Dienstag, 12. Januar 2016

Die Sache mit der Eiskönigin I

Wenn wir alle ehrlich mit uns sind, dann haben wir alle als Kind irgendwann mal bockig und wollten unbedingt unseren Willen durchsetzen. Die klassische Situation ist wohl das einkaufen, wo man anfängt zu quengeln und zu weinen und sich auf den Boden zu werfen, weil man unbedingt irgendeine Süßigkeit oder ein Spielzeug oder beides haben will.
Ohne Umschweife habe ich hier zu gestehen, dass diese klassische Situation auf mich und meine Geschwister voll und ganz zutrifft.
Wir haben es alle versucht. Immer und immer wieder haben wir über die Jahre alle Künste der kindlichen Erpressung bemüht um zu bekommen was sich jeder Einzelne in der jeweiligen Situation von Herzen zu wünschen glaubte.
Wir sind alle kläglich am eisernen Willen unserer lieben Eltern gescheitert.

Hier herrschten die eisernen Devisen: „Wenn wir jedes Mal irgendwas Besonderes kaufen, dann ist es nichts Besonderes mehr.“, „Das Geld wächst nicht auf Bäumen“ und „Besondere Belohnungen verlangen besondere Leistungen.“
Machte sich mein Vater in solchen Situationen immer gerne seinen eigenen Spaß aus der Not und fotografierte oder filmte das Kind, welches sich gerade zum Hampelmann machte um ihm oder ihr die peinliche Vorstellung später noch einmal genüsslich vor Augen zu führen, so lief unsere Mutter unbeeindruckt weiter und erledigte den jeweiligen Einkauf streng nach Plan.
Schließlich waren wir alle alt genug, wussten wo das Auto stand und so hatte sie uns nicht erzogen, wenn wir etwas von ihr wollten, hatten wir gefälligst vernünftig zu fragen und mit der Antwort zu leben.
Durch meine Mutter habe ich auch gelernt, dass Gott sehr wohl alle Gebete erhört, nur ist die Antwort allzu oft Nein.
Egal jedoch mit wem wir einkaufen waren und egal wie laut und unmöglich wir uns verhalten hatten, es war nach jedem Bockanfall im Supermarkt ein Ritual bei uns, dass auf dem Parkplatz die elterliche Hand über unser kindliches Haupt fuhr und der elterliche Mund „Meckerkopp“ knurrte, egal wer sich von uns Nachkommen zu einem Ausfall hatte hinreißen lassen und damit hatte sich die Sache erledigt. Schließlich gab es andere Schwierigkeiten und Probleme die der Alltag bereithielt und keiner von uns wollte sich mit Kleinigkeiten aufhalten.
Gleichzeitig hatten wir Kinder auch immer die Vermutung, dass unsere Eltern genau wussten, dass, wenn sie uns jede kleine Verfehlung vorhalten würden, wir es ihnen gleichtun würden, schließlich fiel der Apfel nicht weit vom Stamm und wie die Saat war, so war auch die Ernte.
So begab es sich mal wieder eines schönen Tages, dass ich nach der Schule meiner Mutter beim Einkaufen behilflich sein musste und Schokolade wollte.

Ich hatte schlecht geschlafen, weil ich noch einen riesigen Muskelkater vom Training vom Vortag mit mir herumschleppte, die Heckenpenner von Lehrer hatten uns entweder auf Tests vorbereitet oder Tests geschrieben, denn Tests konnte man ja im Gegensatz zu Klassenarbeiten immerzu schreiben. Meine Hausaufgaben hatte ich fertig auf meinem Schreibtisch liegen gelassen, meine blöde Zicke von Schwester hatte nichts anderes zu tun, als mich andauernd dort zu pieken, wo mein Muskelkater war und zu fragen: „Tuts doll weh?“, der kleine Fatzke, der meinen blöden Bruder darstellte, hatte gerade das Lied „Hejo, spann den Wagen an“ im Kindergarten gelernt, welches er am Frühstückstisch unermüdlich darbrachte und die Besserwisser, Napfsülzen und Torfgesichter, die meine Klassen- und Schulkameraden bildeten schienen an diesem Tag erst recht nur aus Gülle zu bestehen und sonderten dadurch auch ebenjene ab.  

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