflastern, einen Biblischen Spruch anführte: paveant illi, ego non pavebo. Das überzeugte die Gemeinde-Vorsteher.

Auch sind allgemeine Vorurteile (hinterhältigerweise) als Autoritäten zu gebrauchen (besser: zu mißbrauchen). Denn die meisten denken mit Aristoteles a men polloiV dokei tauta ge einai jamen: Ja, es gibt keine noch so absurde Meinung, die die Menschen nicht leicht zu der ihrigen machten, sobald man es dahin gebracht hat, sie zu überreden, daß solche allgemein angenommen sei. Das Beispiel wirkt auf ihr Denken wie auf ihr Tun. Sie sind Schafe, die dem Leithammel nachgehn, wohin er auch führt: es ist ihnen leichter zu sterben als zu denken. Es ist sehr seltsam, daß die Allgemeinheit einer Meinung so viel Gewicht bei ihnen hat, da sie doch an sich selbst sehn können, wie ganz ohne Urteil und bloß kraft des Beispiels man Meinungen annimmt. Aber das sehn sie nicht, weil alle Selbstkenntnis ihnen abgeht.

Nur die Auserlesenen sagen mit Plato tois polloiV polla dokei, d. h. das Vulgus hat viele Flausen im Kopfe, und wollte man sich daran kehren, hätte man viel zu tun.
Die Allgemeinheit einer Meinung ist, im Ernst geredet, kein Beweis, ja nicht einmal ein Wahrscheinlichkeitsgrund ihrer Richtigkeit. Die, welche es behaupten, müssen annehmen:
1.   daß die Entfernung in der Zeit jener Allgemeinheit ihre Beweiskraft raubt: sonst müßten sie alle alten Irrtümer zurückrufen, die einmal allgemein für Wahrheiten galten: z.B. das Ptolemäische System, oder in allen protestantischen Ländern den Katholizismus herstellen
2.   daß die Entfernung im Raum dasselbe leistet: sonst wird sie die Allgemeinheit der Meinung in den Bekennern des Buddhismus, des Christentums, und des Islams in Verlegenheit setzen. (Nach Bentham, Tactique des assemblées législatives, Bd. II, S. 76.)
Was man so die allgemeine Meinung nennt, ist, beim Lichte betrachtet, die Meinung zweier oder dreier Personen. Und davon würden wir uns überzeugen, wenn wir der Entstehungsart so einer allgemeingültigen Meinung zusehn könnten. Wir würden dann finden, daß zwei oder drei Leute es sind, die solche zuerst annahmen oder aufstellten und behaupteten, und denen man so gütig war zuzutrauen, daß sie solche recht gründlich geprüft hätten: auf das Vorurteil der hinlänglichen Fähigkeit dieser nahmen zuerst einige Andere die Meinung ebenfalls an. Diesen wiederum glaubten Viele andre, deren Trägheit ihnen anriet, lieber gleich zu glauben, als erst mühsam zu prüfen. So wuchs von Tag zu Tag die Zahl solcher trägen und leichtgläubigen Anhänger: denn hatte die Meinung erst eine gute Anzahl Stimmen für sich, so schrieben die Folgenden dies dem zu, daß sie solche nur durch die Triftigkeit ihrer Gründe hätte erlangen können. Die noch Übrigen waren jetzt genötigt gelten zu lassen, was allgemein galt, um nicht für unruhige Köpfe zu gelten, die sich gegen allgemeingültige Meinungen auflehnten, und naseweise Burschen, die klüger sein wollten als alle Welt.

