Mittwoch, 17. Februar 2016

Im Ring des Grauens: die Sache mit den Hirnmaden IV

Was bisher geschah:
Der Frachter "Anton" wurde durch ein unbekanntes Ereignis aus seiner Flugbahn katapultiert.
Seine Mannschaft, eine bunte Mischung aus verschiedenen Lebewesen, findet sich in einem Asteroidenfeld am anderen Ende vom Universum wieder. 
Der Kapitän und seine Offiziere dachten schon alles gesehen zu haben was das Weltall zu bieten hat. Da hatten sie wohl unrecht.
Für jene die nicht mehr gefunden wurde, so wie Justin, hielt er eine eigene Zeremonie ab.
Nachdem sie wieder bei Sinnen war, weigerte sich Sonja vier Wochen lang ihr Quartier zu verlassen.
Ihr Dienst wurde von Nico übernommen.

Sie erinnerte sich an so gut wie gar nichts. Nur daran, dass sie gesungen hatte und glücklich war.
Als sie wieder dazu in der Lage war ihren Aufgaben nachzukommen, war die Singularität schon notdürftig verhüllt.
Was der Auslöser dieser Epidemie war, konnte nie geklärt werden.
Sicher, es gab Vermutungen darüber, aber eine beruhigende Gewissheit stellte sich nie ein.
In den Wochen danach stellte sich eine grimmige Routine ein, bestehend aus Durchbrüchen, riesigen Würmern und dem Ausschlachten der dürftigen Umwelt für das wenige was sie ihnen zu bieten hatte.
Thomas machte sich einen Zeitvertreib daraus die Würmer zu jagen und erinnerte zeitweise mehr an einen Vandalen als an einen Arzt.
Auf seinen kleinen Expeditionen entdeckte er, dass sie in einer Zeitverzerrung gefangen waren, was von allen anderen mit kompletter Gleichgültigkeit aufgenommen wurde, da die Uhren auf dem Schiff überall im selben Takt tickten.
Die Zeit verstrich eh schon quälend langsam, da war es egal in welcher Blase genau sie dahin kroch und wie schnell sie woanders war.
Alle sechs Stunden trafen sich kleine Gruppen überall im Schiff, die gerade keinen Dienst verrichteten und erzählten sich allerlei Geschichten von ihren Heimatplaneten.
Selbstverständlich waren die Runden mit Thomas am unterhaltsamsten.
Hier konnte er erzählen, wie er seinen ersten Mineralriesen erschlug und sich aus seinem Auge sein erstes Mikroskop gebaut hatte oder wie er in einem Motor aus lebendigen Sonnen eine neue Quelle mit frischen Wasser entdeckte oder wie er in sieben unterirdischen Königreichen mit Generälen aus Holz verhandelte oder eine andere unfassbare Geschichte aus seinem Leben das voll an unfassbaren Geschichten war.
Inwiefern diese Erzählungen auf Wahrheit fußten, war seinem Publikum egal, denn er machte eine Kunst aus jeder Darbietung, sodass man meinen konnte, dass an ihm ein Schauspieler verloren gegangen war.
Es stellte sich heraus, dass ein Teil der Steine leicht zu bearbeiten war und nachdem sichergestellt wurde, dass sie ungefährlich waren, machte sich die Mannschaft ein Hobby daraus allerlei kleine Figuren und Gebrauchsgegenstände zu schnitzen.
Garfield weigerte sich weiterhin die Brücke zu verlassen und ließ sich durch ein Loch Nahrung reichen.
Die Prognose der Durchbrüche war zu seinem Lebensinhalt geworden.
Insgeheim schlossen sie Wetten ab, wie lange er durchhalten würde, trauten sich aber gleichzeitig nicht ihn von der Brücke zu holen, da er immer noch eine für alle lebenswichtige Aufgabe erfüllte.
Er war ihr wahnsinniger Prophet in seinem selbst gewählten Exil.
Knapp zwanzig Wochen nach ihrem Absturz hatten sich alle damit abgefunden, dass sie den Rest ihres Lebens auf diesem elenden Brocken verbringen würden.
Sie hatte es sich nicht eingestehen wollen, aber sie hatte den großen und rechthaberischen Kapitän vermisst, auch wenn er sich jetzt von Testosteron erfüllt als die einzige Badehure am Tisch geradezu beleidigend lässig in seinen angestammten Sessel zurücklehnte.
Mit seiner Rückkehr hatte niemand mehr gerechnet.
Er war zusammen mit seinen Begleitern wie ein fleischgewordenes Zeichen, dass sie alle doch nicht verloren waren.

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