Dazu
hatte sich an diesem Tage die Sonne dazu entschlossen einen
Hitzerekord aufzustellen, was die Hornviecher von Lehrer natürlich
nicht auf die Idee brachte uns verkürzten Unterricht zu geben, denn
„Sowas entscheidet das Schulamt und nicht wir einfachen Beamten.“
Und
jedes Mal wenn wir endlich einen dieser trüben Lehrkörper dazu
veranlassen konnten ein Fenster zu öffnen jammerte die blonde Gabi
von der Fensterbank „Der Luftzug ist schlecht für
mein Asthma.“, nur um darauf in sich hinein zu grinsen, sobald sich
ihr der Rücken des Lehrers zuwandte. Als Dank bekam sie nach jeder
Pause neue blaue Flecken vom Beine stellen, was sie nicht davon
abhielt weiter herum zu jaulen. Auf die Schliche kam uns keiner,
schließlich waren wir Profis und wussten wie jemand zufällig
hinfallen musste.
Und
jetzt musste ich auch noch meiner blöden Mutter beim Einkauf helfen,
nur weil ich als erster Schulschluss hatte.
Ich
wollte verdammt noch mal Schokolade. Und nicht irgendwelche
Schokolade, nein, es gefälligst die Art von weiß – brauner
Köstlichkeit zu sein, die in ovaler Form ein geheimes Spielzeug
umgab.
Das
hatte ich mir nach diesem Scheißtag, verdammt nochmal verdient.
Ich
fing strategisch ganz langsam an.
„Mama,“
wichtig war hier das lang gezogene A und ein subtil unterwürfiger
Ton „kaufst du mir ein Überraschungsei?“
Wie
aufs Stichwort wurde der Einkaufzettel, den meine Mutter die ganze
Zeit locker in der Hand gehalten hatte viel interessanter als alles
andere in der Welt und wurde von meiner Mutter mit einer Akribie
studiert, als handle es sich dabei um die Karte zum verloren
geglaubten Bernsteinzimmer.
Was
folgte war ein genauestens einstudierter Ablauf von Argumenten, von
dem ich überzeugt war, dass ihn meine Eltern heimlich in der Nacht
probten, so routiniert brachten beide ihn vor.
„Hast
du dir das denn auch verdient?“
„Wir
haben heute drei Tests geschrieben.“
„Aber
die Ergebnisse hast du noch nicht.“
„Aber
die waren ganz schwer.“
„Soll
ich dir jetzt bei jeder Schwierigkeit was Süßes kaufen, dann ist
das ja gar nichts Besonderes mehr.“
„Ich
brauche eine kleine Aufmunterung nach so einem schweren Tag.“
Ich
war taktisch und argumentatorisch in einer Sackgasse angekommen und
versuchte es nun mit einem sonst recht zuverlässigen Druckmittel:
Mitleid.
„Dafür
reicht das Geld nicht.“
„Es
kostet doch bloß ein Euro.“
„Den
brauchen wir für Toastbrot und Gurke.“
„Du
hast doch immer das Restgeld in deiner kleinen rechten Hosentasche.“
„Das
sparen wir für harte Zeiten.“
„Gar
nicht war, das ist dein Kaffegeld für deine Arbeit.“
Hier
war ganz klar ein strategischer Fehler meinerseits, wollte ich doch
meiner Mutter die Zahlmittel für ihr kleines Extra am Tag streitig
machen und bezichtigte sie andererseits ungerechtfertigt der Lüge,
was eine Kardinalssünde ihr gegenüber war.
Es
war nur eine Frage der Zeit bis die Situation eskalierte.
„Wie
gesagt, das sparen wir für harte Zeiten.“
„Du
hast mich gar nicht mehr lieb.“
„Wir
brauchen noch Obst.“
„Ich
will EIN ÜBERRASCHUNGS…“
Bei
EI war ich dann auf dem Boden und meine Mutter schon längst beim
Obst.
Ich
hielt mich nicht lange auf, gestand mir selber meine Niederlage ein,
begab mich wieder auf meine Beine und zog grummelnd zur Kasse um dort
auf meine hartherzige Erzeugerin zu warten.
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