Tee.
Schwarz, Rohbusch oder Kräuter?
Rohbusch.
Pur, Vanille oder Sahne – Karamell?
Karamell klingt gut.
Zitrone oder Limette?
Äh... Zitrone
Honig, Zucker oder Sirup?
KAFFEE, SCHWARZ, EIN STÜCK ZUCKER!
Kandis oder normalen Zucker?
Exemplarischer Besuch bei mir.
Das Erfolgsrezept von Geschäften wie Starbuck liegt
darin, dass entscheidungsschwache Menschen drei Entscheidungen mit einem Satz
wie „Ein koffeinfreier Latte mit extra Zucker“ fällen können.
Tom Hanks „You've got Mail“
Eine Begleiterscheinung, die komplett an mir vorbei gegangen
ist, ist die Nachlässigkeit beim Essen.
Ein Beispiel, das mir besonders im Kopf geblieben ist, ist
von einem Mann, der eines nachts mit einem unglaublichen Hunger aufgewacht ist
und in seinem Kühlschrank nur noch eine vergammelte Zwiebel vorgefunden hat.
Andere erzählen davon, wie sehr sie es genießen sich wieder
richtig Essen zuzubereiten.
Das mag jetzt wie eine Nebensache erscheinen, aber es ist
Teil eines größeren Themas.
Selbstachtung. Selbstbewusstsein. Eigensinn.
Die Fähigkeit auf sich selber aufzupassen und sich selber
versorgen.
Der Verfall der eigenen kulinarischen Sitten ist ein Zeichen
dafür, dass die Selbstfürsorge ebenso verfällt.
Essen hält Leib und Seele zusammen, diesen Spruch haben wir
alle schon mal gehört.
Seinen Wahrheitsgehalt können aber nur die erfassen, die auf
diese eigentliche grundlegende Tätigkeit nicht genügend Achtsamkeit gelegt
haben.
Ich falle da also raus.
Oft genug wurde in meinem Freundes- und Bekanntenkreis
Scherze gemacht über meine anscheinend kreative Art und Weise mir mein Brot zu
belegen. Also eine Form von Frischkäse, darauf dann gelber Käse (bei mir mit
Vorliebe Tilsiter), darauf Pflaumenmus, darauf Lachsschinken, darauf dünn
Meerrettich, zum Abschluss kommt noch eine Scheibe Gurke rauf und fertig ist
die Köstlichkeit. Als Frischkäse ist bei mir gerade die Senf/Honig – Variante
von BUKO hoch im Kurs.
Wenn ich gerade eine vegetarische Phase habe, dann kaufe ich
mir nicht irgendwas aus gehärteten Soja – Öl, sondern mache mir die Bratlinge
selber. Man püriert das was man haben will und presst den Saft aus. Dann bildet
man mit genügend Mehl einen Teig daraus und formt sich die gewünschten
Bratlinge, um sie dann in der Pfanne zuzubereiten. Meine Lieblingsvariante ist
Apfel – Möhre, aromatisiert mit Cola – Kraut, Pfefferminze und Salbei. Der
ausgepresste Saft kann mit ein paar Spritzern Zitrone zu einem leckeren ACE –
Saft aufgerüstet werden.
Ich rate hier vom frittieren ab, da dadurch der Geschmack
verloren geht und ich mir durch das spritzende Öl eine ansehnliche Wunde am
Bein zugezogen hatte, die in der Klinik für eine Bisswunde gehalten wurde.
In der Klinik hatte ich nach zwei Wochen neben einem
ansehnlichen Vorrat an Obst auch vier Sorten Tee in meinem Vorrat und fragte
bei jedem Frühstück brav an der Essensausgabe, ob ich denn bitte ein paar
Portionen Honig extra haben könnte um mir meinen Tee zu verfeinern.
Das mögen jetzt lauter kleine Eigenheiten sein, welche die
kulinarischen Vorlieben angeht, aber an der Art wie sich jemand ernährt, kann
man sehr gut ablesen wie wichtig man sich selber ist und tief in meinem inneren
bin ich ein experimentierfreudiger Exzentriker.
Sicher kann man mal eine Nudelwoche einlegen oder sich nur
von Kartoffeln ernähren, aber wenn das zur Regel wird, dann stumpfen die
Geschmacksknospen ab.
Der Mund gehört zusammen mit der Zunge den erogenen Zonen
des Körpers und so beweglich wie man in der Küche ist, so beweglich ist man
auch im Kopf.
Ich habe eigentlich schon lange keine Küche mehr, sondern
ein Labor in dem ich wie ein wahnsinniger Wissenschaftler schalte und walte.
So war der erste Schritt nach der klinischen Versorgung die
eigene Küche wieder mit Material aufzufüllen. Das war keine bewusste
Entscheidung, vielmehr war es ein Automatismus. Um nicht zu exzessiv beim
Einkaufen zu verfahren, halte ich mich an eine knallharte dreier Regel: drei
Sorten schwarzer Tee, drei Sorten Kräutertee, drei mal Wurst und Käse, drei mal
Obst und Gemüse und so weiter und so fort, dazu noch ein paar kleine Extras.
Mir wird immer wieder gesagt, dass ich schnell geschaltet
habe und ich denke diese Einstellung ist einer der unbewussten Gründe dafür.
Das ist ein gesunder Anteil von mir, den es zu pflegen gilt.
Und wenn ich doch einmal auf der Straße landen sollte, dann
bin ich der Penner mit dem indischen Chai mit braunem Kandis und Limette.