Sonntag, 23. Dezember 2012

Wüstentagebuch 23

Eintrag 1921 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
12 Tage bis zur nächsten Blutung.
Ich frage sie warum sie bei mir geblieben ist.
Ich bin der erste, der sie nicht sofort vergewaltigt hat.
Sie wusste zuerst nicht was sie davon halten soll, dass ich mich sie gekümmert habe.
Das hat bis jetzt noch niemand gemacht.
Gott, in was für einer Welt leben wir?
Fühlt sich sicher bei mir.
Sie mag mich.
Entschuldigt sich bei mir für die Narben in meinem Gesicht.
Die sind längst verheilt und nicht mehr zu sehen.
Ich entschuldige mich bei ihr dafür, dass ich sie gefesselt habe.
Sie lacht trocken und bedankt sich bei mir, dass ich ihre Kleider geflickt habe.
Andere hätten etwas anderes gemacht.
Sie meint, dass sie sonst wieder weggelaufen wäre, nur um mir dann weiter zu folgen.
Nur weil die Welt am Ende ist heißt das nicht, dass auch die Menschheit am Ende ist.
Dabei ist die Welt nicht am Ende.
Sie ist immer noch da.
Sie hat sich nur geändert.
Die Menschen sind immer noch dieselben.
Es gibt gute und schlechte.
Ich wollte immer einer von den Guten sein.
Mag den Gedanken, dass sie bei mir ist.
Folgen den Wurzeln.
Gönnen uns etwas Fleisch.
Wir ziehen weiter.

Eintrag 1922 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht
11 Tage bis zur nächsten Blutung.
Haben so gut wie gar nicht geschlafen.
Waren miteinander beschäftigt.
Ich dringe in sie ein, sie verschlingt mich.
Wir sind ein menschlicher Knoten.
Bewegen uns in Wellen.
Genießen unseren Geschmack.
Ihr Nacken ist in meiner Hand. Ihre Finger graben sich in mein Fleisch.
Wir sind die letzten und die ersten Menschen.
Unser Schweiß kommt von der Bewegung und nicht vom Stillstand.
Das Paradies haben wir im Kopf.
Ziehen weiter.


Eintrag 1923 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht
10 Tage bis zur nächsten Blutung
Ein Haus.
Mit Holzlatten und Dachziegeln
Ein richtiges Haus.
Jedenfalls das was davon übrig ist.
Die Fenster sind schon lange nicht mehr da.
Das Fundament ist eingesunken.
Das Dach hat Löcher.
Es ist unglaublich, dass es die Nacht der Blitze überstanden hat.
Die Einrichtung ist nur noch teilweise da.
Wir spielen Vater, Mutter, Kind.
Die Wüste ist ein böser Traum.
Sie tanzt in ihrem Kleid durch die Wohnstube und bringt das Kind in sein Bett.
Ich fege die Küche aus und suche Ersatzteile
Unser Kind ist eine augenlose Puppe. Ihm fehlt ein Arm.
Es gibt hier nichts brauchbares.
Wir sind nicht die ersten.
Das Holz ist morsch. Das Eisen verrostet.
Wer braucht heute schon Porzellan.
Das einzig wichtige hier ist die Erinnerung an eine unter gegangene Welt.
Ziehen weiter.

Eintrag 1924 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht
9 Tage bis zur nächsten Blutung
Die Luft lädt sich auf.
Sind nervös.
Hoffe auf Regen.
Reagieren uns in der Nacht aneinander ab.
Wollen nicht aufhören.
Müssen uns zusammen reißen.
Schnitzen und nähen.
Üben mit den Pfeilen.
Spielen mit dem Ball
Wir folgen den Wurzeln, die wir zu uns nehmen.
Der Geschmack ist wieder angenehmer.
Bilde mir ein, dass sie dicker werden.
Sie ist sich nicht sicher.
Ziehen weiter.




Launing
die Geschichte einer Verwandlung

Hier zu kaufen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Beliebte Posts