Sonntag, 28. November 2010

Launing Kapitel 2/1

Freitag

Ihre Träume waren durchzogen von Dialogfetzen aus Nathan dem Weisen. Immer wieder hallten die Wörter in der Dunkelheit nach und ließen ihren Kopf vibrieren. Ein alter Mann kam auf einem Reh heran geritten und meinte er wolle mehr vom Leben.

Samstag, 20. November 2010

Eristik die Kunst immer recht zu haben Teil 5

Kunstgriff 32 (Gegenargument verdächtig machen)
Eine uns entgegenstehende Behauptung des Gegners können wir auf eine kurze Weise dadurch beseitigen oder wenigstens verdächtig machen, daß wir sie unter eine verhaßte Kategorie bringen, wenn sie auch nur durch eine Ähnlichkeit oder sonst lose mit ihr zusammenhängt: z.B. »das ist Manichäismus, das ist Arianismus; das ist Pelagianismus; das ist Idealismus; das ist Spinozismus; das ist Pantheismus; das ist Brownianismus; das ist Naturalismus; das ist Atheismus; das ist Rationalismus; das ist Spiritualismus; das ist Mystizismus; das ist Esoterik usw.« Wir nehmen dabei zweierlei an:
1.   daß jene Behauptung wirklich identisch oder wenigstens enthalten sei in jener Kategorie, rufen also aus: oh, das kennen wir schon! – und
2.   daß diese Kategorie schon ganz widerlegt sei und kein wahres Wort enthalten könne.

Kunstgriff 33 (Konsequenz leugnen)
Sagen Sie: »Das mag in der Theorie richtig sein; in der Praxis ist es falsch.« – Durch dieses Sophisma gibt man die Gründe zu und leugnet doch die Folgen; im Widerspruch mit der Regel a ratione ad rationatum valet consequentia. – Jene Behauptung setzt eine Unmöglichkeit: was in der Theorie richtig ist, muß auch in der Praxis zutreffen; trifft es nicht zu, so liegt ein Fehler in der Theorie, irgend etwas ist übersehen und nicht in Anschlag gebracht worden, folglich ist es auch in der Theorie falsch.

Wenn die Theorie wirklich richtig ist, muß es nämlich auch in der Praxis zutreffen.

Kunstgriff 34 (nachhaken bei vermutlich faulen Punkten)
Wenn der Gegner auf eine Frage oder Argument keine direkten Antworten gibt, ausweicht, sondern durch eine Gegenfrage, oder eine indirekte Antwort, oder gar etwas nicht zur Sache Gehöriges ausweicht und wo anders hinwill, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß wir (bisweilen ohne es zu wissen) auf einen faulen Fleck getroffen haben: es ist ein relatives Verstummen seinerseits. Der von uns angeregte Punkt ist also zu urgieren und den Gegner nicht vom Fleck zu lassen, selbst dann, wenn wir noch nicht sehen, worin eigentlich die Schwäche besteht, die wir hier getroffen haben.

Kunstgriff 35 (Dein Argument widerspricht Deinem Interesse)
Dieser Kunstgriff macht, sobald er praktikabel ist, alle übrigen entbehrlich: statt durch Gründe auf den Intellekt, wirke man durch Motive auf den Willen, und der Gegner, wie auch die Zuhörer, wenn sie gleiches Interesse mit ihm haben, sind sogleich für unsere Meinung gewonnen, und wäre diese aus dem Tollhause geborgt: denn meistens wiegt ein Lot Wille mehr als ein Zentner Einsicht und Überzeugung. Freilich geht dies nur unter besonderen Umständen an. Kann man dem Gegner fühlbar machen, daß seine Meinung, wenn sie gültig würde, seinem Interesse merklichen Abbruch täte, so wird er sie so schnell fahren lassen, wie ein heißes Eisen, das er unvorsichtigerweise ergriffen hatte. Z.B. ein Geistlicher verteidigt ein philosophisches Dogma: man gebe ihm zu vermerken, daß es mittelbar mit einem Grunddogma seiner Kirche in Widerspruch steht, und er wird es fahren lassen.

