Samstag, 16. Januar 2016

Vom Realismus im Unrealistischen



Neben den beiden Giganten der populären Science – Fiction „Krieg der Sterne“ und „Raumschiff Enterprise“ gibt es immer wieder bemerkenswerte Vertreter in der zweiten Liga, die durch gesunden Egoismus auffallen, was ihre wegweisende Art und Weise Geschichten zu erzählen angeht.
So begab es sich zu einer Zeit, als die Nachfolger von „Raumschiff Enterprise“ ihren Schneid verloren, also mit dem Ende von „Deep Space Nine“ und dem Zeitpunkt als klar wurde, dass „Voyager“ nur ein blasser Schatten seiner Vorgänger ist, dass sich einer der Hauptverantwortlichen  dieser Serien, Ronald D. Moore, dazu entschloss „Kampfstern Galactica“ wieder aufleben zu lassen und damit sein eigenes Ding zu machen.

Das Original könnte man im Rückblick als billigen Abklatsch vom „Krieg der Sterne“ bewerten, aber zum damaligen Zeitpunkt war es die teuerste Fernsehserie die jemals produziert wurde und durch den Erfolg der märchenhaften Sternen – Saga, landeten unter anderem auch „Alien“ und „Raumschiff Enterprise“ im Kino.
Inhaltlich zeigt sich aber beim Original, dass das meiste Geld in den Spezialeffekten landete, da sich die Handlung auf „Wir fliehen vor den Robotern, tralalalala“ reduzieren lässt. Da der Produzent der Serie, Glen A. Larson, Mormone war, bediente er sich bei der christlichen Mythologie um sein gedankliches Kind mit ein paar Ideen zu garnieren.
Es sind diese Ideen, die Ronald D. Moore nimmt und auf die Spitze treibt.
In seiner Version wurden die feindseligen Roboter nicht nur vom Menschen geschaffen, sie haben auch menschliche Form angenommen. Selbstverständlich haben die Roboter, Cylons genannt, selbstständig Intelligenz entwickelt und rebellieren gegen ihre „Eltern“.
Aber das Abnabeln von pubertierenden Kindern ist nicht der zentrale Konflikt in der Serie, denn mit der neu entwickelten künstlichen Intelligenz fanden die Cylonen auch einen Gott, der im Kontrast zu den Göttern der Menschen stand und um ihrem Gott zu beweisen, dass sie würdig sind entschlossen sie sich dazu die Menschen zu töten. Schließlich sind diese nicht nur körperlich schwächer, sie sind in ihren Augen auch Ungläubige. Das Überleben des Stärkeren trifft Kreuzzüge.
Es folgt ein Exodus von wahrhaft biblischen Ausmaßen an dessen Ende die Flucht von 50.000 Menschen steht, die verzweifelt eine neue Heimat suchen.
Bei den hauptsächlich menschlichen Protagonisten handelt es sich um religiöse Flüchtlinge, die auf der Flucht vor Fanatikern sind.
Dabei verzichten die Macher auf jeden unnötigen Schnick – Schnack. Es gibt keine Vulkanier und keine Wookies und keine Transporter und keine Lichtschwerter.
Diese Welt ist zwar futuristisch, aber in einer zweckmäßigen Weise.
Ebenso wie bei „Alien“ zeigt die Technik Gebrauchsspuren, ohne dabei verbraucht zu wirken.
Das Fernbleiben von fremden Rassen  und technischen Spielereien wird mit Kammerspielen gefüllt, welche die Charaktere auf beiden Seiten ausloten. So gibt es auf beiden Seiten wortgewandte Rassisten und Fanatiker, die auch vor Selbstmordattentaten nicht zurück schrecken, wie auch göttliche Visionen und Prophezeiungen und keiner ist ohne Makel. Dass trotzdem auf beiden Seiten Steine geworfen werden, ist nicht nur durch und durch entlarvend, sondern auch realistisch.
Gleichzeitig wird hier immer wieder ausgelotet wie militaristisch eine Gesellschaft in solchen Krisen werden darf und wie weit die zivilen Rechte zurück stecken müssen.
Spoiler – Alarm: Die Extremisten dürfen auf keiner Seite gewinnen.
Und auch in der zentralen Frage bleibt diese Serie keine Antwort schuldig: Ja es gibt einen Gott und er hält nichts von den erbärmlichen Streitigkeiten unter den Gläubigen.
Wahrscheinlich hält er oder es noch nicht einmal etwas davon als Gott bezeichnet zu werden.
Damit schließt die Neuauflage zusammen mit dem ebenfalls wegweisenden „Babylon 5“ eine Lücke, die nie von „Raumschiff Enterprise“ und „Krieg der Sterne“ wirklich gefüllt werden konnte.
Ist die Welt von Kirk, Picard und folgenden eher wissenschaftlich – atheistisch orientiert, so ist die Welt von Skywalker, R2D2 und Kompanie eher eine magische, wo wenn überhaupt eher im vorbei gehen über den Glauben an Gott fabuliert wird.
Damit haben sie zusammen mit „Der Herr der Ringe“ eine Schwäche gemein, welche von George R.R. Martin treffend benannt wurde, als er meinte er vermisse in J.R.R. Tolkiens Meisterwerk die Religion.
Die historische Tatsache, dass die Glaubensfrage fast immer Auslöser oder Mittel zum Zweck in kriegerischen Konflikten war und ist, wird damit zu einer Nebensache von vielen.
Es ist dieser Neuauflage vom „Kampfstern Galactica“ hoch anzurechnen, dass sie diesen ewigen Konflikt der Realität in den Mittelpunkt stellt und diesen als sein Alleinstellungsmerkmal kultiviert.

Dass die Serie zu der Zeit der Bush – Regierung und ihrer Invasion im Irak entstanden ist, verleiht ihr dabei durchaus etwas unheimlich prophetisches. 

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