Jetzt wurde die Beistimmung zur Pflicht. Nunmehr müssen die Wenigen, welche zu urteilen fähig sind, schweigen: und die da reden dürfen, sind solche, welche völlig unfähig, eine eigene Meinung und eigenes Urteil zu haben, das bloße Echo fremder Meinung sind.Jjedoch sind sie um so eifrigere und unduldsamere Verteidiger derselben. Denn sie hassen am Andersdenkenden nicht sowohl die andre Meinung, zu der er sich bekennt, als die Vermessenheit, selbst urteilen zu wollen, was sie ja doch selbst nie unternehmen und im Stillen sich dessen bewußt sind. – Kurzum, Denken können sehr Wenige, aber Meinungen wollen alle haben: was bleibt da anderes übrig, als daß sie solche, statt sie sich selber zu machen, ganz fertig von Andern aufnehmen?
Da es so zugeht, was gilt da noch die Stimme von hundert Millionen Menschen? – So viel wie etwa ein historisches Faktum, das man in hundert Geschichtsschreibern findet, dann aber nachweist, daß sie alle, einer dem andern ausgeschrieben haben, wodurch zuletzt alles auf die Aussage eines Einzigen zurückläuft. (Nach Bayle, Pensées sur les Comètes, Bd. I, S. 10.)
»Dico ego, tu dicis, sed denique dixit et ille:
Dictaque post toties, nil nisi dicta vides.«
Nichtsdestoweniger kann man im Streit mit gewöhnlichen Leuten die allgemeine Meinung als Autorität gebrauchen.
Überhaupt wird man finden, daß wenn zwei gewöhnliche Köpfe mit einander streiten, meistens die gemeinsam von ihnen erwählte Waffe Autoritäten sind: damit schlagen sie aufeinander los. – Hat der bessere Kopf mit einem solchen zu tun, so ist das Rätlichste, daß er sich auch zu dieser Waffe bequeme, sie auslesend nach Maßgabe der Blößen seines Gegners. Denn gegen die Waffe der Gründe ist dieser, ex hypothesi, ein gehörnter Siegfried, eingetaucht in die Flut der Unfähigkeit zu denken und zu urteilen.
Vor Gericht wird eigentlich nur mit Autoritäten gestritten, die Autorität der Gesetze, die fest steht: das Geschäft der Urteilskraft ist das Auffinden des Gesetzes, d.h. der Autorität, die im gegebenen Fall Anwendung findet. Die Dialektik hat aber Spielraum genug, indem - erforderlichenfalls - der Fall und ein Gesetz, die nicht eigentlich zu einander passen, gedreht werden, bis man sie für zu einander passend ansieht: auch umgekehrt.

Beispiel
1):
Das Zitieren von Autoritäten wie „Presse“, „Allgemeine Meinung“ und ähnliches birgt meistens die Gefahr, sich vor qualifizierten Gegnern angreifbar zu machen. Dabei kommt es natürlich auf den Gegner an, der Ihnen gegenübersitzt. Wenn der Gegner sich auf Allgemeinheiten beruft, können Sie vielleicht mit Allgemeinheiten parieren. Mal gelingt’s, mal nicht. Besser ist es in jedoch in jedem Fall, derlei Allgemeinheiten mit Wissen, differenziert, dezidiert und möglichst knapp und treffend zu entgegnen. Dann haben Sie die Chance, vom Gegner als Autorität eingestuft zu werden, und dann haben Sie schon gewonnen.
[Merke: Bezeichnungen wie „Autorität“ und „Persönlichkeit“, selbst Begriffe wie „Künstler“ und „Experte“ sind Bezeichnungen, die man sich niemals selbst attestieren sollte, sondern die immer durch Andere attestiert werden. Sagen Sie mal: „Ich als Persönlichkeit...“ dann spüren Sie, was ich meine:
Persönlichkeit ist die Summe aller Fähigkeiten abzüglich aller Eitelkeiten. -
Handbuch der Rhetorik S. 97]

Kunstgriff 31 (sich mit feiner Ironie für inkompetent erklären)
Wo man gegen die dargelegten Gründe des Gegners nichts vorzubringen weiß, erkläre man sich mit feiner Ironie für inkompetent: »Was Sie da sagen, übersteigt meine schwache Fassungskraft: es mag sehr richtig sein; allein ich kann es nicht verstehn und begebe mich allen Urteils.« – Dadurch insinuiert man den Zuhörern, bei denen man in Ansehen steht, daß es Unsinn ist. So erklärten beim Erscheinen der Kritik der reinen Vernunft oder vielmehr beim Anfang ihres erregten Aufsehens viele Professoren von der alten eklektischen Schule »wir verstehen das nicht«, und glaubten sie dadurch abgetan zu haben. – Als aber einige Anhänger der neuen Schule ihnen zeigten, daß sie Recht hätten und es wirklich nur nicht verstanden, wurden sie sehr übler Laune.
Man darf den Kunstgriff nur da brauchen, wo man sicher ist, bei den Zuhörern in entschieden höherem Ansehen zu stehen als der Gegner: z.B. ein Professor gegen einen Studenten. Eigentlich gehört dies zum vorigen Kunstgriff und ist ein Geltendmachen der eigenen Autorität, statt der Gründe, auf besonders maliziöse Weise.

