Wenn
wir alle ehrlich mit uns sind, dann haben wir alle als Kind
irgendwann mal bockig und wollten unbedingt unseren Willen
durchsetzen. Die klassische Situation ist wohl das einkaufen, wo man
anfängt zu quengeln und zu weinen und sich auf den Boden zu werfen,
weil man unbedingt irgendeine Süßigkeit oder ein Spielzeug oder
beides haben will.
Ohne
Umschweife habe ich hier zu gestehen, dass diese klassische Situation
auf mich und meine Geschwister voll und ganz zutrifft.
Wir
haben es alle versucht. Immer und immer wieder haben wir über die
Jahre alle Künste der kindlichen Erpressung bemüht um zu bekommen
was sich jeder Einzelne in der jeweiligen Situation von Herzen zu
wünschen glaubte.
Wir
sind alle kläglich am eisernen Willen unserer lieben Eltern
gescheitert.
Hier
herrschten die eisernen Devisen: „Wenn wir jedes Mal irgendwas
Besonderes kaufen, dann ist es nichts Besonderes mehr.“, „Das
Geld wächst nicht auf Bäumen“ und „Besondere Belohnungen
verlangen besondere Leistungen.“
Machte
sich mein Vater in solchen Situationen immer gerne seinen eigenen
Spaß aus der Not und fotografierte oder filmte das Kind, welches
sich gerade zum Hampelmann machte um ihm oder ihr die peinliche
Vorstellung später noch einmal genüsslich vor Augen zu führen, so
lief unsere Mutter unbeeindruckt weiter und erledigte den jeweiligen
Einkauf streng nach Plan.
Schließlich
waren wir alle alt genug, wussten wo das Auto stand und so hatte sie
uns nicht erzogen, wenn wir etwas von ihr wollten, hatten wir
gefälligst vernünftig zu fragen und mit der Antwort zu leben.
Durch
meine Mutter habe ich auch gelernt, dass Gott sehr wohl alle Gebete
erhört, nur ist die Antwort allzu oft Nein.
Egal
jedoch mit wem wir einkaufen waren und egal wie laut und unmöglich
wir uns verhalten hatten, es war nach jedem Bockanfall im Supermarkt
ein Ritual bei uns, dass auf dem Parkplatz die elterliche Hand über
unser kindliches Haupt fuhr und der elterliche Mund „Meckerkopp“
knurrte, egal wer sich von uns Nachkommen zu einem Ausfall hatte
hinreißen lassen und damit hatte sich die Sache erledigt.
Schließlich gab es andere Schwierigkeiten und Probleme die der
Alltag bereithielt und keiner von uns wollte sich mit Kleinigkeiten
aufhalten.
Gleichzeitig
hatten wir Kinder auch immer die Vermutung, dass unsere Eltern genau
wussten, dass, wenn sie uns jede kleine Verfehlung vorhalten würden,
wir es ihnen gleichtun würden, schließlich fiel der Apfel nicht
weit vom Stamm und wie die Saat war, so war auch die Ernte.
So
begab es sich mal wieder eines schönen Tages, dass ich nach der
Schule meiner Mutter beim Einkaufen behilflich sein musste und
Schokolade wollte.
Ich
hatte schlecht geschlafen, weil ich noch einen riesigen Muskelkater
vom Training vom Vortag mit mir herumschleppte, die Heckenpenner von
Lehrer hatten uns entweder auf Tests vorbereitet oder Tests
geschrieben, denn Tests konnte man ja im Gegensatz zu Klassenarbeiten
immerzu schreiben. Meine Hausaufgaben hatte ich fertig auf meinem
Schreibtisch liegen gelassen, meine blöde Zicke von Schwester hatte
nichts anderes zu tun, als mich andauernd dort zu pieken, wo mein
Muskelkater war und zu fragen: „Tuts doll weh?“, der kleine
Fatzke, der meinen blöden Bruder darstellte, hatte gerade das Lied
„Hejo, spann den Wagen an“ im Kindergarten gelernt, welches er am
Frühstückstisch unermüdlich darbrachte und die Besserwisser,
Napfsülzen und Torfgesichter, die meine Klassen- und Schulkameraden
bildeten schienen an diesem Tag erst recht nur aus Gülle zu bestehen
und sonderten dadurch auch ebenjene ab.
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