Samstag, 23. Januar 2016

Filmbesprechung: The Science of Sleep

Stephanie

Ach ja, die Liebe, diese undurchsichtige Mischung aus Gefühlen und Erlebnissen, die einem das Hirn verklebt und zu sonderbaren und unlogischen Dummheiten verleitet.
Was hat sie der Menschheit nicht als Motor gedient um alle möglichen künstlerischen Höhenflüge zu befeuern.
Schon die Minnesänger trugen Lieder für angebetete Schönheiten vor und leiteten damit die erste Welle einer einheitlichen deutschen Sprache ein.
Hier haben wir nun die Liebesgeschichte zwischen dem Träumer Stephan und seiner Nachbarin Stephanie, die sich durch die Irrungen und Wirrungen des Alltags kämpfen muss und von der man nicht weiß ob sie ein gutes Ende nehmen wird.
Denn beide gehören zu den menschlichen Vertretern der Stachelschweine und wie allgemein bekannt ist, paaren sich solche Leute sehr sehr langsam.
Dabei wird auch nicht auf die üblichen Missverständnisse verzichtet, die man in fast jeder dieser Herzensgeschichten antrifft.
Anders aber als bei vielen anderen Vertretern des Herzschmerz, sind die Missverständnisse hier von einer leichten und natürlichen Art und Weise und man hat auch die Möglichkeit zu erkennen, wer wie zu viel in kleine Gesten hinein interpretiert.
Dadurch kann man sich als Zuschauer auf die richtige Art und Weise clever vorkommen und das ist beim Geschichten erzählen schon mal die halbe Miete.

Was einen vielleicht zuerst abschrecken könnte ist die Zweisprachlichkeit des Films, der auf französisch und deutsch daher kommt und auch ein paar Brocken spanisch mit hinein wirft..
Auf den zweiten Blick ist dieses Stilmittel aber sehr gut gewählt, denn Stephan ist gerade neu in der Stadt und befindet sich auch fern von seinem eigentlichen Heimatland.
So muss er sich entwurzelt in diesem neuen Lebensabschnitt erst zurecht finden.
Das die Wahl beim Verfremdungseffekt dabei auf die Sprache gefallen ist, ist somit nicht nur eine durch und durch logische, sondern auch eine durchweg natürliche, denn zwischendurch gibt es immer wieder Ausflüge in die Gedankenwelt von Stephan und zusätzliche Verfremdungen der realen Welt hätten den Film nur unnötig belastet.
Die abstrusen Träume von Stephan muten hier dann auch wie eine wohlige Insel an, auf die sich der scheue Migrant retten kann, wenn es ihm zu viel wird mit der großen fremden Welt.
Aus der ungeliebten Arbeit wird da ein Platz zur Huldigung seiner Einzigartigkeit und das Leben an sich zu einer leicht verdaulichen Fernseh- Show, die an die Anfänge von Stefan Raab erinnert.
Interessant hierbei ist, dass die Umwelt von Stephan sich darüber bewusst ist, dass er seine Marotten und Eigenheiten hat, genauso wie jeder andere auch.
Dadurch wird klar, dass er eigentlich keine Sonderstellung inne hat, sondern nur einer von vielen ist, der sich in einer unübersichtlichen Welt zurecht finden muss.
Ob es mit ihm und seiner angebeteten Stephanie dann auch klappt, bleibt dem Zuschauer überlassen.
Eigentlich hat er alle Karten in der Hand, er darf sie nur nicht verspielen.

Fazit: Ein schöner Traum für zwischendurch, den man nicht zu sehr analysieren sollte.

Nutzloses Klugscheißen: Wer das Verhalten der Franzosen in diesem Film für unnötig skurril und überzogen hält, geht einfach mal nach Frankreich oder verbringt einfach mal ein paar Stunden mit einem Vertreter dieser liebenswürdigen Gattung von Europäern.
Die sind wirklich so.

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