– Der Gegenstreich ist: »Erlauben Sie, bei Ihrer großen Penetration muß es Ihnen ein leichtes sein, es zu verstehn, und so kann nur meine schlechte Darstellung Schuld sein«, – und nun ihm die Sache so ums Maul schmieren, daß er sie nolens volens verstehen muß und klar wird, daß er sie vorhin wirklich nur nicht verstanden hat. – So ist's retorquiert (salopp: Retourkutsche): er wollte uns »Unsinn« insinuieren; wir haben ihm »Unverstand« bewiesen. Beides mit schönster Höflichkeit.

Anmerkung
1): Demgemäß vielleicht nicht bei Juristen untereinander jedoch in Anwesenheit von Kunden und auch vor Gericht allemal.

DA HÄNG KLOTZ
die ersten anderthalb Jahre

Support independent publishing: Buy this book on Lulu.

Bookmark and Share

Freitag, 15. Oktober 2010

Briefe aus der Fremde 02

 
Liebe Freunde,
endlich habe ich den Kampf gegen den Computer gewonnen. Ich hätte mich schon früher gemeldet, aber bis jetzt bin ich immer aus dem Netz geflogen.Ausserdem lädt das Ding voll lang, deshalb schreibt mir bitte nicht ALLE zurück, da ich die Mails eh nicht lesen kann...

Mir geht es gut. Nach langer Reise ans wirkliche Ende der Welt bin ich gut in Etosha angekommen. Die Lodge auf der ich bin heißt Wildlife Etosha Lodge und liegt 9km vor dem Nationalpark.Das ist für Namibia ein Katzensprung, Als ich hierher gefahren bin, sind wir 6 Std. durch die Steppe gefahren bei einer Geschwind. von 140km/h. Und hier ist wirklich nichts. Nichts, außer Sonne,Staub,Stein und trockenes Gras. Mein erster Gedanke war: Ach DU scheiße!Das dachte ich auch als ich hier ankam. Oh Gott , alles schwule Männer. Aber diese Enttäuschung war am nächsten Abend verflogen. Wir waren nachts jagen. Ich saß hinten auf einem Pick up und ein Oukie(Typ) ballerte mit 80 SAchen übers Feld. Der Oukie heißt stephan und findet mich toll, was ein wenig belastend ist...
Es ist ausserdem noch ein anderer Prakti aus D da. Markus der Schnösel. Redet nur von sich. Ihr wisst was ich von sowas halte. Nada.
Auf jedenfall haben wir einen Dunker erlegt. War genz schön eklig, aber für einen guten Zweck.Denn die Arbeiter von Ben hatten nichts zu essen. Ihr merkt hier sind nur Männer. Ehrlich.Ich bin das einzige Mädchen.Bis auf einpaars Memes und Tattis (Schwarze) bin ich die Einzige.
Naja...Nacht wird es sehr kalt. 0 Grad und tagsüber 27 ( das tut gut)Ich bin schon braun.Na seid ihr neidisch?Hi,Hi..Ich schlafe in einem Zelt noch bis nächste Woche. Dann kriege ich ein Zimmer.(Das muss ich mir dann mit Stephan teilen-)
Bis jetzt sitz ich nur rum, aber nächste Woche wird es richtig voll. Ich kann auch schon einwenig afrikaans.Zum Beispiel: Fuck off, scheiße, Ek is bly.Trotz langeweile gehts mir ganz gut, doch ich freu mich auf die Arbeit und Stress nächste Woche. Ach ja...ich hab schon Elefanten,Giraffen,Zebras;Gnus und Schakale in freier Wildnis gesehen. Tolle Tiere.Jetzt werde ich mich n die Sonne legen. Für 5 Minuten länger hälts man eh nicht aus. Bei weiteren Fragen betreffend meiner Erreichbarkeit: 6489874.
Lasst es Euch gut gehen.. und Heike alles Gute für die nächsten Tage. Ich warte auf erfreuliche Informationen (: In Liebe Eure Melli
PS: Dankie dass ihr mich so zahlreich verabschiedet habt.