Ein Gutsbesitzer behauptet die Vortrefflichkeit des Maschinenwesens in England, wo eine Dampfmaschine vieler Menschen Arbeit tut: man gebe ihm zu verstehn, daß bald auch die Wagen durch Dampfmaschinen gezogen werden, wo denn die Pferde seiner zahlreichen Stuterei sehr im Preise sinken müssen; und man wird sehn. In solchen Fällen ist das Gefühl eines jeden in der Regel: »quam temere in nosmet legem sancimus iniquam.«
Eben so, wenn die Zuhörer mit uns zu einer Sekte, Gilde, Gewerbe, Klub usw. gehören, der Gegner aber nicht. Seine These sei noch so richtig; sobald wir nur andeuten, daß solche dem gemeinsamen Interesse besagter Gilde usw. zuwiderläuft, so werden alle Zuhörer die Argumente des Gegners, seien sie auch vortrefflich, schwach und erbärmlich, unsre dagegen, und wären sie aus der Luft gegriffen, richtig und treffend finden, der Chor wird laut für uns sich vernehmen lassen, und der Gegner wird beschämt das Feld räumen. Ja die Zuhörer werden meistens glauben aus reiner Überzeugung gestimmt zu haben. Denn was uns unvorteilhaft ist, erscheint meistens dem Intellekt absurd. Intellectus luminis sicci non est recipit infusionem a voluntate et affectibus. Dieser Kunstgriff könnte so bezeichnet werden »den Baum bei der Wurzel anfassen«: gewöhnlich heißt er das argumentum ab utili.
   Kurz: Argumentum ab utili. Kann man dem Gegner fühlbar machen, daß seine Meinung, wenn sie gültig würde, seinem Interesse – oder dem Interesse seiner Sekte, seinem Club, seiner Partei etc. - merklich Abbruch täte, so wird er sie so schnell fahren lassen wie ein heißes Eisen, das er unvorsichtigerweise ergriffen hatte.

Kunstgriff 36 (Gegner durch hochgestochenen Wortschwall verdutzen)
Den Gegner durch sinnlosen Wortschwall verdutzen, verblüffen. Es beruht darauf, daß:
»Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabei doch auch was denken lassen
Wenn er nun sich seiner eignen Schwäche im Stillen bewußt ist, wenn er gewohnt ist, mancherlei zu hören, was er nicht versteht, und doch dabei zu tun, als verstände er es; so kann man ihm dadurch imponieren, daß man ihm einen gelehrt oder tiefsinnig klingenden Unsinn, bei dem ihm Hören, Sehn und Denken vergeht, mit ernsthafter Miene vorschwatzt, und solches für den unbestreitbarsten Beweis seiner eignen Thesis ausgibt. Bekanntlich haben in neuern Zeiten, selbst dem ganzen Deutschen Publikum gegenüber, einige Philosophen diesen Kunstgriff mit dem brilliantesten Erfolg angewandt. Weil aber exempla odiosa sind, wollen wir ein älteres Beispiel nehmen aus Goldsmith, Vicar of Wakefield, Kap. 7.
   Kurz: Den Gegner durch sinnlosen, hochgestochenen Wortschwall verdutzen, verblüffen, außer Gefecht setzen.

Kunstgriff 37 (sachlich richtig: Beweisführung falsch anführen)
(der einer der ersten sein sollte). Wenn der Gegner auch in der Sache Recht hat, allein glücklicherweise für selbige einen schlechten Beweis wählt, so gelingt es uns leicht diesen Beweis zu widerlegen, und nun geben wir dies für eine Widerlegung der Sache aus. Im Grunde läuft dies darauf zurück, daß wir ein argumentum ad hominem für eines ad rem ausgeben. Fällt ihm oder den Umstehenden kein richtigerer Beweis bei, so haben wir gesiegt. – Z. B. wenn einer für das Dasein Gottes den ontologischen Beweis aufstellt, der sehr wohl widerlegbar ist. Dies ist der Weg, auf welchem schlechte Advokaten eine gute Sache verlieren: [sie] wollen sie durch ein Gesetz rechtfertigen, das darauf nicht paßt, und das passende fällt ihnen nicht ein.
   Kurz: Wenn der Gegner in der Sache recht hat, aber einen schlechten Beweis wählt, dann den Beweis widerlegen und dies für die Widerlegung der Sache ausgeben. (Hier wird ein argumentum ad hominem für ein argumentum ad rem ausgegeben.)

