Dienstag, 11. November 2014

Im Ring des Grauens: Der kleine und der große Junge

Leichtfüßig sprang sie zu ihrem großen Kapitän in den Krater.
Eigentlich hatte es ihr immer Spaß gemacht die geringe Gravitation auszunutzen.
Aber da kam anscheinend ein neues Problem auf sie zu und das ballte sich gerade mit allen anderen Problemen auf ihrem Rücken.
Der Junge wird nicht laufen können.“
Und?“
Robert stand wie fest gemeißelt vor dem Kern und drückte immer wieder die selben Knöpfe.
Es war immer wieder dieselbe Reihenfolge: Scanner in der Hand justieren, Anzeige am Kern überprüfen, Sicherheit des Kerns feststellen.
Na, denk mal nach.“
Robert justierte den Scanner in seiner Hand, um darauf die Anzeige am Kern zu überprüfen und abschließend stellte er die Sicherheit fest um dann den Scanner in seiner Hand zu justieren.
Fast konnte sie sein verkniffenes Gesicht, durch das undurchlässige Visier seines Helms sehen, mit dem er darüber nachdachte, wie er am besten in dieser verfahrenen und aussichtslosen Situation agieren sollte.
Schließlich war er der Kapitän.
Ein kleiner Junge, gefangen in seiner Rolle und seinem Raumanzug in den weitesten Ausläufern von Gottes Schöpfung.
Dort wo noch nie ein Mensch gewesen war, abgeschnitten von jeder Zivilisation.
Eigentlich war er genau da wo er immer sein wollte.
Oft genug hatte er ihr davon abends vorgeschwärmt.
Und jetzt wusste er, wie es sich anfühlte an einem Ort, der im wahrsten Sinne des Wortes gottverlassen und gottverdammt war.
Aber wenn er der Kapitän war, dann war sie sein erster Offizier.
Garfield mochte irgendwo sein, nur halt nicht bei ihnen.
Sie hatte sich nicht nur um den verletzten kleinen Jungen zu kümmern, sondern auch den verstörten großen Jungen aufzufangen.
Spanngurte, Kleiner.“
Ihr fiel auf, wie klein der Krater eigentlich war.
Vor gerade mal einer knappen Stunde schien er die ganze Welt einzunehmen.
An den Rändern lagen die toten Überreste der riesigen Ungetümer, die sie abgehalten hatten.
In ihren Augenwinkeln konnte sie sehen wie sich die kleinen Steine unendlich langsam auf die riesigen Fleischstücke zubewegten.
Waren das die Kinder der Monster, die noch nicht ihren Eiern entschlüpft waren und nun um ihre Eltern trauerten?
Oder waren es Aasfresser die nun mit dem Aufräumen anfingen?
Schließlich gab es in Gottes großer Schöpfung nie etwas, das für umsonst da war.
Alles hatte einen Sinn und alles wurde verwertet.
Und da war die verdammte Sicherheit, die sie immer hatte und brauchte.
Vielleicht hatte sogar ihr elender Absturz irgendeinen weiteren Sinn.
Ein Kitzeln machte sich in ihrem Hinterkopf breit.
Sehr wohl, Vorgesetzte.“
Am liebsten hätte sie ihren beiden Begleiten links und rechts einen trockenen Schlag zur Vernunft gegeben.
Aber das war zum einen wegen der Helme nicht möglich und zum anderen war es im Moment nicht förderlich für die Situation.
Nur zu gerne würde sie sich über die schwachen Männer aufregen, aber sie hatte selber einen lustigen kleinen Zusammenbruch nach dem Absturz gehabt.
Kenne deine Schwächen, dann weist du wer du bist.
Jetzt galt es das Pack zusammen zu halten und auf den Weg zu kommen.
Robert, wir justieren jetzt die Spanngurte an dem verdammten Kern. Mikel, freu' dich, du hast einen Sitzplatz für den Rückweg.“
Sie würden einen Weg nach Hause finden.
Und wenn nicht, waren ihr Gott und Teufel eine verdammte Rechtfertigung schuldig.
Sie war sich ziemlich sicher, dass keiner von beiden ihr gerade begegnen wollte,
Also war sie sicher und alle die mit ihr waren.

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