Montag, 2. April 2012

Auf der Wiese

Ich bin mit dem Leben davon gekommen. Gott sei meiner Seele gnädig. Ich alleine bin davon gekommen.
Dass bei der Recherche einer verschollenen Mission immer etwas beunruhigendes zu Tage kommt ist allgemein bekannt.
Man denke hier nur an die Vorkommnisse auf NE17.
Aber das was wir hier fanden spottete jeder Erwartung.
Wir landeten ohne weitere Probleme auf UP 257.
Die erste Untersuchungsmannschaft hatte sich nicht mehr gemeldet, also wurden wir losgeschickt um Licht ins Dunkel zu bringen.
Eine gewohnte Ausgangsposition die meist eine von drei möglichen Enden hatte.
Entweder gab es Verluste zu beklagen, oder die Mannschaft rannte unter Drogen durch die Natur, weil sie von den falschen Früchten genascht hatten.
Oder aber sie wurden von irgendwelchen Einheimischen als Götter verehrt, was auch zur Folge haben konnte, dass sie irgendwie geopfert werden sollten, was uns wieder zum ersten Punkt führte.
Nach  kurzer Suche  fanden wir ihr Schiff, die BearShark in einem Grasfeld.
Das Schiff war in einem tadellosen Zustand, nur war es komplett verlassen.
Alle unsere Test zeigten keine technischen oder mechanischen Anomalien.
Die Logbücher waren gradlinig und zeigten keine logischen Brüche. Sie endeten damit, dass die Mannschaft das Gelände erkunden wollte.
Da es Nacht wurde, entschieden wir uns in der BearShark zu übernachten.
Egal wie gründlich wir scannten, wir konnten schlicht und ergreifend nichts auffälliges finden.
Die Crew war auf keinen Fall hier, sondern wahrscheinlich irgendwo draußen in der Natur.
Was genau geschah fanden wir am nächsten Tag heraus.
Wir erkundeten gerade das umliegende Gelände und bewegten uns wieder auf die BearShark zu.
Alles was wir gefunden hatten waren zwei Uniformen, die einfach so zwischen den Bäumen lagen ohne einen weiteren Hinweis darauf zu geben wo ihre vorherigen Besitzer geblieben waren.
Er stand noch unter den Bäumen als es anfing zu regnen.
Der Rest von uns der unter freien Himmel stand blieb unbeschädigt und wurde nur nass.
Der Regen war nicht das Problem, sondern das was er von den Blättern spülte.
Es ätzte Thompson zuerst die Haut weg und dann Stück für Stück das Fleisch von den Knochen.
Er gab keinen einzigen  Ton von sich. Er schaute einfach nur überrascht in unsere Richtung während er förmlich vor unseren Augen dahin schmolz.
Sein Gehirn konnte die vielen Schmerzsignale nicht auf einmal verarbeiten. Wahrscheinlich wollte er vor dem was mit ihm gerade geschah fliehen, aber er konnte nicht.
Er stand unter Schock.
Das ganze wurde von einem Gänsehaut erregenden Ballett begleitet. Die Grashalme richteten sich ohne dass ein Windhauch zu spüren war, wie die Nadeln eines Kompasses  Thompson entgegen.
Klar und deutlich konnte man sehen, wie die Halme in seiner Nähe das Blut aufnahmen und dabei eine dunklere Färbung annahmen, die fast das rote Spektrum erreichte.
Das Gras um uns herum zeigte ein anderes Verhalten, indem sie immer wieder gegen unsere Beine peitschten. Unseren Uniformen machte das jedoch nichts aus.
Wir standen in einem locker zusammenhängenden karnivoren Makroorganismus mit minimaler Intelligenz.
Alle Reaktionen waren mit Sicherheit instinktiv.
Der Boden saugte die Überreste von Thompson gierig auf.
Selbst die Knochen wurden verschlungen.
Es blieben keine Überreste, alles versank einfach im Sand unter Geräuschen die ich nicht beschreiben kann und will.
Nachdem der Regen abgeebbt war nahm ich mir für genauere Untersuchungen mir ein Grasbüschel und einen Setzling der ätzenden Bäume mit in mein Labor, das ich mir auf der BearShark eingerichtet hatte.
Ich konnte es nie leiden in voller Montur zu arbeiten, also mit Gesichtsschutz und schweren Handschuhen, aber nachdem was wir bezeugen mussten war das mehr als angebracht.
Das Experiment war fast zu simpel.
Den Setzling setzte ich zusammen mit einer meiner Ratten in eines meiner Beobachtungsgläser aus Plexiglas und wartete einfach ab.
Was nun folgte kam erwartet, doch war nicht minder erschreckend.
Die Pflanze er spürte die mögliche Futterquelle und fing an um sich zu schlagen.  Wahrscheinlich wurden über die Blätter Duftstoffe aufgenommen.
Somit wusste der Jäger, dass ein Opfer in der Nähe war.
Ihre Enden waren wie bei uns schon bekannten Grassorten scharf genug um die Haut oberflächlich zu verletzen; leicht, aber genug damit Blut floss.
Damit war die Pflanze nun sicher, dass Nahrung in der Nähe war.
Ohne zu zögern umfassten die Halme die Ratte, die nun aufgeregt quiekte.
Vor meinen Augen wurde das Tier unförmig und schwammig, während die Pflanze fleischiger, voller und dunkler wurde.
Wahrscheinlich sonderte sie über feine Stacheln ein Sekret aus,  was dem einer Spinne ähnelte und das innere des Opfers verflüssigte.
Versteinert saß ich vor meinem dunkelgrünen und nun zufriedenen Testobjekt.
Die Fragen überschlugen sich in meinem Kopf.
Was war die natürliche Nahrung dieser Lebensform?
Wir hatten bis jetzt keine einheimischen Tiere gesehen.
Wie lange würde die Ration die Thompson darstellte reichen?
Ein Mark erschütternder Schrei beantwortete meine Frage.
Ich rannte zu einem der Fenster, wo schon Clarky mit einem bleichen Gesicht stand.
Draußen auf dem Grasfeld sah ich das was ich erwartet hatte, aber nicht sehen wollte.
Claussen und Gribig wurden von dem versammelten Grasfeld genauso verschlungen wie die Ratte in meinem Labor. Einer von ihnen musste hingefallen sein und diese dummen Männer hatten ihre  Gesichter nicht geschützt.
Die Atmosphäre war ja für uns verträglich und wenn man nicht nachdachte wanderte man einfach durch eine Natur von der man gesehen hatte dass sie unfreundliche Überraschungen für uns bereithielt. Ein eklatanter Fehler.
Nachdem ich gesehen hatte wie das Gras seine Opfer verletzte kombinierte mein Verstand eiskalt,  dass die Gräser  einem oder beiden von ihnen ein Bei gestellt haben musste.
Clarky neben mir verfiel in Panik und  machte das dümmste was man machen konnte, er rannte hinaus um den beiden zu helfen.
Ich stand selber noch viel zu sehr unter Schock um ihn aufzuhalten.
Auch er fiel hin sobald er das feindliche Grün erreicht hatte.
War das etwa eine Taktik, hatten die Gräser ihm ein Bein gestellt?
Ein instinktiver Mechanismus?
Wie zu erwarten war schlangen sich die Gräser auch um ihn und machten sich daran ihn zu verschlingen.
Ich machte das Schiff startklar und sah zu, dass ich davonkam.


Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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