Mittwoch, 3. Februar 2016

Im Ring des Grauens: Die Sache mit den Hirnmaden II

Was bisher geschah:
Der Frachter "Anton" wurde durch ein unbekanntes Ereignis aus seiner Flugbahn katapultiert.
Seine Mannschaft, eine bunte Mischung aus verschiedenen Lebewesen, findet sich in einem Asteroidenfeld am anderen Ende vom Universum wieder. 
Der Kapitän und seine Offiziere dachten schon alles gesehen zu haben was das Weltall zu bieten hat. Da hatten sie wohl unrecht.
Die Wirkung auf das Verhalten und Erleben der Befallene war einfach und perfide.
Es nahm sich eine Idee oder einen Gedanken von seinem Wirt und steigerte ihn bis ins unermessliche.

So wurden grundlegende Instinkte wie Essen, Schlafen, Sex oder Atmen zum alleinigen Lebensinhalt, ebenso wie komplett nebensächliche Dinge wie sehen, laufen, fühlen oder reden, bis hin zu komplexeren Aufgaben wie lesen, reparieren, erklären oder Sport treiben.
Es war ein Schiff der Wahnsinnigen, die bis zum Zusammenbrechen sich auf eine Sache fixierten und alles andere fallen ließen und irgendwann frustriert feststellten, dass sie eben nicht die ganze Zeit nur laufen, schlafen, essen, erklären, kopulieren, fühlen, reden, atmen, reparieren, sehen oder lesen konnten, da ihr Körper irgendwann aufgrund dieser einseitigen Belastung streikte.
In ihrer Frustration fingen die Befallenen an zu schreien und schlugen auf die Körperteile ein, von denen sie überzeugt waren, dass sie ihnen doch den Dienst versagten, sei es Kopf, Augen, Beine oder Genitalien.
Und dazu kamen immer wieder die Durchbrüche der Quantenprojektionen und immer wieder wurden sie von Würmern attackiert.
Der Ausnahmezustand wurde zur Regel, ohne Aussicht auf Erlösung, denn so ein Antriebskern wuchs nicht von selbst und war mit herkömmlichen Mitteln nicht zu reproduzieren.
Und Sonja war nicht immun gegen diese Seuche.
Sonja, die zwei Meter große Echsenfrau mit den Muskeln von drei ausgewachsenen Männern.
Und Sonja hatte etwas in der Singularität gesehen, das ihren ganzen Verstand einnahm.
Sonja unterjochte das komplette Deck des Maschinenraums um Aszumgo zu huldigen, mit der festen Absicht alle anderen auf diesem Schiff zu seinem Glauben zu bekehren.
Wer sich dieser Idee nicht beugte, wurde entweder eingesperrt oder gefressen.
Es war Justins Geistesgegenwart zu verdanken, dass sie ihren lächerlichen Kreuzzug inmitten vom Nichts nicht weiter ausbreiten konnte.
Er war der zweite Maschinenwart gewesen.
Betonung auf war und gewesen.
Seit dem Absturz hatte er an der Seite seiner Vorgesetzten unermüdlich daran gearbeitet um alles in Schuss zu halten und um die nun durch den fehlenden Kern offenen Kanäle, Energiekreisläufe und Leitungen auf jede mögliche und sinnvolle Art und Weise zu verbinden.
Da er eng mit Sonja zusammen arbeitete, konnte er ihren rapiden geistigen Verfall aus nächster Nähe beobachten und erstatte ordnungsgemäß immer Bericht an Garfield, der jedoch ganz mit sich und den Durchbrüchen beschäftigt war.
Thomas tat sein bestes um die Ursache für diese Plage zu finden, aber die Blutproben brauchten geradezu quälend langsam um ausgewertet und verglichen zu werden.
Fünf Wochen nach dem Absturz hatte Sonjas Wahn seinen Höhepunkt erreicht und Justin tat das einzig ihm Mögliche.
Er verriegelte den Maschinenraum gemäß den Quarantäne – Protokollen und leitete alle Funktionen über die anderen Decks um.
Da zu diesem Zeitpunkt weder an fliegen, noch an starten zu denken war, war der Maschinenraum nun nichts anderes als ein Raum voller Irrer, die unter ihrer Echsenkönigin ein schwebendes Licht anbeteten.
Nach dem Hirn von Anton, war nun auch sein Herz vom Rest des Körpers abgetrennt und nur die Leber und das vegetative Nervensystem waren noch rudimentär intakt.
Seinen Einsatz für Schiff und Mannschaft bezahlte Justin mit dem Leben.

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