DA HÄNG KLOTZ die ersten anderthalb Jahre Support independent publishing: Buy this book on Lulu. Bookmark and Share

Freitag, 1. Oktober 2010

Sabinchen war ein Frauenzimmer

 

1.
Sabinchen war ein Frauenzimmer,
gar hold und tugendhaft.
Sie lebte treu und redlich immer
bei ihrer Dienstherrschaft.

2.
Da kam aus Treuenbrietzen
ein junger Mann daher.
Der wollte Sabinchen so gerne besitzen
und war ein Schuhmacher.

3.
Sein Geld hat er versoffen,
in Schnaps und auch in Bier.
Da kam er zu Sabinchen geloffen
und wollte welches von ihr.

4.
Sie konnte ihm keins geben,
da stahl er auf der Stell'
von ihrer guten Dienstherrschaft
sechs silberne Blechlöffel.

5.
Jedoch nach achtzehn Wochen,
da kam der Diebstahl raus.
Da jagte man mit Schimpf und Schande
Sabinchen aus dem Haus.

6.
Sie rief: "Verruchter Schuster,
du rabenschwarzer Hund!"
Da nahm er sein Rasiermesser
und schnitt ihr ab den Schlund.

7.
Das Blut zum Himmel spritzte,
Sabinchen fiel gleich um.
Der böse Schuster aus Treuenbrietzen,
der stand um ihr herum.

8.
In einem dunklen Keller,
bei Wasser und bei Brot,
da hat er endlich eingestanden
die grausige Moritot.

9.
Und die Moral von der Geschicht':
Trau' keinem Schuster nicht!
Der Krug, der geht so lange zum Wasser,
bis dass der Henkel bricht.


Anmerkung:
Die erste und die neunte Strophe werden auf die gleiche Melodie gesungen,
alle anderen Strophen auf die Melodie der zweiten Strophe.

DA HÄNG KLOTZ die ersten anderthalb Jahre Support independent publishing: Buy this book on Lulu. Bookmark and Share

Montag, 20. September 2010

Eristik die Kunst immer recht zu haben Teil 3

Kunstgriff 16 (Schikane herausklauben)
Argumenta ad hominem oder ex concessis: Bei einer Behauptung des Gegners müssen wir suchen, ob sie nicht etwa irgendwie, nötigenfalls auch nur scheinbar, im Widerspruch steht mit irgend etwas, was er früher gesagt oder zugegeben hat, oder mit den Satzungen einer Schule oder Sekte, die er gelobt und gebilligt hat, oder mit dem Tun der Anhänger dieser Sekte, oder auch nur der unechten und scheinbaren Anhänger, oder mit seinem eignen Tun und Lassen. Verteidigt er z. B. den Selbstmord, so schreit man gleich »warum hängst du dich nicht auf?« Oder er behauptet z. B., Berlin sei ein unangenehmer Aufenthalt: gleich schreit man: »warum fährst du nicht gleich mit der ersten Schnellpost ab?«
Es wird sich doch irgendwie eine Schikane herausklauben lassen.
   Kurz: Prüfen, ob die Behauptung des Gegners mit etwas im Widerspruch steht, was er früher gesagt oder zugegeben hat oder mit den Satzungen einer von ihm vertretenen Schule oder Sekte usw. zu tun hat. Es wird sich doch irgend eine Schikane herausklauben lassen.

Kunstgriff 17 (feine Unterscheidung)
Wenn der Gegner uns durch einen Gegenbeweis bedrängt, so werden wir uns oft retten können durch eine feine Unterscheidung, an die wir früher freilich nicht gedacht haben, wenn die Sache irgend eine doppelte Bedeutung oder einen doppelten Fall zuläßt.

