Samstag, 26. Dezember 2015

Filmbesprechung: Rashomon

Akira Korusawa ist wahrscheinlich DER Wegbereiter des modernen Western. Seine Filme „Yojimbo“ und „Die 7 Samurai“ wurden erfolgreich als „Für eine Handvoll Dollar“ und „Die glorreichen 7“ neu verfilmt und finden bis heute immer wieder neue Variationen und Interpretationen.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass seine Interpretation einer Kriminalgeschichte auch hohe Wellen geschlagen hat und zu einem Meilenstein wurde.
Es ist verdammt schwer drei verschiedene Erzählebenen schlüssig miteinander zu verweben und darin die vier verschiedenen, sich jeweils widersprechenden Versionen des ungeklärten Mordes stilvoll einzubetten.
Korusawa schafft das mit einer hypnotischen Leichtigkeit, baut dabei noch gekonnt ein zwei Wendungen ein, während er seine nicht gerade leichte Botschaft einsinken lässt, um am Ende doch noch einen leicht hoffnungsvollen Schluss zu liefern und verweist dabei mit seinem kleinen Finger alle „visionären“ Regisseure der Gegenwart auf ihren Platz.

Langsam aber sicher schält sich im Verlauf der jeweiligen Augenzeugenberichte heraus, dass es gar nicht um Schuld geht.
Es ist die Ehre, die im Vordergrund steht, zusammen mit den Konventionen und Erwartungen eines sich in der Auflösung befindlichen Japan.
Es ist die Ehre, die als treibender Motor aller Beteiligten dient.
Es ist die Ehre der alles geopfert wird, auch die Wahrheit und zur Not gesteht man einen Mord, den man gar nicht begangen hat um seine eigene Ehre und die von anderen zu retten.
Jeder der drei Beteiligten am Geschehen schildert das Geschehene so, dass er oder sie, gemessen an den Erwartungen dieser stagnierenden Gesellschaft am besten da steht.
Der Hang des japanischen Kinos zum theatralischen und der Poesie kommt diesem Film hier nur zugute und wird gekonnt als Kontrapunkt eingesetzt.
Denn am Ende gibt es keine Theatralik mehr und auch keine wilde Räuberpoetik.
Die Schwerter kreuzen sich in der Realität halt nicht siebenundzwanzig mal in einem wilden Kampf, sondern nur drei Mal.
Der ach so wilde Räuber entpuppt sich als notgeiler Stecher, der kein Problem mit Vergewaltigung hat, aber ängstlich mit seinem Schwert hantiert.
Der edle Samurai ist am Ende ein verweichlichter Edelmann, der sich von den vorherrschenden Konventionen nur zu gerne fesseln lässt.
Die ach so niedliche Frau stellt sich mit einer herrlichen Grausamkeit als konsequent heraus, da sie nur erwartet, dass die viel beschworene Ehre befriedigt wird.
Dabei dreht sie mit einer Leichtigkeit den Spieß der Gesellschaft um und reißt den sonst so harten Kerlen die verlogenen Masken von den verdatterten Gesichtern, mit der in sich schlüssigen Begründung, das die Normen und Werte nicht nur für die Frauen unangenehme Folgen hat.
Am Ende sind alle Masken abgelegt und die vormals theatralischen Figuren entpuppen sich als nackte Menschen, die eben nicht den vorherrschenden Idealen und der alles erdrückenden Ehre gerecht werden.
Und am Ende war auch in diesem Kunstwerk nur eines der auslösende Moment: Sex, der mit Gewalt vergolten wurde.

FSK: 16

Fazit: Ein fiebriger Traum, der einen mitreißt und nicht mehr los lässt.

Nutzloses Klugscheißen: Der deutsche Untertitel lautet „Das Lustwäldchen“?
Was zur Hölle war denn bitte da los? Hatte der Praktikant nichts zu tun und dazu noch besoffen? Warum nicht „Im Dickicht“, einer der Kurzgeschichten die als Vorlage dienten?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Beliebte Posts