Dienstag, 23. Dezember 2014

Im Ring des Grauens: Dibs

Die einsetzende Stille war eine einzige Erlösung.
Nachdem unerlässlichen Redeschwall der riesigen Spinne genossen seine Ohren, das Fernbleiben von Worten mit einem wohligen warmen Klingeln.
Die nächste Erleichterung war das Ablegen der Raumanzüge.
Knapp zwanzig Stunden hatten sie in diesen unförmigen Dingern gesteckt, ohne die Möglichkeit sich selber die Nase zu kratzen oder sich Schweiß von der Haut zu wischen.
Ein jeder ließ einen kleinen Stoßseufzer los, spätestens nachdem der jeweilige Helm sich endlich von den Schultern löste.
Die sonst so verhasste Luft, die wieder und wieder aufbereitet worden war und sonst so schwer auf der Zunge lag umfing sie endlich wohlig warm und willkommen.
Der Raum in dem sie sich befanden war knapp zwanzig Quadratmeter groß, mit einem angeschlossenen Bad, für die nötigste Grundhygiene.
„Dibs!“ sagte seine und stupste sich selber auf die Nase.
Mit einer Schnelligkeit, die ihresgleichen suchte hatte sie ihren Raumanzug schon abgelegt.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begab sie sich ins Bad und machte sich daran, sich so gut wie möglich zu reinigen.
Vielleicht brauchte sie nach dem langen Marsch auch einfach Zeit für sich alleine.
Bei ihrer kleinen Einlage ließ sie jede Leichtigkeit oder Anzeichen von Spaß vermissen.
Es wirkte vielmehr wie ein Automatismus den sie für genau solche Zwecke einstudiert hatte.
Der Kapitän und er pellten sich aus ihren Raumanzügen und begannen sich sofort lauthals zu strecken.
Als sein Kapitän seine Dehnungsübungen war ging er zu der Tür und aktivierte die Gegensprechanlage.
Ganz genau konnte Mikel sehen wie er die Zahlenkombination für die Brücke eingab.
„Miez, miez, miez.“
„Geh schlafen, Robert.“
Die Stimme die antwortete, gehörte irgendjemanden, den er nicht kannte.
Sie klang alles andere als freundlich, vielmehr wirkte sie aggressiv.
„Thomas meinte es gab ein paar chronale Verzerrungen und andere Spielereien?“
„Ich sage Thomas gleich, dass er dich als alternative Nahrungsquelle benutzen darf, wenn du nicht schlafen gehst.“
„Macht er ganz bestimmt nicht, dafür habe ich zu wenig Eiweis, dass hat er selber auf dem Weg hierher gesagt.“
Es schien als ob der Kapitän locker und entspannt wirken wollte, aber er war mehr müde und ausgelaugt.
Seine Worte dehnten sich in die Länge und er machte Pausen zwischen Silben, die keinen Sinn ergaben.
Dabei lehnte er gegen die Wand und schien kurz davor zu stehen auf seine Knie zu rutschen.
„Du herzloser Bastard, legst dich jetzt hin und schläfst, alles andere können wir später besprechen.“
„Wo ist denn deine geschätzte Fachlichkeit hin, du Stubenkater? Wie viel Zeit ist für dich bis jetzt vergangen?“
„Schlaf, Ende und aus.“
Damit war die Unterhaltung beendet.
Der Kapitän stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab und starrte sie mit einem durchdringenden Blick an.
Immer wieder wog er seinen Kopf von links nach rechts, wie eine Schlange, die versuchte jemanden zu hypnotisieren.
Dann ließ er seinen Kopf nach oben wandern und wieder nach unten.
Immer wieder.
Schließlich stieß er sich von der Wand ab, drehte sich mit einem Sprung um 45 Grad, sodass er mit seiner Schulter auf die Gegensprechanlage zeigte und begann auf und ab zu hüpfen.
Dabei behielt er die Gegensprechanlage aus der die unbekannte Stimme kam fest im Blick.

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