Beispiel
1): Die Begriffe des Gegners von Anfang an schnell notieren und später differenzieren und wieder aufgreifen, um dann damit zur rechten Zeit anzugreifen (Nur der Dumme sagt zu jeder Zeit Dinge, die andere nur zur rechten Zeit sagen).

Kunstgriff 18 (Disputation unterbrechen)
Merken wir, daß der Gegner eine Argumentation ergriffen hat, mit der er uns schlagen wird, so müssen wir es nicht bis dahin kommen lassen, ihn eine solche nicht zu Ende führen lassen, sondern sollten beizeiten den Gang der Disputation unterbrechen, abspringen oder ablenken und auf andre Sätze führen: kurz eine mutatio controversiae zu Wege bringen (siehe hierzu Kunstgriff 29.)
   Kurz: Wenn wir merken, daß der Gegner uns schlagen wird, die Disputation unterbrechen, abspringen, ablenken, auf andere Sätze führen.


Kunstgriff 19 (Argumente ins Allgemeine spielen)
Fordert der Gegner uns ausdrücklich auf, gegen irgend einen bestimmten Punkt seiner Behauptung etwas vorzubringen, wir haben aber nichts rechtes, so müssen wir die Sache recht ins Allgemeine spielen und dann gegen dieses reden. Sollten wir z.B. zugestehen, warum einer bestimmten physikalischen Hypothese nicht zu trauen ist: so reden wir über die Trüglichkeit des menschlichen Wissens und erläutern sie anhand von allen möglichen Behauptungen des sogenannten allgemeinen Wissens.

Beispiel
1): Reden Sie z.B. ausführlich von der Kompliziertheit des Vertrags- oder des Finanzwesens.

Kunstgriff 20 (den Schluß selber ziehen)
Wenn wir ihm die Vordersätze abgefragt haben und er sie zugegeben hat, so sollten wir den Schluß daraus nicht etwa auch noch fragen, sondern gradezu selbst ziehn. Ja sogar wenn von den Vordersätzen noch einer oder der andere fehlt, so nehmen wir ihn doch als gleichfalls eingeräumt an und ziehen selber den Schluß daraus (welches dann eine Anwendung der fallacia non causae ut causae ist).

Beispiel
1): Wenn ein Gegner die Voraussetzungen akzeptiert hat, fragen Sie ihn nicht nach der Akzeptanz der Schlußfolgerungen sondern unterstellen Sie ihm, daß er dadurch die Schlußfolgerungen ebenso akzeptiert hat. Sagen Sie ihm das aber nur ganz knapp kurz vor Unterzeichnung des Vertrages.

Kunstgriff 21 (immer ein Argumentum ad hominem zurückgeben)
Bei einem bloß scheinbaren oder sophistischen Argument des Gegners, welches wir durchschauen, könnten wir es zwar auflösen durch Auseinandersetzung seiner Verfänglichkeit und Scheinbarkeit; allein, es ist besser, ihm mit einem ebenso scheinbaren und sophistischen Gegenargument zu begegnen und ihn so abzufertigen. Denn es kommt ja nicht auf die Wahrheit, sondern nur auf den Sieg vor dem Publikum an. Gibt er z.B. ein argumentum ad hominem, so ist es hinreichend, es durch ein Gegenargument ad hominem (ex concessis) zu entkräften. Und überhaupt ist es kürzer, statt einer langen Auseinandersetzung der wahren Beschaffenheit der Sache, ein argumentum ad hominem zu geben, wenn es sich irgendwie darbietet.

Beispiel
1):
»...dann müßten wir eine andere Kostenkategorie zugrundelegen und das wäre sehr zum Nachteil Ihres Klienten...«
»...Sie möchten doch mit einer möglichst geringen finanziellen Belastung aus diesem Vertrag herausgehen bzw. diesen Vertrag schließen...«

Kunstgriff 22 (Argument als Satz vom zureichenden Grund ausgeben)
Fordert der Gegner, daß wir etwas zugeben, woraus das in Streit stehende Problem unmittelbar folgen würde, so lehnen wir es ab, indem wir es für eine petitio principii (hier: Satz vom zureichenden Grund) ausgeben (meint: Die Begründung ist völlig ausreichend), denn er und die Zuhörer werden einen dem Problem nahe verwandten Satz leicht als mit dem Problem identisch ansehen: und so entziehn wir ihm sein bestes Argument.
   braucht keine weitere Erklärung


