Mittwoch, 20. Januar 2016

Im Ring des Grauens: Lagebericht II

Was bisher geschah:
Der Frachter "Anton" wurde durch ein unbekanntes Ereignis aus seiner Flugbahn katapultiert.
Seine Mannschaft, eine bunte Mischung aus verschiedenen Lebewesen, findet sich in einem Asteroidenfeld am anderen Ende vom Universum wieder. 
Der Kapitän und seine Offiziere dachten schon alles gesehen zu haben was das Weltall zu bieten hat. Da hatten sie wohl unrecht.
Vorsichtige Schätzungen liegen bei einem Monat, bei der Inbetriebnahme des kompletten Schiffes.
Inwieweit wir das strecken können mag ich nicht sagen.
Diese Art der Spekulation würde nur falsche Hoffnungen wecken.

Dass wir überhaupt so lange durchgehalten haben ist etwas worauf wir stolz sein können, auf lange Sicht wird uns das nichts nützen, aber immerhin können wir stolz darauf sein.
Positiv ist hier festzuhalten, dass wir durch die unverhoffte Rückkehr der Bergungsmannschaft jetzt wieder den Kern für den Antrieb haben.
Ganz ehrlich, mit euch hat keiner mehr gerechnet.
Jetzt können wir den letzten Monat vielleicht noch konstruktiv nutzen und vielleicht haben wir ja Glück und finden einen Platz wo wir uns niederlassen können.
Der Wiedereinbau des Kerns ist schon erfolgt.
Theoretisch können wir sofort starten, was ich auch dringend empfehle.“
Schuldbewusst hatte die Chefingenieurin ausgesehen und das trotz der Tatsache, dass ihre letzte Häutung keine zwei Wochen her war.
Ihre Schuppen glänzten immer noch leicht majestätisch im ewig gleichen dämmrigen Licht, welches alle Räume des Schiffs ausfüllte.
Falls überhaupt etwas majestätisch in dieser Situation wirken konnte.
Kurz angebunden und unsicher, mit ihren Augen nur auf dem Bildschirm, hatte sie ihren Vortrag gehalten.
Selbst die Maßregelung von Garfield wirkte eher wie eine blasse Kopie, die verzweifelt die Situation vor dem Absturz aufleben lassen sollte.
Dabei wirkte es eher morbide als alles andere. So als ob man sich das Kleid anzog, was der verstorbene Freund so gerne mochte.
Bonnie wusste ziemlich genau woher diese Stimmung rührte.
Sie hatten sich nachdem das Bergungsteam auf den Weg gemacht hatte, genau hier versammelt um eine Lagebesprechung durchzuführen.
Niemand konnte diese Art der Zusammenkünfte leiden, aber jeder wusste, dass der Kapitän sich nicht lange aufhalten lassen würde und so schnell wie nur irgendwie möglich mit dem Kern zurück kommen würde und dann einen ausführlichen Lagebericht erwartete. Doch dann kamen die Würmer und rissen sie hier hinunter und das eigentliche Drama begann.
Jedes Schiff stürzt mal ab oder kam ein paar Klicks vom Kurs ab.
Das war nichts besonderes und nur Neulinge brüsteten sich mit solch lahmen Geschichten.
Das was nach dem Absturz oder dem Abdriften geschah, dass war das was es sich zu erzählen lohnte, schließlich ging es hier meistens um unbekannte Daseinsformen und Ereignisse, die man überlebt hatte und mit denen man das nie verstummende Brummen im Hintergrund der Kneipen in allen Weltraumhäfen weiter füllen konnte.
Thomas war ein Meister darin dieses Brummen zu füllen und zu befeuern, was nichts anderes als das gesammelte Getuschel aller Wein und Bierseeligen Raumfahrer auf der Durchreise war, die meist übertrieben verschworen sich irgendwelchen Garn ausspannten, egal ob er der Wahrheit entsprach oder nicht.
Bei Thomas gab es keine Routine – Missionen, dabei suchte er in keinster Weise das Abenteuer.
Vielmehr suchte das Abenteuer ihn und folgte ihm wie eine enttäuschte Geliebte und holte ihn früher oder später auch immer wieder ein.
Auf seiner Heimatwelt war er mittlerweile eine Legende, wo Museen und Häfen nach ihm benannt wurden.
Wenn er gefragt wurde, warum er nicht zurückkehrte um sich zur Ruhe zur setzen und seinen Ruhm zu genießen, so war seine Antwort meistens eine Anspielung darauf, dass sein geliebter Heimatplanet wahrscheinlich von einer Weltraumamöbe verschluckt würde, sobald er es sich dort auch nur ansatzweise bequem machen sollte.

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