Samstag, 1. Dezember 2012

Wüstentagebuch 1

Eintrag 1858 3. Buch 5. Jahr
Seit Achtundzwanzig Tagen kein Kontakt.
Unruhige Nacht.
Wurden verfolgt
Harald hat nur geschrien.
Hat dabei ein paar Räuber angelockt.
Musste mich wehren.
Zum Ende gab es Fleisch und Fell und Knochen.
Hatte noch genug Salz und Haken um alles zu bearbeiten.
Das Gute liegt im Schlechten.
Der Sand gefällt mir nicht.
Beginne mit dem Gerben.
Harald versorgt.
Wasser wird knapp.
Links Sand. Rechts Sand. Vorne Sand. Hinten Sand. Überall nur Sand.
Wenn ich mich umschaue, bekomme ich den Eindruck, die Welt sei eine Scheibe.
Stimmt eigentlich.
Wenn sich in ein paar hundert Jahren wieder Kulturen und Religionen bilden, fangen wir vielleicht wieder genau da an und der ganze Scheiß fängt von vorne an und entwickelt sich wieder bis zu seinem bitteren Ende.
Alles dreht sich im Kreis.
Immer wieder.
Alles wiederholt sich.
Wir sind nichts.
Wo zur Gott verdammten Hölle bin ich
Muss mich zusammenreißen.
An meine Sprechübungen denken, für den Fall dass es Kontakt gibt.
Darf nicht durchdrehen.
Harald ist krank.
Er braucht mich.
Zum Essen gibt es Geziefer und ein bisschen Fleisch
Heute ist ein Guter Tag.
Habe das Nachtlager aufgeschlagen.
Seit 4 Wochen keinen Kontakt gehabt..
Soll mir recht sein.
Aber Harald braucht angemessene Versorgung seit der Hund ihn angefallen hat.
Sein Tod wäre ein herber Verlust.
Morgen ist ein neuer Tag.
Wir ziehen weiter.

Eintrag 1859 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
Wurden wieder verfolgt.
Seit neunundzwanzig Tagen kein Kontakt.
Die Knochen sind fast ausgebleicht.
Das Fell muss weiter warten bis es Leder wird.
Harald geht es nicht besser.
Habe ein schlechtes Gewissen, dass ich seine Wunde nicht sofort mit Salz versorgt habe.
Hier rächt sich der Geiz.
Beginne mit dem Schnitzen der Knochen.
Die Luft lädt sich auf.
Ich weiß was kommen wird.
Die Wolken ziehen sich zusammen.
Es wird vielleicht regnen.
Aber es wird auf jeden Fall blitzen.
Oh Gott! Die Blitze!
Wenn wir keinen Unterstand finden werden wir uns vergraben müssen.
Suche zum Essen Geziefer.
Harald ist nicht einverstanden.
Egal.
Das Fleisch ist Handelsware.
Bereite mich auf die Nacht vor.
Wir werden nicht schlafen.

Eintrag 1860 3. Buch 5. Jahr
Seit dreißig Tagen kein Kontakt.
Wir wurden diese Nacht nicht verfolgt.
Wir haben nicht geschlafen.
Die Blitze.
Oh Gott die Blitze.
Sie waren nicht nah, aber sie waren da
Ich will nicht daran denken.
Ich will nicht.
Habe ein großes Loch bereit gemacht.
Für mich und Harald.
Habe gesungen.
Lauter alte Lieder.
Eins für meinen Vater.
Eins für meine Mutter.
Eins für meinen Bruder.
Eins für meine Schwester.
Für meine Großmütter und Großväter.
Für meinen Onkeln und Tanten.
Für meine Neffen und Nichten.
Ich habe gesungen.
Die ganze Nacht.
Von Schelmen, von Königskindern, von roten Rosen, von der Liebe, von Kindern.
Ich habe gesungen damit uns die Blitze nicht treffen.
Wir haben die Nacht überstanden.
Harald geht es etwas besser.
Wahrscheinlich macht er sich Sorgen um mich.
Er weiß wie mir Gewitter zu setzen.
Habe mich schweißgebadet durch den Tag geschleppt und nicht geschnitzt.
Hatte das Fell weiter zu gerben, obwohl ich nicht dazu in der Lage war.
Habe Haralds Schiene und Verband erneuert.
Er dankte es mir mit einem schiefen Lächeln.
Wir wissen beide dass es mit ihm zu Ende geht.
Wir ziehen trotzdem weiter.



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