Kunstgriff 23 (den Gegner zur Übertreibung reizen)
Der Widerspruch und der Streit reizt zur Übertreibung der Behauptung. Wir können also den Gegner durch Widerspruch reizen, eine an sich und in gehöriger Einschränkung allenfalls wahre Behauptung über die a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit hinaus zu steigern. Und wenn wir nun diese Übertreibung widerlegt haben, so sieht es aus, als hätten wir auch seinen ursprünglichen Satz widerlegt. Dagegen haben wir selbst uns zu hüten, nicht uns durch Widerspruch zur Übertreibung oder weitern Ausdehnung unsers Satzes verleiten zu lassen. Oft auch wird der Gegner selbst unmittelbar versuchen, unsre Behauptung weiter auszudehnen, als wir sie gestellt haben: dem müssen wir dann gleich Einhalt gebieten und ihn auf die Grenzlinie unsrer Behauptung zurückführen mit »so viel habe ich gesagt und nicht mehr«.

Beispiel
1): Übertreibungen sind Worte wie „Peanuts“ - „...Objekt in die Verwertung treiben, um diese selbst zu nutzen“ - „Sachbearbeiter haben persönliches Interesse am zu verwertenden Sicherungsgut“ - „das Interesse der Konkurrenz des Gegners vertreten“ usw.
Antworten Sie mit »So viel habe ich gesagt und nicht mehr«
   Kurz: Den Gegner durch Widerspruch und Streit zur Übertreibung reizen und dann die Übertreibung widerlegen. - Will uns der Gegner jedoch zur Übertreibung reizen, dann sage: Soviel habe ich gesagt und nicht mehr.


Kunstgriff 23 (den Gegner zur Übertreibung reizen)
Der Widerspruch und der Streit reizt zur Übertreibung der Behauptung. Wir können also den Gegner durch Widerspruch reizen, eine an sich und in gehöriger Einschränkung allenfalls wahre Behauptung über die a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit hinaus zu steigern. Und wenn wir nun diese Übertreibung widerlegt haben, so sieht es aus, als hätten wir auch seinen ursprünglichen Satz widerlegt. Dagegen haben wir selbst uns zu hüten, nicht uns durch Widerspruch zur Übertreibung oder weitern Ausdehnung unsers Satzes verleiten zu lassen. Oft auch wird der Gegner selbst unmittelbar versuchen, unsre Behauptung weiter auszudehnen, als wir sie gestellt haben: dem müssen wir dann gleich Einhalt gebieten und ihn auf die Grenzlinie unsrer Behauptung zurückführen mit »so viel habe ich gesagt und nicht mehr«.

Beispiel
1): Übertreibungen sind Worte wie „Peanuts“ - „...Objekt in die Verwertung treiben, um diese selbst zu nutzen“ - „Sachbearbeiter haben persönliches Interesse am zu verwertenden Sicherungsgut“ - „das Interesse der Konkurrenz des Gegners vertreten“ usw.
Antworten Sie mit »So viel habe ich gesagt und nicht mehr«
   Kurz: Den Gegner durch Widerspruch und Streit zur Übertreibung reizen und dann die Übertreibung widerlegen. - Will uns der Gegner jedoch zur Übertreibung reizen, dann sage: Soviel habe ich gesagt und nicht mehr.

