Freitag, 21. Dezember 2012

Wüstentagebuch 21

Eintrag 1913 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
Mit vielen Gerüchen und Geräuschen.
20 Tage bis zur nächsten Blutung.
Es ist erstaunlich wie genau die Höhlen aus Müll, die Zelte, die Lager, die freien Behausungen in genauen Abständen zueinander stehen.
Niemand wird diese Regel aufgeschrieben haben, aber sie existiert einfach.
Aus dem Nichts entsteht etwas.
Ordnung aus dem Chaos.
Ein letztes mal spielen wir das Spiel
Bewegen uns zielstrebig auf die Grenze der Siedlung zu..
Guten Tag wir sind arme Wanderer.
In unserem Gepäck haben wir ein paar bescheidene Güter.
Was könnt ihr uns dafür geben?
Das sind wirklich gute Waren.
Was wollt ihr dafür haben?
Auch ich habe nicht viel.
Menschen.
Überall Menschen.
Oh Gott und was für Menschen.
Verschwitzt und geifernd. Nicht nur ungewaschen, sondern auch ungepflegt.
Tumore im Gesicht.
Bleiben dicht beieinander.
Sie versteckt ihre Angst.
Ich schlucke meinen Ekel herunter.
Wir wollen Handel treiben.
Da hilft nur lächeln.
Um uns zu beruhigen schnitze ich.
Sie näht.
Eine Entdeckung für sich.
Sie organisiert sich eigene Flaschen für Wasser und Urin.
Sammelt sich einen beachtlichen Vorrat zusammen.
Teilweise liegen die Flaschen und der Stoff einfach nur auf dem Boden herum.
Finde selber immer wieder Haare und Stöcke, also Sehnen und Pfeile für den Bogen.
Hier und da liegt auch eine Schraube im Sand.
Auf unserem Weg halten wir immer wieder und spielen das Spiel.
Handeln und tauschen und bieten uns an.
Wir erreichen das Ende der Siedlung und bewegen uns zielstrebig hinaus in den Sand.
Ich will weg von diesem kümmerlichen Schatten der Menschheit.
Sie will weg.
Gott, was wurde nur aus dieser Welt.
Suchen Wurzeln um sie zu essen und um ihnen folgen zu können.
Der Boden ist immer noch schwierig.
Wir ziehen weiter.

Eintrag 1914 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
19 Tage bis zur nächsten Blutung.
Haben abwechselnd Wache gehalten.
Sie näht. Ich Schnitze.
Ihre Hand streicht durch mein Haar.
Sie liegt mit kaltem Schweiß eng bei mir.
Sie hat es geschafft.
Sie weint nicht.
Singen Lieder und erzählen uns Geschichten.
Können immer noch die Siedlung hören und riechen.
Suchen uns Wurzeln.
Machen eine Inspektion.
Wir ziehen weiter.

Eintrag 1915 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
18 Tage bis zur nächsten Blutung.
Die Siedlung ist nicht mehr zu hören.
Sie schläft ruhiger.
Kein kalter Schweiß mehr.
Nur der Geruch liegt noch in der Luft.
Folgen den Wurzeln.
Zeigen uns unsere ergatterten Schätze.
Sie hat sich Glasmurmeln mitgenommen.
Sie mag wie sich das Licht in ihnen bricht.
Ich habe ein paar Süßigkeiten bekommen.
Sie sind alt, aber zu genießen.
Wie kleine Kinder lachen wir im Sand.
Lutschen harten Zucker und bestaunen das bunte Licht.
Wir ziehen weiter.

Eintrag 1916 3. Buch 5. Jahr
Ruhige Nacht.
17 Tage bis zur nächsten Blutung
Der Geruch der Siedlung ist fast nicht mehr da.
Nur noch zu bemerken wenn man ihn sucht.
Sie springt mir von hinten auf den Rücken.
Befiehlt mir ich solle vorwärts stürmen.
Ich tu wie mir geheißen.
Bewerfen uns mit Sand.
Folgen den Wurzeln.
Gönnen uns Grünzeug.
Wir kauen bis es nichts mehr her gibt.
Ziehen weiter.


Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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