1.
Es ritten drei Riesen
in die Berge hoch zu Ross,
Sie reiten wohl zu der
Nebelkönigin ihr Schloss:
"Herrin des
Nebels, bist du darinnen, ja darinnen?"
2.
"Bist du dann
darinnen, so komme heraus!
Euer Vater schickt uns
vor euer Haus,
um euch bringen wieder
zu Sinnen, ja Sinnen."
3.
Sobald die Herrin
die Rufe vernahm,
ein rotes Gewand legte
sie an,
Um den Riesen entgegen
zu treten.
4.
Sobald die Herrin vors
Tor hinaus kam,
drei Riesen gleich die
Herrin vernahm:
"Herrin, wisst
ihr, was ihr tat säten, ja säten?
5.
Ei willst du dich
wirklich dem Winde entziehn?,
Kannst du nicht demütig
vorm Vater knien?
Und von deinem Hochmut
gar lassen, ja lassen!"
6.
"Mein Vater hat
diesen Streit allein vollbracht,
Mein Leben hab ich mir
vermacht,
Euer Kommen bringt nur
weiteres Hassen, ja hassen!“
7.
"Oh Wintduhter, Oh
Nebulkunugin
Lasst ab von diesem
starren Sinn:
Ihr ward doch treu
versprochen, ja versprochen."
8.
Die Herrin betrachtete
die Riesen sehr genau,
Diese unformen Wesen,
groß und grau.
Und begann auf ein
altes Recht zu pochen.
9.
„Der Wind mich sehr
wohl versprochen hat,
Doch das war eine
verwerfliche Tat,
Mit der einen Pakt mit
mir brach, ja brach!"
10.
Diese Worte, groß und
schwer,
Konnten des Windes
Diener ertragen nimmer mehr
Waren die Worte doch
unsägliche Schmach.
11.
Die Riesen ihre
Schwerter zückten,
Ihnen dabei alle Sinne
entrückten:
Stand vor ihnen doch
die Nebelkönigin.
12.
„Ei, willst du werden
ein totes Weib,
verrotten soll dein'
jung' stolzer Leib,
Wir bringen bringen dir
bei wieder Sinn, ja Sinn.
13.
Nimm zurück dein
frevelndes Wort,
Kehre zurück an des
Vaters Ort,
Erinnere dich an deine
hohe Pflicht, ja Pflicht!"
14.
„Nichts war frevelnd
an meinem Wort,
Ich habe nun meinen
eigenen Ort
Und ihr haltet hier
kein Gericht, ja Gericht.
15.
Denkt daran auf wessen
Boden ihr steht,
Denkt daran wessen Wind
hier weht,
Eure Schwerter haben
hier keinen Wert, ja Wert!
16.
Wort ist Wort und Tat
ist Tat,
Die goldene Regel kennt
jeder Schrat,
Steckt ein das dumme
Schwert, ja dumme Schwert!“
17.
Die Worte bleiben
ungehört,
Ein jeder Riese auf den
Winde schwört,
bereit ihm die Tochter
zu bringen.
18.
Wort gibt Wort und Tat
gibt Tat,
Das weiß selbst der
dümmste Schrat,
und eine Herrin kann
man nicht zwingen.
19.
„Ihr, die ihr meines
Vaters Getreue,
Auf dass er den Frevel
bereue,
Sollt ihr mir als
Warnung dienen, ja dienen.
20.
Gefangen sollt ihr auf
ewig sein,
In kaltem grauen ewigen
Stein,
Das wird sich wohl
recht ziemen, ja ziemen.“
21.
Noch eh die Riesen die
Worte vernommen,
Wurden sie auch schon
hart und beklommen
Und wandelten sich zu
grauem Stein.
22.
Noch bevor sie konnten
um Gnade flehen,
War der Zauber schon
geschehen
Unter langsamer,
grausamer Pein.
23.
So stehen sie noch
heute,
und erinnern alle
Leute,
Wie der Nebel mit dem
Winde brach.
24.
Die Familie war nun
ganz entzwei,
Keiner trug zum einigen
herbei,
Ein jeder hatte seine
Schmach.
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