Montag, 30. April 2012

Über den Wolken von Lissabon

Mein Name ist Axel Stone. Mit meinen Partnern Belinda Peach und Ernest Alder räume ich den Dreck auf den die intersolare Union hinterlässt.
Lissabon ist wieder da.
Nach über hundert Jahren.
Wir dürfen erkunden. Die Stadt die keiner kennt. Die auftaucht wann sie will.
Keiner weiß was da drin ist.
Alder ist aufgeregt. Wie ein kleiner Junge. Erzählt von der Einmaligkeit. Den Möglichkeiten. Der Ehre.
Peach ist gelangweilt. Macht ein paar Sprüche. Schaut aus dem Fenster. Wartet auf das was kommt.
Mir geht es nicht gut.
Vater hat Geschichten erzählt.
Damals. Vor dem Schlafen.
Die Stadt der Geister. Der Toten. Der Unsterblichen.
Mir gefällt das nicht.
Das Shuttle hält. Wir steigen aus.
Vor uns Lissabon.
Es ist da. Dann ist es weg. Dann wieder da.
Will nicht hier sein. Will nicht da rein.
Alder geht voran. Glücklich grinsend.
Verschwindet in der Luft. Ist da und doch weg.
Peach schaut mich an. Dann zur Stadt. Versucht zu lächeln.
Dann geht sie hinein.
Beide stehen vor mir. Schauen sich um.
Mache einen Check.
Scanner, Waffen, Kleidung, Notrationen, Kommunikation.
Alles in Ordnung.
Auch beim zweiten Mal.
Auch beim dritten Mal
Denke an die Geschichten.
Reiße mich zusammen.
Es sind nur Geschichten.
Märchen für Kinder.
Gute Nacht Geschichten.
Gehe hinein.
Alder und Peach wurden klar.
Die Stadt liegt vor uns.
Wir gehen weiter.
Alder redet und redet.
Peach schaut nicht begeistert.
Die Häuser gefallen mir nicht.
Sie sind alt und schief.
Vereinzelt treffen wir Leute.
Nichts besonderes zu sehen.
Eine einfache Stadt.
Menschen in Straßen.
Dazu schiefe Häuser
Mache einen Check.
Scanner, Waffen, Kleidung, Notrationen.
Kommunikation ist abgebrochen.

Wenn ich jetzt Alder bewusstlos schlage, könnte ich es vertuschen?
Wer hätte gedacht dass ich mit Stone auf einer Wellenlänge bin?
Unser sonst so starker Mann hält von der ganzen Mission genauso viel wie ich.
Da erscheint eine Stadt zum ersten Mal seit 121 Jahren und man schickt ein Team von drei Personen.
Wir sind Kanonenfutter.
Kanonenfutter das immer wieder überlebt.
Ich will nicht wissen was uns hier erwartet.
Wenn wir das hier hinter uns haben wird die nächste Mission nur noch eine Stufe schwerer.
Ich will nicht wissen was kommt.
Stones Feststellung, dass der Kontakt zur Basis abgebrochen ist, dass wir keinen Kontakt zur Außenwelt haben ist die Bestätigung die ich erwartet habe aber eigentlich nicht hören wollte.
Alder lässt sich nicht stören.
Ich kann diesen alten Mann sogar verstehen.
Wir stehen auf einer Straße in einer wunderbaren alten Stadt.
Nur erscheint diese Stadt unregelmäßig in der Welt aus der wir kommen.
Es gibt Theorien darüber wie dieses Phänomen begann.
Das heißt im Klartext niemand weiß warum diese Stadt verschwand und warum sie sich nur alle paar hundert Jahre zeigt.
Das weckt Erwartungen.
Lissabon ist nicht die einzige Stadt die verschwand. Es gibt genügend andere Beispiele.
Nur ist Lissabon die einzige die immer wieder auftaucht.
Hinzu kommt der Fluss Tejo der in den Krater hinein fließt und wieder hinaus . Nur ist in dem Krater nichts.
Niemand hat je versucht dort eine neue Stadt zu gründen.
Da is nur Sand und Geröll und an beiden Seiten der Tejo, der mit einem Loch in der Mitte einfach weiter in den Atlantik fließt.
Wie ein kleines Kind blicke ich instinktiv nach oben und sehe SIE.
Stone sieht meinen Blick, verfolgt ihn, sieht dasselbe wie ich und erstarrt.
Wenn man es zuerst sieht, hält man es für Luftspiegelung oder optische Täuschungen.
Halb zu erkennende Schemen hinter dem Himmel. Über den Wolken.
Riesige verschwommene Gestalten mit Gliedmaßen die entfernt unseren gleichen, aber sich doch grundlegend unterschieden.
Während wir auf der Straße stehen und uns die Stadt und den Himmel betrachten kommt ein Mann auf uns zu und begrüßt uns förmlich in seiner Sprache.
Stone greift instinktiv zu seiner Waffe, was ihm ein Lächeln von unserem Concierge einfängt,
Alder kann nichts anderes als ihn wie ein kleines Kind zu betrachten, das den Weihnachtsmann zum ersten Mal sieht.
Das was über dem Himmel ist hat er wahrscheinlich nicht gesehen.

