Nicht große Worte bestimmen das Leben, sondern kleine Taten.
Ansgar Simon
Freigericht
Also gut
Leute, Hefter raus, Klassenarbeit.
Jetzt hier
nicht herum murren, für mich ist das auch die zwölfte Stunde.
Erste
Frage: Was haben Alkoholismus und Depression gemeinsam?
Richtig,
sie entwickeln sich über einen längeren Zeitraum schleichend und treten nicht
von heute auf morgen auf, wie vergleichsweise ein grippaler Infekt. Sehr gut.
Richtig.
Wie bei allen ernsthaften Erkrankungen ist ein offener Umgang ausschlaggebend.
Richtig,
Bei beiden gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade die jeweils gesondert
zu betrachten sind.
Was ist
noch wichtig zu beachten bei den beiden?
Genau, der
eine wird depressiv weil er säuft, der andere säuft weil er depressiv ist. Gut
beobachtet.
Wie findet
man heraus was zuerst da war?
Hände weg
vom Stoff, vollkommen korrekt.
Beim
Alkoholiker stellt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nach kurzer Zeit eine
Euphorie ein, dass er auch ohne Stoff seinen Tag bewältigen kann, der
Depressive sitzt dann immer noch da wie ein Kaninchen beim Gewitter. Das sind
jetzt Verallgemeinerungen und Klischees, je nach Einzelfall variieren die
Krankheitsbilder.
Was für
Paradoxon können beobachtet werden bei beiden Krankheitsbildern?
Ja, das
ist jetzt eine hinterhältige Frage weil wir das so explizit noch nicht hatten,
aber mein Text, meine Regeln.
Exakt, es
gibt Fälle die ihrem Krankheitsbild die Schuld für ihr Verhalten geben, quasi:
Ich trinke, weil ich Alkoholiker bin oder ich kann nichts machen, weil ich
depressiv bin. Ein wunderbarer Teufelskreis ist das meine Damen und Herren.
Jetzt
lassen wir den Alkoholiker mal beiseite und konzentrieren uns auf den
Depressiven.
Was ist
die erste Herausforderung am Tag vor der ein solcher Mensch steht?
Nein es
ist nicht das Freuen oder das Essen, es ist das Aufstehen an sich, was eine
Hürde an sich darstellt, denn der Depressive an sich will schlafen, schlafen,
schlafen und seine Ruhe haben.
Erst
recht, wenn die Depression eine Folge von einem Burn -Out ist, wo man sich, wie
der Begriff schon erahnen lässt, ausgebrannt und leer fühlt.
Was sagt
uns dieses Dilemma an sich?
Der
Depressive muss gegen seine Intuition handeln, denn sein Instinkt hat eine
Fehlfunktion.
Er will
nicht aufstehen, muss er aber, er will sich nicht bewegen, aber nur wenn der
Körper in Gang kommt, kommen auch die festgefahrenen Gedanken wieder in Schwung
und lüften sich, er will seine Ruhe haben, aber nur wenn er unter Leute kommt,
kommt er auch auf andere Gedanken, er will nichts machen, aber er braucht
Aufgaben um wieder handeln zu lernen.
Selbst
wenn man aus der Klinik frisch und strukturiert kommt, gilt es diese Struktur
aufrecht zu erhalten neben dem Aufstehen, neben der Arbeit und neben allen
anderen.
Das ist
ein täglicher Kampf und am besten ist es sich Aufgaben zu stellen.
Neben
kaltem Duschen sollte man sich eine Liste mit vielleicht drei Aufgaben
erstellen, die vielleicht einfach erscheinen, aber nach erreichen, stellen sie
kleine Erfolgserlebnisse dar, an denen man sich in Zukunft messen kann.
Es gilt
dabei eine heilsame Routine aufzubauen, die eine Stütze im Alltag darstellt auf
dem Weg zur Gesundung und einen Kontrast zu der Routine darstellt, die zu der
Erkrankung geführt hat.
Die
neuerliche Gestaltung des Ich steht im unmittelbaren Vordergrund.
Und woran
sollte man dabei immer denken?
Es ist ein
langsamer Weg, der aus kleinen Schritten besteht und ebenso wie den Beginn der
Krankheit wird man ihr Ende erst im Rückblick bemerken.
So,
Feierabend für heute, denkt an die Hausaufgaben, sie sind vielleicht wichtiger
als man denkt.
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