Kunstgriff 25 (Apagoge durch eine Instanz)
Er betrifft die Apagoge durch eine Instanz, exemplum in contrarium. Die epagwgh, inductio bedarf einer großen Menge Fälle, um ihren allgemeinen Satz aufzustellen; die apagwgh braucht nur einen einzigen Fall aufzustellen, zu dem der Satz nicht paßt, und er ist umgeworfen: ein solcher Fall heißt Instanz, enstasiV, exemplum in contrarium, instantia. Z. B. der Satz: »alle Wiederkäuer sind gehörnt« wird umgestoßen durch die einzige Instanz der Kamele. Die Instanz ist ein Fall der Anwendung der allgemeinen Wahrheit, etwas unter den Hauptbegriff derselben zu subsumierendes, davon aber jene a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit nicht gilt, und dadurch ganz umgestoßen wird. Allein dabei können Täuschungen vorgehn; wir haben also bei Instanzen, die der Gegner macht, folgendes zu beachten:
1.   ob das Beispiel auch wirklich wahr ist: es gibt Probleme, deren einzig wahre Lösung die ist, daß der Fall nicht wahr ist: z.B. viele Wunder, Geistergeschichten usw.
2.   ob es auch wirklich unter den Begriff der aufgestellten a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit gehört: das ist oft nur scheinbar und durch eine scharfe Distinktion zu lösen
3.   ob es auch wirklich in Widerspruch steht mit der aufgestellten Wahrheit: auch dies ist oft nur scheinbar.
   Kurz: Falsche Instanz, falsches exemplum in contrarium. Bei Instanzen, die der Gegner macht, beachten:
1.   Ist das Beispiel wirklich wahr?
2.   gehört es wirklich unter den Begriff der aufgestellten Wahrheit?
3.   steht das Beispiel wirklich im Widerspruch mit der aufgestellten Wahrheit?
4.   All dies ist oft nur scheinbar.
Beispiel1): „Die Sparkasse ist kein Finanzhai sondern wie die Forelle unter den Fischen“ (wie in der obigen Instanz das Kamel bei den Widerkäuern)

Kunstgriff 26 (Spieß umdrehen zu einem Gerade-Weil-Argument)
Ein brillianter Streich ist die retorsio argumenti: wenn das Argument, das er für sich gebrauchen will, besser gegen ihn gebraucht werden kann und wenn er z.B. sagt: »es ist ein Kind, man muß ihm was zu gute halten«, dann benutze man die retorsio (salopp gesagt: Retourkutsche): »eben weil es ein Kind ist, muß man es züchtigen, damit es nicht verhärte in seinen bösen Angewohnheiten«.

Beispiel
1): »Aber er war doch bisher ein guter Kunde von Ihnen«. »Ja richtig, aber gerade daß er auch weiterhin ein guter Kunde bleibt müssen wir ihm die richtigen Voraussetzungen dafür schaffen.«
   Kurz: Mit einem Retorsio argumenti (Retourkutsche): antworten: mit besseren Gründen den argumentativen Spieß umdrehen zu einem Gerade-Weil-Argument.

Kunstgriff 27 (wenn der Gegner böse wird hat man eine schwache Stelle entdeckt)
Wird bei einem Argument der Gegner unerwartet böse, so muß man dieses Argument eifrig urgieren: nicht bloß weil es gut ist, ihn in Zorn zu versetzen, sondern weil zu vermuten ist, daß man die schwache Seite seines Gedankenganges berührt hat und ihm an dieser Stelle wohl noch mehr anzuhaben ist, als man vor der Hand selber sieht.

Beispiel
1): Der Kunde versteigt sich zu Beleidungen wie „unbotmäßig“ oder „persönliche Bereicherung von Mitarbeitern“, lassen Sie ihn toben und finden Sie dabei heraus, ob er etwa nicht gar parteipolitische Gründe hat, weltanschauliche Gründe, religiöse usw. Dann verwahren Sie sich dagegen: „wir sind völlig überparteiisch“, „wir sind für soziale Gerechtigkeit“ und „für soziale Marktwirtschaft“ usw., lassen Sie sich was einfallen, bleiben Sie dabei aber wahrhaftig. Ihr Maßstab ist letztendlich Ihr eigenes Gewissen. Dann nageln Sie Ihren Gegner fest, wo seine Gründe nicht objektiv sind und ob er sich vielleicht aus falschen Gründen wehrt bzw. aus Gründen, die mit dem Vertrag gar nichts zu tun haben.
[Im Umkehrfall
vgl. dazu 8: „Denke schnell, rede langsam, zürne nie.“]


DA HÄNG KLOTZ
die ersten anderthalb Jahre

Support independent publishing: Buy this book on Lulu.

Bookmark and Share
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Beliebte Posts