Dienstag, 4. November 2014

Im Ring des Grauens: Bitte Kommen

Für jedes gelöste Problem entstanden immer wieder mindestens zwei neue Probleme, die ihren Ursprung in der Lösung des vorangegangenen Problems hatten.
Das war eine durch und durch pessimistische Sichtweise, aber sie hatte sich damit abgefunden, diese als realistisch anzusehen.
Die riesigen weißen Würmer waren fort.
Sie hatten diese verdammten Launen der Natur auf ihren Platz verwiesen.
Der Kern war jetzt endlich sicher.
Es blieb die Frage, was sie danach machen würden.
Sie waren im Nichts herunter gekommen.
Aber das würde sich schon regeln.
Der elende Gott hatte sie in seine dreckige Welt gebracht und wenn der verdammte Gott sie in diesen unzivilisierten Teil seiner Schöpfung sandte, dann war das wahrscheinlich Teil seines verdammten Plans.
Anscheinend gehörte es zum großen Plan, dass sich Mikel genau in diesem Moment das verdammte Bein brach.
Deswegen waren sie ja auch zu dritt unterwegs.
Im Notfall brauchte es nur zwei Personen um den Kern zu transportieren und sie waren nur sechs Stunden vom Schiff entfernt.
Robert kniete bereits neben dem armen kleinen Kerl und stellte sinnlose Fragen.
Kannst du atmen?“
Würde ich sonst schreien?“
Ist dein Anzug beschädigt?“
Mein Gott Bertel, halt die Futterluke still und schau dir den technischen Scheiß an.“
Von der Stimme her wirkte sie weitaus entspannter, als sie sich fühlte.
Nichts wäre jetzt unpassender, wenn die Anspannung von ihr abfallen würde.
Falsche Sicherheit war Nahrung für die Wand.
Robert schaute mit seinem gesichtslosen Visier in ihre Richtung und brabbelte etwas unverständliches in sein Mikrofon.
Mit großer Wahrscheinlichkeit war es eine an sie gerichtete Beleidigung, die ihren Geisteszustand betraf.
Er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn sie ihm in aller Öffentlichkeit Spitznamen gab.
Sie genoss seinen Frust in geübten Zügen, während der große Kapitän mürrisch in den Krater hinunter stapfte um den Kern zu überprüfen.
Automatisch hatte sie den Erste Hilfe Kasten von ihrem Rücken herunter gepflückt und machte sich daran das Bein zu schienen.
Bertel?“
Klappe, Untergebener.“
Jawohl, Vorgesetzte.“
Fühlst du Blut?“
Nein, Vorgesetzte.“
Der arme Kleine hatte anscheinend nur einen milden Schock davon getragen.
Glück im Unglück trug dazu bei, dass sein Anzug wirklich nicht beschädigt war.
Wenn nichts unvorhergesehenes geschah, würde er das Schiff ohne weitere Probleme erreichen und dann könnte sich Thomas seiner annehmen.
Theoretisch war das größte Problem, dass sie keine Gehhilfe für ihn hatte.
Dieser verlassene Asteroid mochte selbstbewusste Steine und riesige Würmer haben, aber jegliche Anzeichen für größere Vegetation wie zum Beispiel Bäume mit Ästen ließ er vermissen.
Auf jeder anderen Mission hätte sie sich mit diesem Gedanken abgefunden, aber nach allem was ihnen bisher begegnet war, hatte sie alles andere als ein gutes Gefühl.
BIB 59, bitte kommen. Haben Kern gefunden. Ist intakt.“
Man konnte Robert seine Erschöpfung in der Stimme anmerken.
Es drängte sich ihr die Frage auf, wann er das letzte Mal geschlafen hatte.
Hatte irgendjemand seinen Schichtplan überprüft?
Hatte der sonst so korrekte Garfield etwa geschlampt?
BIB 59, bitte kommen. Haben Kern gefunden. Ist intakt.“
Das Schiff war knappe sechs Stunden Marsch von ihnen entfernt.
Wahrscheinlich sogar weniger, wenn man die Störungen auf dem Weg berücksichtigte.
Theoretisch waren sie ohne weiteres im Empfangsbereich.
BIB 59, bitte kommen. Haben Kern gefunden. Ist intakt.“

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