Eigentlich wollte ich mich zur Zeit
eher auf kleinere Filme konzentrieren, aber ich wurde eingeladen und
außerdem habe ich einen Ruf als Fachkraft für Populärkultur zu verlieren.
Stellen wir zuerst einmal klar, was ich
von der Sternensaga rund um die Familie Skywalker erwarte:
Ich erwarte Märchen IM WELTRAUM,
strahlende Helden die gegen dunkle Bösewichter mit Schwertern
kämpfen und sich dabei auf eine magische Macht berufen.
Die Original – Trilogie war eine
Mixtur von seit Jahrzehnten bewährten Stilmitteln und steht in der
Tradition von filmischen Serien wie Buck Rogers und Flash Gordon, was
ein großer Grund für ihren Erfolg war. Gleichzeitig vermochte jeder
Film seine eigene kleine Episode zu erzählen.
Die zweite Trilogie, welche sich der
Vorgeschichte von Darth Vader widmete wusste nicht mehr was sie sein
sollte, wollte oder konnte und hat mich in dem Moment verloren, als
die magische Macht pseudowissenschaftlich mit Mediclorians im Blut
erklärt werden sollte.
Damit wurde ein Identität stiftendes
Kernelement und Alleinstellungsmerkmal aufgegeben, denn der Mythos um
„Krieg der Sterne“ lebt nicht unbeträchtlich von der Illusion,
dass wenn sich mein inneres Kind es ganz doll vorstellt und wünscht,
die Macht auch mit ihm sein wird.
Und JA! ich bestehe hier auf dem
deutschen Titel der Reihe, da ich die allgegenwärtigen englischen
Titel für einen Ausdruck von Faulheit und Schlampigkeit halte und
auch Filme leben von der Liebe zum Detail.
Das wichtigste sei gleich vorweg
gesagt: Es handelt sich hier um einen flüssig erzählten Film, dem
man nicht anmerkt, dass er länger als zwei Stunden ist. Selbst das
offene Ende wirkt in keinster Weise aufgesetzt, sondert gliedert sich
natürlich in die Handlung und die serielle Natur der Reihe ein.
Nicht einmal kommt irgendein
verkrampftes Gefühl wie bei den letzten drei Filmen auf, man sitzt
einfach nur und genießt die Kämpfe und Wendungen in der Geschichte.
Auch irgendwelche unnötigen
Spielereien mit erzählerischen Stilmitteln oder Lichtinstallationen
gibt es nicht, obwohl man diese doch von Regisseur J.J. Abrams
mittlerweile gewohnt ist.
Man kann sich förmlich vorstellen, wie
der Disney – Konzern hinter diesem Emporkömmling mit einem
Rohrstock steht und gebetsmühlenartig wiederholt „Mach das
ordentlich.“ „Keine unnötigen Experimente.“ „Du bist nur
Teil des Systems.“
Schließlich waren es auch die
Verantwortlichen von Disney, die die Ideen von George Lucas für
mögliche Fortsetzungen verworfen haben und statt dessen lieber
Lawrence Kasdan wieder ins Boot geholt haben, der schon für den
zweiten und dritten Teil der ersten Trilogie das Drehbuch geschrieben
hatte.
So ist auch die Optik und das Setdesign
angelehnt an die originale Trilogie und die Handlung ist ein einziger
großer Strang in dem alle kleinen Geschichten aufgehen, wobei man immer
wieder mit seinen Vermutungen richtig liegt und nicht auf eine
falsche Fährte geführt wird.
Durch diese Art von Entscheidungen
entsteht ein wunderbar organisches Gesamtwerk, das die Handlungsfäden
nach 30 Jahren wieder locker leicht aufnimmt.
Gleich zu Beginn wird mit zwei Legenden
aufgeräumt.
Zum einen existiert das Imperium zwar
nicht mehr, aber seine Nachfolgeorganisation „Der erste Orden“
liefert sich einen permanenten Bürgerkrieg mit der „Republik“
der vormaligen Rebellen.
Zum anderen können die Sturmtruppen
des Imperium sehr wohl sehr tödlich sein und ein gut ausgebildeter
Soldat dieser durchaus treffsicheren Armee kann mit einem
untrainierten Jedi sehr wohl den Boden wischen.
Vor diesem Hintergrund treffen sich die
neuen Helden Finn, Rey und Poe, die nacheinander die Vertreter der
vorhergegangenen Generation treffen. Dabei macht sich ein wunderbares
Gefühl der Ungewissheit breit, da man nicht weiß, wer leben wird
oder wer stirbt.
Auf der dunklen Seite der Macht steht
ihnen Kylo Ren gegenüber, der mehr und mehr wie ein übereifriger
Groupie von Darth Vader herüberkommt. Perfekt wird dieser Eindruck,
wenn man merkt, dass ihn auch seine Gefährten vom „Ersten Orden“
nicht wirklich ernst nehmen und ihm nicht nur klares Kontra geben,
sondern auch schlicht den Gehorsam verweigern.
Genauso wie die Helden steht er noch am
Anfang seines Werdegangs und man harrt freudig der Dinge die da noch
kommen mögen.
Fazit: Endlich wieder ein guter
Film in der Reihe, der nicht nur Hoffnung macht, sondern auch
liefert.
Nutzloses Klugscheißen: Ich bin
leider in eine 3D – Vorstellung geraten, wovon ich nie wirklich ein
Fan war. Zu der gewollt nostalgischen Optik des Films passt diese
Form des Filmkonsums auch nicht.
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