Die Tür zum Bad
öffnete sich und ließ eine Wolke von feuchter und seifiger Luft
inklusive Wohlgerüche den Raum durchfluten.
Seine Vorgesetzte
schritt als die Badehure, die sie war in den Raum.
Mikel mochte diesen
Begriff nicht, obwohl er ihn lustig fand, aber seine Vorgesetzte
hatte ihm eben jenen Begriff selber erklärt.
Auf längeren
Raumfahrten war es unumgänglich, dass alle Beteiligten mindestens
drei Lagen von irgendwelchen Ausdünstungen auf ihrer Haut herum
trugen.
Die Luft nahm
irgendwann einen Konsensgeruch an, mit dem sich jeder abfand.
Dieser Konsens wurde
durchbrochen, wenn sich jemand wusch, denn sobald der Duft von frisch
gewaschener Haut sich seinen Weg bahnte, bemerkte jeder, wie schlecht
er selber stank.
Es war ein kleiner
Wettkampf.
Derjenige, der zuerst
einknickte und sich unter die Dusche flüchtete, war die Badehure.
Seine Vorgesetzte
trocknete sich mehr als genüsslich ihre Haare ab und gab äußerst
verstörende Geräusche von sich.
Dann fiel ihr Blick auf
den Kapitän.
Jegliche Entspannung,
die sie vielleicht im Bad erreichen konnte, fiel sofort von ihr ab.
Wie eine besorgte
Mutter besah sie sich das mehr als sonderbare Schauspiel das der
Kapitän darbot
Nur war der Kapitän,
kein Kapitän, sondern ein kleines Kind.
„Robert, geh
schlafen.“
Der Kapitän hüpfte
weiter.
Seine Vorgesetzte
schaute kurz Mikel an, dann wandte sie sich wieder ihrem Ziel zu.
Sie legte sich ihr
Handtuch in den Nacken und näherte sich dem hüpfenden Kapitän.
Dann lies sie mit
voller Kraft ihre Hand auf seine linke Schulter fallen und drehte ihn
sich so, dass er ihr gegenüber stand.
„Robert, da Liege. Du
legst dich jetzt schlafen!“
Automatisch stoppte der
Kapitän sein Hüpfen und folgte mit seinem Kopf ihrem Fingerzeig.
Dann legte er sich auf
die befohlene Liege und fiel in sich zusammen.
Seine Vorgesetzte
massierte sich ihre Schläfen und bewegte sich auf die
Gegensprechanlage zu.
Auch sie tippte die
Kombination für die Brücke, nur meldete sie sich etwas anders.
„Er liegt dann jetzt,
bringe ihn zum schlafen.“
Wieder antwortete die
unbekannte Stimme.
„Wie lange hat er
diesmal durch gehalten?“
„Schlag mich tot,
mindestens drei Tage.“
„Wahrscheinlich
wollte er seinen eigenen kleinen Rekord brechen.“
„Bestimmt.
Zeitscheiße, wie schlimm?“
„Es ist
Raumzeitscheiße und frag doch bitte Sonja.“
„Kein Bock. Gib mal
ne Dauer und wann ist Thomas mit dem Wodka da?
„Freu dich. Fünf bis
sieben Monate. Sofort bis gleich.“
„Spasibo“
Damit war die
Unterhaltung beendet.
Mit einem gekonnten
tänzerischen Schritt ließ sich seine Vorgesetzte neben den Kapitän
auf die Pritsche fallen und strich ihm sanft durch sein Haar.
Mikel wusste nicht was
er von der ganzen Sache halten sollte.
Ruhig und verlässlich
pulsierte sein gebrochenes Bein unter den Netzen des verhassten
Spinnendoktors.
Er wollte nichts mit
einem hüpfenden Kapitän zu tun haben.
Geschweige denn mit
irgendwelchen Verzerrungen von Zeit und Raum.
In seinem Vertrag war
klar und deutlich beschrieben, dass er für drei Monate Dienst
schieben würde und dann hatte sich diese ganze Sache mit der
Raumfahrt erledigt.
Das war von Anfang an
als eine einfache Zustellung von Frachtgütern geplant.
Das stand so im
Vertrag.
Und der Vertrag hatte
eingehalten zu werden.