Veles
hielt das alles für eine schlechte Idee. Er konnte das ganze Projekt nicht
leiden. Warum er hinzugezogen wurde wusste niemand, noch nicht einmal er
selber.
Anstatt
sich die ganze Zeit zu beschweren nahm er die ganze Situation mit Humor und
machte Anspielung darauf, dass er keine Nacktfotos von der Tochter seines Chefs
hätte machen sollen.
Als
verantwortlicher Tierpsychologe beobachtete er unsere Arbeit distanziert und
kritisch.
Es
wurde irgendwann klar warum er hier war.
Veles
war ein Fachmann für alle Arten und Unterarten von Nagetieren.
Mäuse,
Meerschweinchen, Hasen, Hörnchen und auch Hamster, die Grundlage unserer
Züchtungen waren.
Er
kannte unsere Ziele, die er nicht mochte. Trotzdem gab er seine fachlichen
Einschätzungen ab.
Seinen
Unmut gab er damit Ausdruck, dass er Anekdoten erzählte wie Hamster dazu in der
Lage waren größere Tiere wie Meerschweinchen ohne weitere Probleme anzugreifen
oder wie weit und hoch sie in ihrer ursprünglichen Größe springen konnten oder
wie sie sich gegenseitig töteten wenn der Platz nicht ausreichte. Sehr gerne
verwies er auch auf die Ausdauer dieser Tiere wenn es um Verletzungen ging.
Er
beendete seine Erzählungen immer mit der Aufforderung, dass man sich doch bitte
vorstellen sollte wozu sie in ihrer jetzigen Größe in der Lage waren.
Drei
Wochen nachdem ich gebissen wurde rief er mich zu sich um mir einen Vorfall zu
melden.
In
seinem Büro, dessen Wände voller Masken und Waffen, wie Speere und Armbrüste
hingen empfing er mich ungewohnt formal und bot darum mich zu setzen.
Er
kam von hier und entsprach nur zu gut dem Klischee der Marsianer, die sich für
alle möglichen mittelalterlichen Sachen interessierte.
Mit
matter Stimme schilderte Veles mir wie eine Herde die andere, anscheinend
verfeindete, umzingelt und systematisch dezimiert hatte. Die überlebenden
Welpen wurden von Weibchen des
siegreichen Rudels aufgenommen und aufgezogen.
Fast
gezwungen beiläufig wies er darauf hin, dass dies ein untypisches Verhalten für
diese Art von Spezies war. Ursprünglich waren sie eher Einzelgänger und
organisierten sich nicht in Herden, geschweige denn, dass sie für die
Nachkommen anderer sorgten.
Sein
Gegenbeispiel waren hier Wölfe, wo die Wölfin bei einem Partnerwechsel, die
bereits vorhandenen Nachkommen ihrer Vorgängerin tötete.
Ich
weiß nicht warum mir mulmig war als ich sein Quartier verließ.
Wir
hatten doch mehr erreicht als wir erhofften.
Der
Ausbruch geschah ungefähr zehn Tage später.
Ich
war gerade dabei zusammen mit Orland, einem meiner untergestellten Genetiker,
die aktuellen Daten durchzusprechen. Belangloses Zeug. Es ging um die Zahnlänge
und was wir den Tieren in di Käfige packen konnten, damit sie sich selber die
Beißer ab wetzten.
Jeder
von uns hatte seine frische Tasse Kaffee vor sich zu stehen.
Statistiken
flogen dreidimensional vor unseren Augen.
Dann
waren sie weg.
Wir
gaben alle möglichen Codes ein, aber die Technik gehorchte uns nicht.
Dann
erklang ein Signal das mir durch Mark und Bein ging.
Es
war der Alarm der Käfige.
Das
Licht fiel aus.
Die
Notbeleuchtung sprang an.
Meine
Knie wurden weich. In meinem Magen ballte sich die nackte Angst.
Durch
die verschlossene Tür konnten wir Schreie hören. Panisch geschriene Anweisungen
und Hilferufe. Dazwischen immer wieder Schmerzensschreie. Und Gebete.
Es
dauerte nur wenige Minuten, bis wir auch das leisere Klacken der Krallen auf
den Fluren durch die Wände hörten.
Dazu
kam das kurze charakteristische Quieken der Kreaturen. Mal kurze Abstände, dann
wieder länger.
Den
Gedanken, dass diese Töne eine wahrhaftige Sprache sein konnten unterdrückte
ich mühsam.
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