Sonntag, 8. April 2012

Der Ausbruch 3


Selbst im undeutlichen Rot der Notbeleuchtung konnte ich erkennen wie käseweiß Orland im Gesicht war.
Versteinert lauschten wir dem Grauen hinter der Tür.
Still und heimlich war ich dankbar für meine kleine Neurose immer die Tür hinter mir zu schließen.
Es war ein Tick den ich seit meiner Kindheit hatte.
Ich fühlte mich schlicht ruhiger wenn die Tür zu war, konnte mich besser konzentrieren.
Diese kleine Eigenheit hatte mir an dem Tag das Leben gerettet.
Orland war der erste der sich als erster aus seiner Erstarrung löste. Vorsichtig bewegte er sich auf mich zu und flüsterte mir zitternd zu, dass wir zur Shuttlerampe gelangen mussten um noch lebend heraus zu kommen.
Mehr als zustimmen konnte ich nicht. Zu etwas anderem war ich nicht in der Lage.
Wir warteten ab bis auf den Fluren Stille herrschte.
Die Abwesenheit von Geräuschen war ohrenbetäubend.
Wie ein Echo hallte der vor kurzem gehörte Horror in meinen Ohren nach.
Manuell hatten wir beide die Tür zu öffnen.
Es war nicht schwer.  Die Notsicherung war zu lösen. Dann ließ sich die Tür butterweich öffnen.
Jeder der einmal in einem Zug gefahren war kannte die Verfahrensweise.
Orland musste trotzdem jeden einzelnen Schritt erklären.
Zum ersten Mal seit langem bemerkte ich kalten Schweiß auf meiner Haut.
Im Licht des Notstroms wanderten die Schatten an den Wänden auf ihren eigenen Wegen.
Wo was wie war konnten wir zuerst nur schwer erkennen.
Wenn hier auch nur ein Monster lauerte waren wir ein willkommenes Fressen.
Vor unseren Augen bot sich das Bild von einem Massaker.
Dunkle Schleifspuren zogen sich auf dem Boden entlang. Dunkelrot.
Ich spürte ein Zittern in mir, doch meine Hände und Lippen blieben ruhig.
Knochen und Fleischfetzen lagen an den Schleifspuren entlang in einem beunruhigend passenden Muster. Dazu Fetzen von Uniformen. Uniformen von Technikern.
War das Leisscher gewesen?
Ich hatte Leisscher immer gemocht. Wir haben manchmal Karten gespielt wenn nichts anderes los war.
Oder war es Stazung?
Der Typ den keiner leiden konnte?
Wer wurde auf dem Korridor verteilt?
Zusammen gingen wir den Korridor zur Rampe entlang.
Panisch wurde mir bewusst, dass wir unbewaffnet waren.
Wir waren zwei Akademiker die einen dunklen Flur entlang tappten ohne zu wissen von wo die Monster kommen konnten.
Bilder an die ich nicht denken wollte schlichen sich in meinem Hinterkopf an.
Wie sah es aus wenn ein Cletesias einen Kopf in den Mund nahm und dann zubiss?
Bevor das Licht ausging hatten wir uns über die Länge der Krallen unterhalten. Vor mir waren klare Blutspuren. Aufgerichtet waren die Tiere etwas kleiner als ich.
Wie würden sie mit erhobenen Klauen aussehen?
Veles kam mir in den Sinn mit einer seiner verdammten Geschichten.
Er hatte einem Teil seiner Hamster immer einmal in der Woche ein kleines Stück Gehacktes gegeben, weniger als ein Gramm.
Seine Pointe war, dass die mit dem Fleisch länger überlebten und er liebte es darauf hinzuweisen, dass das rohe Fleisch nicht gehamstert sondern gleich verzehrt wurde.
Von weitem hörten wir das Klacken und Scharren der Krallen auf dem Boden. Das Rauschen des Fells das über den Boden strich. Das wiederkehrende Quieken, welches immer wieder vom Fletschen der Zähne unterbrochen wurde.
Am Ende des Flures erreichten wir den verschlossenen Eingang zur Rampe. Klar  und deutlich drangen die widerwärtigen Geräusche der Kreaturen durch das Metall.


Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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