Letzter Kunstgriff (persönlich beleidigend werden)
Wenn man merkt, daß der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird, so werde man persönlich, beleidigend, grob. Das Persönlichwerden besteht darin, daß man von dem Gegenstand des Streites (weil man da verlornes Spiel hat) abgeht auf den Streitenden und seine Person irgend wie angreift: man könnte es nennen argumentum ad personam, zum Unterschied vom argumentum ad hominem: dieses geht vom rein objektiven Gegenstand ab, um sich an das zu halten, was der Gegner darüber gesagt oder zugegeben hat. Beim Persönlichwerden aber verläßt man den Gegenstand ganz, und richtet seinen Angriff auf die Person des Gegners: man wird also kränkend, hämisch, beleidigend, grob. Es ist eine Appellation von den Kräften des Geistes an die des Leibes, oder an die Tierheit. Diese Regel ist sehr beliebt, weil jeder zur Ausführung tauglich ist, und wird daher häufig angewandt. Nun fragt sich, welche Gegenregel hierbei für den andern Teil gilt. Denn will er dieselbe gebrauchen, so wird's eine Prügelei oder ein Duell oder ein Injurienprozeß.
Man würde sich sehr irren, wenn man meint, es sei hinreichend, selbst nicht persönlich zu werden. Denn dadurch, daß man Einem ganz gelassen zeigt, daß er Unrecht hat und also falsch urteilt und denkt, was bei jedem dialektischen Sieg der Fall ist, erbittert man ihn mehr als durch einen groben, beleidigenden Ausdruck. Warum? Weil wie Hobbes de Cive, Kap. 1, sagt: Omnis animi voluptas, omnisque alacritas in eo sita est, quod quis habeat, quibuscum conferens se, possit magnifice sentire de seipso (dem Menschen geht nichts über die Befriedigung seiner Eitelkeit und keine Wunde schmerzt mehr als die, die dieser geschlagen wird. Daraus stammen Redensarten wie »die Ehre gilt mehr als das Leben« usw. Diese Befriedigung der Eitelkeit entsteht hauptsächlich aus dem Vergleich seiner selbst mit Anderen, in jeder Beziehung, aber hauptsächlich in Beziehung auf die Geisteskräfte. Diese eben geschieht effektiv und sehr stark beim Disputieren. Daher die Erbitterung des Besiegten, ohne daß ihm Unrecht widerfahren, und daher sein Greifen zum letzten Mittel, diesem letzten Kunstgriff: dem man nicht entgehen kann durch bloße Höflichkeit seinerseits. Große Kaltblütigkeit kann jedoch auch hier aushelfen, wenn man nämlich, sobald der Gegner persönlich wird, ruhig antwortet, das gehöre nicht zur Sache, und sogleich auf diese zurücklehnt und fortfährt, ihm hier sein Unrecht zu beweisen, ohne seiner Beleidigungen zu achten, also gleichsam wie Themistokles zum Eurybiades sagt: pataxon men, akouson de. Das ist aber nicht jedem gegeben.
   Kurz: Wenn man merkt, dass der Gegner überlegen ist und man Unrecht behalten wird: persönlich, beleidigend, grob werden (Argumentum ad personam, im Unterschied zum Argumentum ad hominem).

Die einzig sichere Gegenregel

Zitat: Die einzig sichere Gegenregel ist daher die, welche schon Aristoteles im letzten Kapitel der Topica gibt: Nicht mit dem Ersten dem Besten zu disputieren; sondern allein mit solchen, die man kennt, und von denen man weiß, daß sie Verstand genug haben, nicht gar zu Absurdes vorzubringen und dadurch beschämt werden zu müssen; und um mit Gründen zu disputieren und nicht mit Machtsprüchen, und um auf Gründe zu hören und darauf einzugehn; und endlich, daß sie die a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit schätzen, gute Gründe gern hören, auch aus dem Munde des Gegners, und Billigkeit genug haben, um es ertragen zu können, Unrecht zu behalten, wenn die a href="wharheit.htm" target="_self">Wahrheit auf der andern Seite liegt. Daraus folgt, daß unter Hundert kaum Einer ist, der wert ist, daß man mit ihm disputiert. Die Übrigen lasse man reden, was sie wollen, denn desipere est juris gentium, und man bedenke, was Voltaire sagt: La paix vaut encore mieux que la vérité (Friede ist mehr wert als Wahrheit); und ein arabischer Spruch ist: »Am Baume des Schweigens hängt seine Frucht: der Friede.«
Das Disputieren ist als Reibung der Köpfe allerdings oft von gegenseitigem Nutzen, zur Berichtigung der eignen Gedanken und auch zur Erzeugung neuer Ansichten. Allein beide Disputanten müssen an Gelehrsamkeit und an Geist ziemlich gleichstehen. Fehlt es einem an der ersten, so versteht er nicht alles, ist nicht au niveau (auf dem Niveau). Fehlt es ihm am zweiten, so wird die dadurch herbeigeführte Erbitterung ihn zu Unredlichkeiten und Kniffen [oder] zu Grobheit verleiten.
Zwischen der Disputation in colloquio privato sive familiari und der disputatio sollemnis publica, pro gradu usw. ist kein wesentlicher Unterschied. Bloß etwa, daß bei letzterer gefordert wird, daß der Respondens allemal gegen den Opponens Recht behalten soll und deshalb nötigenfalls der praeses ihm beispringt; – oder auch daß man bei letzterer mehr förmlich argumentiert, seine Argumente gern in die strenge Schlußform kleidet.


DA HÄNG KLOTZ
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Mittwoch, 10. November 2010

Nachtschwärmer


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Montag, 1. November 2010

Zungenbrecher

Es ist verboten, toten Kojoten die Hoden zu verknoten! ...

Im tiefsten dichten Fichtendickicht picken dicke Finken tüchtig, dicke Finken picken tüchtig im tiefsten dicken Fichtendickicht.

Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.

Am zehnten Zehnten zehn Uhr zehn zogen zehn zahme Ziegen zehn Zentner Zucker zum Zoo. Zehn Ziegen ziehen zehn Zentner Zucker zum Zoo - zum Zoo ziehen zehn Ziegen zehn Zentner Zucker.

Besser auf kaltem Boden hocken, als mit kalten Hoden bocken.
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