Donnerstag, 17. Dezember 2015

Jeden Tag irgendeine Tat


Nicht große Worte bestimmen das Leben, sondern kleine Taten.
Ansgar Simon Freigericht
 Also gut Leute, Hefter raus, Klassenarbeit.
Jetzt hier nicht herum murren, für mich ist das auch die zwölfte Stunde.
Erste Frage: Was haben Alkoholismus und Depression gemeinsam?
Richtig, sie entwickeln sich über einen längeren Zeitraum schleichend und treten nicht von heute auf morgen auf, wie vergleichsweise ein grippaler Infekt. Sehr gut.
Richtig. Wie bei allen ernsthaften Erkrankungen ist ein offener Umgang ausschlaggebend.
Richtig, Bei beiden gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade die jeweils gesondert zu betrachten sind.
Was ist noch wichtig zu beachten bei den beiden?
Genau, der eine wird depressiv weil er säuft, der andere säuft weil er depressiv ist. Gut beobachtet.
Wie findet man heraus was zuerst da war?
Hände weg vom Stoff, vollkommen korrekt.
Beim Alkoholiker stellt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nach kurzer Zeit eine Euphorie ein, dass er auch ohne Stoff seinen Tag bewältigen kann, der Depressive sitzt dann immer noch da wie ein Kaninchen beim Gewitter. Das sind jetzt Verallgemeinerungen und Klischees, je nach Einzelfall variieren die Krankheitsbilder.
Was für Paradoxon können beobachtet werden bei beiden Krankheitsbildern?
Ja, das ist jetzt eine hinterhältige Frage weil wir das so explizit noch nicht hatten, aber mein Text, meine Regeln.
Exakt, es gibt Fälle die ihrem Krankheitsbild die Schuld für ihr Verhalten geben, quasi: Ich trinke, weil ich Alkoholiker bin oder ich kann nichts machen, weil ich depressiv bin. Ein wunderbarer Teufelskreis ist das meine Damen und Herren.
Jetzt lassen wir den Alkoholiker mal beiseite und konzentrieren uns auf den Depressiven.
Was ist die erste Herausforderung am Tag vor der ein solcher Mensch steht?
Nein es ist nicht das Freuen oder das Essen, es ist das Aufstehen an sich, was eine Hürde an sich darstellt, denn der Depressive an sich will schlafen, schlafen, schlafen und seine Ruhe haben.
Erst recht, wenn die Depression eine Folge von einem Burn -Out ist, wo man sich, wie der Begriff schon erahnen lässt, ausgebrannt und leer fühlt.
Was sagt uns dieses Dilemma an sich?
Der Depressive muss gegen seine Intuition handeln, denn sein Instinkt hat eine Fehlfunktion.
Er will nicht aufstehen, muss er aber, er will sich nicht bewegen, aber nur wenn der Körper in Gang kommt, kommen auch die festgefahrenen Gedanken wieder in Schwung und lüften sich, er will seine Ruhe haben, aber nur wenn er unter Leute kommt, kommt er auch auf andere Gedanken, er will nichts machen, aber er braucht Aufgaben um wieder handeln zu lernen.
Selbst wenn man aus der Klinik frisch und strukturiert kommt, gilt es diese Struktur aufrecht zu erhalten neben dem Aufstehen, neben der Arbeit und neben allen anderen.
Das ist ein täglicher Kampf und am besten ist es sich Aufgaben zu stellen.
Neben kaltem Duschen sollte man sich eine Liste mit vielleicht drei Aufgaben erstellen, die vielleicht einfach erscheinen, aber nach erreichen, stellen sie kleine Erfolgserlebnisse dar, an denen man sich in Zukunft messen kann.
Es gilt dabei eine heilsame Routine aufzubauen, die eine Stütze im Alltag darstellt auf dem Weg zur Gesundung und einen Kontrast zu der Routine darstellt, die zu der Erkrankung geführt hat.
Die neuerliche Gestaltung des Ich steht im unmittelbaren Vordergrund.
Und woran sollte man dabei immer denken?
Es ist ein langsamer Weg, der aus kleinen Schritten besteht und ebenso wie den Beginn der Krankheit wird man ihr Ende erst im Rückblick bemerken.

So, Feierabend für heute, denkt an die Hausaufgaben, sie sind vielleicht wichtiger als man denkt.

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