Es gibt Momente die sind unbezahlbar.
Ich bin in Lissabon.
Die ist eine einmalige Möglichkeit.
Im Laufe der Jahrhunderte tauchten immer wieder Leute auf die behaupteten aus dieser Stadt zu kommen. Nie konnte man es beweisen oder belegen.
Interessanterweise hielt es diese Leute nie im starren Europa mit seiner starren Gilden Gesellschaft.
Alle wanderten aus und landete meist in London oder Nordamerika.
Ein paar wenige gingen auch in eines der russischen Länder und ließen sich dort nieder.
Stone und Peach wissen diesen Moment nicht zu würdigen.
Wie Bauern die zum Königshof geladen sind lauern sie herum und können die Schönheit der Stadt nicht würdigen.
Alles ist hier so wunderbar uneinheitlich.
Mit der hier zu bewundernden Natürlichkeit, der eine raue Klarheit innewohnt müsste ich doch vor allem der dumpfe Stone identifizieren können.
Aber statt dessen lungert er wie ein geschlagener Hund herum.
Es gibt kein einheitliches Erscheinungsbild hier.
Die Häuser sind schief und alt.
Während im restlichen Europa stille Disziplin herrscht wuselt hier jeder so wie er es für richtig hält.
Kinder schreien, Frauen rufen, Männer lachen tief und laut.
Wir haben hier eine archäologische Einmalichkeit.
Eine Stadt die von der Zeit unberührt blieb und den selben Charakter hat wie vor tausend Jahren.
Peach ist nicht besser.
Sie hat dasselbe hündische Verhalten wie Stone.
Sie ist permanent unter Anspannung und scheint selbst vom Himmel einen Angriff zu erwarten.
Als wir dann endlich begrüßt werden fällt Stone nichts besseres ein als seine Waffe zu ziehen.
Ich reiche meine Hand zur Begrüßung.
Mit einem Lächeln nimmt der Mann sie in seine und gibt sich als Beauftragter der Stadtverwaltung zu erkennen.
Dann meint er mit einem trockenen Lächeln, dass wir doch vielleicht umkehren wollten, da es uns hier nicht gefallen würde.
Auf meine verwunderte Frage nach dem Warum deutet er in den Himmel.
Zuerst sehe ich nur den blauen Himmel, die Sonne und ein paar Wolken.
Dann, nach mehrmaligen Blinzeln erkenne ich undeutliche Linien, die wie dünne Fäden im Wind
Er nennt sie die Beobachter.
Während ich das was nicht da ist versuche zu erfassen, geht er darauf ein, wie die Leute der Stadt genug hatten von der sich andauernd ändernden Welt.
Sie wollten ihre Ruhe haben.
Lissabon war zu der Zeit schon sehr isoliert vom restlichen Europa, das immer zentralistischer und einheitlicher wurde.
Die Stadt liebte ihren eigenen Charakter und wollte ihn behalten
Er redet von dunkler Materie, Oltronen und SPRI. Wie sie in der richtigen Mischung funktionierten.
Er redet davon, dass sie es schafften sich um 4,59 Sekunden von unserer Zeit zu trennen.
Er redet davon wie wir sie sehen können wenn es zu ungeplanten Synchronisationen kommt oder wenn die Maschine gewartet werden muss.
Dadurch gelangten sie in eine andere Sphäre, in eine andere Dimension, die bereits von den Beobachtern bewohnt wurde.
Die Bewohner der Stadt trafen mit den Ureinwohnern eine Abmachung.
Einmal im Jahr würden sich die Beobachter eine bestimmte zehn Menschen abholen um sie zu untersuchen. Zwei Säuglinge, zwei Kinder, zwei Jugendliche, zwei Erwachsene und zwei Greise. Jeweils immer männlich und weiblich.
Dann würden sie ein anderes mal im Jahr einen Teil der Stadt abschotten und Gruppenphänomene untersuchen.
Mit einem kleinem trockenen Lächeln nimmt er unseren Schrecken war.
Stone ist mit seiner Waffe in der Hand zur Salzsäule erstarrt.
Peach zeigt kalte Faszination.
Ruhig und freundlich fragt er uns was denn so schlimm sei.
Dann fordert er uns auf ihm zu sagen was in unserer Welt denn besser sei.
Sie hatten hier keinen Krieg, keine größeren Verluste und konnten auf ihre Art weiterleben.
Keiner von uns wagt es etwas zu sagen.
Er lädt uns ein zu bleiben.
Für immer.
Wir entscheiden uns dazu zu gehen.

Launing
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