Samstag, 2. Mai 2015

Nebelkönigin - Die Hochzeit

Die Hochzeit

Es begab sich vor ewig langer Zeit,
Da war des Windes Tochter zur Hochzeit bereit.

Der Vater lud zum Freien ein,
bestellte nur den besten Wein.

Von überall die Recken herbei eilten
Und um die hohe Tochter freiten.

Es kamen Götter, Riesen, Geister,
Es kamen der alten Künste Meister.

Alles wurde wohl geschmückt
Der Festsaal war prunkvoll bestückt.

Mutter Regen war recht aufgeregt
Hatte nur die beste Hoffnung gehegt.

So eine Partie musste wohl getroffen sein.
Die Tochter des Windes war nicht klein.

Sie hatte gar ihren eigenen Sinn.
Sie war die Nebelkönigin.

Das um sie wurde eifrig gefreit,
Sah sie nicht mit Heiterkeit.

Nicht einer dieser kühnen Recken
Konnte ihre Begeisterung wecken.

Bevor die große Feier begann,
Flehte sie ihren Vater an.

Vater, Vater, versprich mir genau,
Dass ich wählen darf, wer mich nimmt zur Frau.“

Der Wind besah sich die Nebelherrin,
Die er doch kannte von Anbeginn.

Wenn es dich denn glücklich macht,
Hauptsache, wir werden nicht verlacht.“

In des Windes großer Halle,
Hatten sich versammelt, die Freier alle.

Die hohe Familie nahm wohl Platz,
Präsentierte ihren größten Schatz.

Als erster Freier trat heran,
Der einzig wahre wilde Mann.

Nein, Oh nein, den will ich nicht,
Mir graut es gar vor dem Gesicht.“

Als nächster trat als dann hervor,
Der alte Zwerg Grimlopor.

Nein, Oh nein, den will ich nicht,
Dieser Kerl hat doch die Gicht.“

Als dann sich auch zu freien traute,
Ein hoher Albe mit einer Laute.

Dies Gejaule ist gar ungeheuer,
Meine Ruhe ist mir lieb und teuer.“

Darauf bat um der Herrin ihre Hand,
Ein reicher Fürst, aus fernem Land.

Was soll ich mit einem sterblichen Mann,
Mit dem ich gar nicht leben kann?“

Voll Hoffnung war der nächste Kandidat.
Baumesblind, der große Schrat.

Nein, Oh nein, den will ich nicht,
der nimmt Kindern das Gesicht.“

Zum Freien fasste darauf Mut,
Ein kühner Krieger vom Riesenblut.

Nein, oh Nein, nicht diese Brut,
Von Vaters Dienern hab ich genug.“

Es konnte keiner glauben oder ahnen,
Als letztes kam ein Kind der Vanen.

Was will der hier mit seinem Glanz?
Das ist doch dummer Firlefanz.“

Das Vanenkind verzog's Gesicht,
Solch Hochmut kannte es noch nicht.

Ich habe vielleicht dummen Glanz
Doch ihr seid nur 'ne dumme Gans.“

Darauf begann mit einem Krachen,
Der ganze Saal laut an zu lachen.

Gevatter Wind wurd's bald genug,
Er darauf seine Tochter schlug.

Er verfluchte sein gar störrisch Kind,
Dessen Wünsche ganz die eigenen sind.

Egal wer kommt, du willst ihn nicht,
Bist nur auf dich allein erpicht.

Deine Schand man nicht ertragen kann,
Ich verspreche dich dem wilden Mann.“

Die Herrin des Nebels hielt ihr Gesicht,
Wohl hörte sie des Vater Gericht.

Leise erhob sie ihre Stimme,
Sammelte dabei ihre eigenen Sinne.

Dadurch, dass ihr habt mich versprochen,
Habt ihr euer Wort gebrochen.“

Darauf stürmte sie aus dem Saal,
Hinunter in das nächste Tal

Ihre neue Heimat sollte sein,
das Gebirge als Elbsandstein.

Seitdem flieht das hohe Kind,
Vor ihrem Vater, dem grimmigen Wind.

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