Freitag, 7. Dezember 2012

Wüstentagebuch 7

Eintrag 1873 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
Verfolger ist immer noch da.
Der dritte Tag ohne Harald.
Ich habe das Knacken immer noch in den Ohren.
Habe seine Knochen noch nicht angerührt.
Bin noch nicht dazu in der Lage.
Rede mir ein, dass ich noch Zeit habe.
Ich habe auch Zeit.
Jeder Tag zieht sich unerträglich in die Länge..
Jeder Schritt ist eine Aufgabe für sich.
Muss daran denken genügend zu trinken.
Darf nicht vergessen meine Pisse aufzufangen.
Habe nichts gegessen.
Ich ziehe weiter.

Eintrag 1874 3. Buch 5. Jahr
Mich gibt es eigentlich gar nicht.
Ich bin nicht wirklich da.
Da ist kein Verfolger.
Es gibt keine Wüste.
Die Welt hat sich nicht verändert.
Ich bin einfach nur eine Figur in einem hässlichen Spiel.
Ich stehe auf einer Bühne, die mit Sand bedeckt ist und ich spiele dem geifernden Publikum eine kleine Geschichte vor.
Die Zuschauer sind wie immer unsichtbar.
Die Scheinwerfer machen es unmöglich ihre Gesichter zu erkennen.
Harald hat es nie wirklich gegeben.
So dramatisch wie nur möglich habe ein Kuscheltier zerlegt.
Den verbliebenen Stoff und die Wolle trage ich nun mit mir herum.
Nächste Woche werde ich das selbe tun.
Heute war es ein Zebra, gestern ein Bär und für morgen haben wir ein Cheburaschka gekauft.
Gleich ändert sich das Licht.
Dann wird es dunkelgrün und ich zucke blöd auf den Brettern die die Welt bedeuten.
Dann rufe ich mich selber zur Ordnung und singe ein Lied.


Eintrag 1875 3. Buch 5. Jahr
Reiß dich zusammen Robert.
Du willst nicht nackt durch den Sand rennen und Einhörner jagen.
Erinnere dich an dein von Gott verdammtes Ziel.
Dein ganzes Leben wurde von Gott verdammt.
Die Strafe der ganzen Menschheit liegt nun hinter dir.
Mach was draus.
Ja, ich habe Harald das Genick gebrochen
Ich habe ihn gehäutet, ihm sein Fleisch von den Knochen gerissen.
Ich habe ihn
Er war der beste Freund den ich je hatte.
Jetzt wird er seinen Zweck erfüllen.
Du weißt das diese Welt alles andere als nett ist.
Sing Robert. SING.
Über das Gestern.
Hier im Heute.
Für das Morgen.
Das Lied Robert.
Wie ging noch mal das Lied von Großmutter.
Schreib es auf.
Dafür hast du diese elenden Bücher.
Nicht zum heulen, sondern um dich selber zu erinnern.
Oder damit sich andere erinnern wenn sie die Bücher neben deinen ausgebleichten Knochen finden.
Das Lied Robert.
Schreib es auf.
Ich hab die Nacht geträumet wohl einen schweren Traum.
Es wuchs in meinem Garten ein Rosenblütenbaum.
Ein Kirchhof war der Garten ein Blumenbeet das Grab,
Und von dem grünen Baum fiel Blatt und Blüte ab.
Die Blüten habe ich gesammelt in einen goldnen Krug,
Der fiel mir aus den Händen, dass er in Stücken schlug.
Daraus sah ich Perlen rinnen und Tropfen rosarot:
Was mag der Traum bedeuten? Ach Liebster, bist Du tot.
Jetzt geh schlafen Robert.
Schlaf richtig.
Morgen wird Zeug fehlen.
Aber was ist dir wichtiger?
Ein paar tote Insekten und ein bisschen Fleisch oder deine eigene Geistige Gesundheit?
Um das was uns folgt können wir uns beizeiten Gedanken machen.



Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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