Donnerstag, 3. Dezember 2015

Ich – Werdung


Glück macht Freunde, aber Not prüft sie.

Jedes Kind lernt irgendwann das die magische Kombination aus vier Buchstaben mit der Bezeichnung „Nein“.
Bei der Nutzung dieses kleinen aber entscheidenden Wörtchens beginnt jedes Kind die Bedeutung desselben zu erlernen.
Man bedenke hier Bitte, dass Sprache nur ein gemeinsamer Code ist, auf den wir uns vor langer Zeit geeinigt haben, dessen einzelne Bestandteile, genannt Wörter wir mit spezifischen Bedeutungen aufgeladen haben um die Welt in und um uns zu erfassen und zu erläutern.
Das Nutzen und Erlernen von „Nein“ ist je nachdem im ersten bis zum zweiten Lebensjahr anzusiedeln und wird auch gerne mit einer „Bockphase“ gleichgesetzt.
Als erfahrener Erzieher richte ich hier allen Eltern die von einer „Bockphase“ reden gerne aus: Bis zum Auszug aus der elterlichen Wohnung kommt das Kind aus dieser Phase nicht mehr raus und selbst danach würde ich nicht darauf wetten.
Beim „Nein“ handelt es sich vielmehr um einen weiteren kleinen Schritt auf dem Weg zu der Selbsterkenntnis, den wir alle im Laufe unserer Entwicklung hinter uns gelegt haben.
Begreift sich der Mensch im Mutterbauch und auch in den Monaten nachdem er ihn verlassen hat als Teil eines Lebewesens entdeckt er danach mehr mehr sich selbst.
Es entwickelt sich ein Ego.
Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist die Entdeckung, was zu einem gehört und was nicht.
Was will man selbst und was will man selbst.
Werden dafür zuerst grundlegende Äußerungen von Emotionen genutzt wie Lachen, Weinen oder Gleichgültigkeit, markiert das Nutzen von „Nein“ den Zeitpunkt, wo man den Code der Umwelt geknackt hat.
Ab jetzt kann man seinen Willen sowohl verbal, als auch nonverbal verständlich machen.
Man kann sich abgrenzen.
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist es, dass sich die menschliche Entwicklung auf einzelne Phasen konzentriert und dazwischen nichts passiert.
So denken nicht wenige, dass mit dem Abschluss der Pubertät, je nach Auslegung zwischen dem 18 und dem 35 Lebensjahr, die Entwicklung des Menschen abgeschlossen ist. Danach kommen dann irgendwann nur noch die Midlifecrisis oder die Wechseljahre, je nachdem von welcher Perspektive man es betrachtet.
In der Realität sieht es jedoch so aus, dass Lernen, Entwicklung, Bilden und Erziehung lebenslange Prozesse darstellen, die in den bekannten Hochphasen eine Grundlage bilden, die jedoch keineswegs unabänderlich ist, da die bereits genannten Prozesse weiter im Hintergrund laufen und somit die Möglichkeit schaffen Angeeignetes und/oder Gefestigtes zu justieren, abzuändern oder zu verwerfen.
Nach der Ausbildung des Egos bzw. des Ichs kommt die andauernde Gestaltung dessen.
Bei dieser Gestaltung gehört das „Nein“ - sagen weiter dazu, da es das Sortieren repräsentiert, welche Personen, Orte, Substanzen, Ideen und Tätigkeiten wir als für uns selber wichtig erachten oder eben nicht. Daraus entwickeln wir jeweils unser Ich, unsere Originalität und unsere Natur.
Wenn man jetzt von Lernen, Entwicklung, Bilden, Erziehung und „Nein“ - Sagen jeweils den ersten Buchstaben nimmt, bekommt man das Wort LEBEN, genauso wie Personen, Orte, Substanz, Ideen, Tätigkeiten, Ich, Originalität und Natur die jeweilige POSITION bilden.

Ob beides richtig aussieht, muss man immer wieder für sich selber überprüfen und wenn man dann feststellt, dass etwas nicht richtig ist muss man überlegen ob und wie man sich sortiert und ob es die Kraft, die man hineinsteckt wert ist.

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