Samstag, 22. Dezember 2012

Wüstentagebuch 22

Eintrag 1917 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
16 Tage bis zur nächsten Blutung
Ich kann die Siedlung noch riechen.
Diesen Geruch von Schweiß.
Menschen die eng aufeinander leben.
Ich habe alles richtig gemacht.
Sie ist immer noch bei mir.
Und sie näht.
Ich schnitze.
Folgen den Wurzeln.
Kann ein paar Kriecher erlegen.
Ein bisschen neue Knochen, Fleisch und Fell zum trocknen und bearbeiten.
Sie gönnt sich ein wenig von ihrem Vorrat.
Wir sind reiche Leute.
Ziehen weiter.

Eintrag 1918 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
15 Tage bis zur nächsten Blutung.
Die Siedlung ist nicht mehr da.
Endlich ist dieser Gestank weg
Wir sind allein in der Wüste.
Machen Rast für den Tag
Bessere die Plane aus.
Sie wirft die Glaskugeln immer wieder in die Luft und lässt sie dort oben tanzen.
Bunte Flecken aus Licht jagen sich auf dem Boden.
Machen Sprachübungen.
Schneiden uns die Haare.
Kontrollieren uns gegenseitig nach Parasiten.
Ich befreie mein Gesicht von den Haaren
Sie zeigt mir was sie sich genäht hat.
Es ist ein Kleid.
Sie sieht wunderschön aus.
Ich kann ein paar Schritte.
Wir tanzen allein im Sand einen vergessenen Tanz.
Die Welt ist tot, aber wir leben.
Ziehen weiter.

Eintrag 1919 3. Buch 5. Jahr
Vielleicht ist das alles gar nicht echt.
Das alles ist ein Wettbewerb und wir haben vergessen, dass wir daran teilnehmen.
Wir kommen eigentlich von einem anderen Planeten in einem anderen System.
Um zu sehen wer der beste von uns ist wurden wir hier ausgesetzt.
Auf einem Planeten, der nur aus Sand besteht.
Die kleinen Geräte mit denen wir Signale an die Schiedsrichter geben haben wir verloren.
Der Wettbewerb wurde irgendwann so echt, dass wir vergaßen wer wir wirklich sind.
Die Schiedsrichter hatten irgendwann kein Interesse mehr und sind zurück zum Heimatplaneten.
Ruhige Nacht.
14 Tage bis zu nächsten Blutung.
Sie fragt mich warum ich so lache.
Erzähle es ihr und sie lacht mit mir.
Folgen den Wurzeln
Ziehen weiter.

Eintrag 1920 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
13 Tage bis zur nächsten Blutung.
Stellen uns Rätsel.
Bringe ihr die Einheitssprache bei.
Zeichnen Wörter in den Sand.
Frage sie wie alt sie ist.
Sie fragt mich ob das wirklich wichtig ist.
Alt genug um zu überleben.
Alt genug um mit mir die Nacht zu verbringen.
Alt genug um Handel zu treiben.
Sie hat sich aus Stoffresten einen kleinen Ball geschaffen.
Er springt von ihrem Handrücken auf ihre Fußspitze und zurück und von Seite zu Seite.
Sie fragt mich was das Ziel ist.
Erzähle ihr von den Wäldern.
Ich weigere mich zu glauben, dass die Ganze Welt so ist.
Wenn es Regen und Gewitter gibt, dann gibt es auch Wasser und Wälder.
Wir haben noch eine Atmosphäre.
Wasserstoff und Sauerstoff werden immer noch auf der Erde gehalten und verdunsten nicht hinaus in das Nichts.
Wenn es Jahrzehnte braucht um dorthin zu kommen, dann ist das halt so.
Aus den Knochen sind Nadeln, Pfeilspitzen geworden.
Dazu sechzehn runde Steine.
Die eine Hälfte muss ich noch färben.
Sie drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange.
Wir ziehen weiter.

Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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