Dienstag, 28. Dezember 2010

Launing 2/3

„Nein danke.“
„Komm, das sieht cool aus und beeindruckt die Jungs.“
Hiermit war dann auch schon der peinlichste Satz des Abends gefallen. Roberta war mehr als nervös, was Gunter anging, Das ganze Hin und Her mit den beiden dauerte jetzt schon seit der Grundschule an. Er schien noch nicht einmal abgeneigt, er machte eher den Eindruck als ob er sich nicht so viele Gedanken über solche Sachen machte. Unter dieser Voraussetzung betrachtet würde sie wahrscheinlich eher mit ihm klar kommen als ihre beste Freundin. Das wäre doch der ideale Stoff für eine Seifenoper.
„Dann bin ich lieber uncool und habe frischen Atem.“
Eigentlich lag es eher daran, dass sie dank ihres Bruders ziemlich genau wusste, dass Jungs bei rauchenden Mädels eher nicht daran dachten wie cool die Zigaretten aussahen, sondern eher daran, dass da etwas Langes in einem weiblichen Mund war.
Sofort wurde dieser Gedanke abgeschüttelt, sie dachte eindeutig zu viel nach, Roberta erklärte sie, dass ihr einfach kalt war. Ihren Bruder verfluchte sie nicht, da er in manchen Belangen einfach recht behielt. Schwer drückte das Messer gegen ihren Oberschenkel.
Von weitem dröhnte die Musik zu ihnen. Langsam aber sicher erschien das Ziel vor ihren Augen
Vor den Toren der umgebauten Scheune hatten sich kleine Gruppen versammelt. Aus allen Ecken und benachbarten Dörfern waren Leute gekommen, weil sonst nichts los war. Hier wurden wahrscheinlich auch schon vereinzelt Pläne für Techno-Partys mitten im Wald geschmiedet, wo die einen das nötige Equipment mitbringen würden und die anderen den Alkohol. Sie selber würde dann mit Freunden auf dem Fußballfeld hocken und von fern aus dem Wald den Beat hämmern hören. Das Ganze würde die Nacht andauern, vereinzelt würden sich Leute darüber beschweren, aber sie konnten dem nichts entgegen setzen, da keiner genau wusste wo denn die Party stattfand. Maxi würde als überzeugter Rocker auch das eine oder andere Mal erst nach Sonnenaufgang nach Hause kommen, schlicht und einfach, weil die Stadt zu weit entfernt war um jedes Wochenende rein zu fahren und weil sonst nichts los war.
Sie gingen hinein und ein Nebel aus Rauch, Schweiß und Alkohol umfing sie. Roberta schaute sich nervös um, machte auf einmal ein komisches Geräusch, das an ein Meerschweinchen erinnerte und entschuldigte sich auf Toilette. Irgendwo im Halbdunkel war ein Umriss zu erkennen der an Gunter erinnerte. Etwas ratlos stand sie alleine neben dem Eingang herum, aber die Rettung kam in Person von Lydia, die sie von hinten ansprang. Nach der üblichen Umarmung zur Begrüßung ging sie auf den Vorschlag auf ein Bier ein. Lydia kassierte das Geld ein und machte sich auf den Weg zur Bar. So hatte sie noch einen Moment um sich die ganze Szenerie genauer zu betrachten.
Das war also die tolle Party. Nüchtern betrachtet unterschied sich diese Veranstaltung nicht groß von den Kiddieparties zu denen sie mit ihrem Vater gegangen war. Nur dass hier die Kiddies ein paar Jahre älter waren. Und nüchtern würde sie bleiben. Mit Sicherheit hatten sich andere Wodka organisiert und ihn mit Saft gemischt. Die ganz harten Jungs machten das mit Eistee. Gerüchten zufolge hatte Andrea mal 'nen Absturz bekommen weil sie Alkohol mit Tabletten gemischt hatte. Ihren Eltern sollte sie die Übelkeit mit Regelbeschwerden erklärt haben.
Ihr Vater hatte da eine lustige Geschichte auf Lager, wie er immer wieder besoffen abends nach Hause gekommen war und sich manchmal auch übergeben musste. Seinen Eltern hatte er erzählt ihm wäre von dem fetten Fleisch übel, dass es immer zu essen gab. Irgendwann hatte ihr Großvater ihn beiseite genommen und ihm verklickert, dass der Geruch von Alkohol auch ihm und seiner Frau bekannt war und dass jeden Morgen sein Zimmer danach stank.
Ein paar von den Mädels standen schon angetrunken auf der Tanzfläche. Dabei war es erst kurz nach acht. Um die kichernden Püppchen hatten sich auch schon ein paar Jungs versammelt, die alle etwas älter waren. Hier trieben sich auch Kerle über zwanzig herum, was ihr mehr als peinlich vorkam. In einer Ecke sah sie Andrea, der gerade ein Bier gebracht wurde von einem der älteren. Sie machte sich ganz gut als kleines süßes Mädchen das sich bedienen ließ. Wirklich unglaublich, dass so ein Augenaufschlag so eine Wirkung haben konnte auf jemanden der unter Druck stand. Ein Schmunzeln erschien auf ihrem Gesicht. Ihr gefiel der Gedanke, dass die Vorzeigeblonde der Klasse den Kerl einfach nur ausnutzte. Das alles passte sehr gut zu dem was Paul von ihr mal erzählt hatte. Paul war jetzt knapp zwanzig, studierte in Marburg.  Seine Eltern wohnten neben ihnen.

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Launing
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