Scheiß Pubertät, wann
hörte das auf. Ihre Tante hatte mal gesagt, dass Männer nie erwachsen werden.
Na das konnte ja was werden. Besagte Tante meinte auch, dass ihr Mann 5, 12 und
manchmal 30 Jahre alt war. Wenn das alles der Wahrheit entsprach, dann würde
sie eher als alte Jungfer sterben, als irgendeinen debilen Schrumpfkopf neben
sich zu dulden.
Sie rief sich und ihre
Gedanken zur Ordnung. Der Schlafmangel zeigte ohne Zweifel seine Wirkung. Dazu
kam noch der Hunger, der von dem widerlichen Zeug was es heute gab in keinster
Weise gestillt war. Angewidert schaute sie auf ihren Teller wo noch Reste der
Soße antrockneten. Sie hatte noch einen Zehner in der Tasche und entschloss
sich dazu ihn am Snackautomaten zu verpulvern. Immer noch besser als die
Alternative sich eine zweite Portion Knödel zu hohlen. Als Maxi sie dann
schließlich allein ließ sagte er noch etwas davon, dass die eine Hälfte ihrer
Altersgenossen nur daran dachten sie ins Bett zu kriegen und der andere Teil
nur aus Nerd‘s bestand. Seine Schlussfolgerung daraus war, dass sie nur mit
denen reden sollte, die ihr was von fernen Galaxien erzählten.
Innerlich fluchte sie,
dann diese kleine Ansprache war ein klares Zeichen dafür, dass ihre Eltern mit
ihm geredet haben mussten.
Als nächstes stand Sport
auf dem Programm. Dummerweise ließ der Unterricht diesmal keinen Platz für
freie Zeitgestaltung.
Es standen Leistungstests
auf dem Programm, unter anderem laufen. Fünf Mal in der Turnhalle im Kreis
herum. Eine unglaublich sinnvolle Beschäftigung.
Einzig und allein, dass
Herr Neuner bei solchen Sachen erbarmungslos alle nach denselben, nicht gerade
niedrigen Standards beurteilte verschaffte ihr eine grimmige Befriedigung. Sie
war immer gequältes Mittelmaß gewesen, aber zu sehen wie sich die Hippies,
Kiffer und Püppchen abhetzten war jedes Mal wieder herrlich anzusehen.
Um sich hoch zu pushen
trank sie die letzte halbe Flasche in einem Zug aus. Das Geschnatter in der
Umkleidekabine verschwamm zu einem einheitlichen Teppich aus Stimmen dem sie
keine Beachtung schenkte. Neben ihr stand Andrea und plapperte irgendetwas von
Cheerleadertraining und ob man sich deswegen nicht treffen könnte. Sie
beantwortete diese Überredungskünste mit skeptischen Hm‘s und irgendwann wurde
sie von Roberta erlöst. Auf einen dankbaren Blick bekam sie einen
freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
Nach dem Umziehen ging sie
noch schnell auf die Toilette um ihren Tampon zu wechseln und um die erste
Hälfte der Cola in die Kanalisation zu entlassen. Der Gedanke sich vor dem
Unterricht zu drücken wurde nicht wirklich in Betracht gezogen.
Oh mein Gott Herr Lehrer, ich kann heute nicht
mitmachen, denn ich armes kleines Mädchen habe meine regel und fühle mich auch
sonst nicht gut. STELL DICH NICHT SO AN UND LAUF DU WEICHEI!
Es war eigentlich ganz
einfach. Immer im selben Takt den Boden von sich treten. Ab der zweiten Runde
merkte sie die belastende Schwere ihres Körpers nicht mehr sondern befand sich
im Fluss, oder auch Phase genannt, der zustand den Sportler immer wieder beschrieben
und erlebten wenn alles wie von selbst lief und nichts den Sieg trüben konnte.
Mit einem tiefen
kontrollierten Ausatmen kam sie zum Stehen. Sie war gar nicht so erschöpft wie
sonst, sondern viel wacher als vorher. Das Adrenalin tat seine Wirkung.
„Wir haben eine neue
Bestzeit. Jungs, da könnt ihr nur neidisch werden“, ertönte es von ihrer Seite.
Anerkennend schaute Herr Neuner abwechselnd
auf seine Stoppuhr und zu ihr.
Als ob sie Wert darauf
legte von diesen Milchbubis bewundert zu werden.
„Mensch bist ja ein
richtiges Mannsweib!“ gackerte Tom mit einer quietschenden jaulenden Stimme,
die drei Tonlagen ausprobierte, während er sprach. Er selber stand gerade
schnaufend am Rand. Kifferlunge halt.
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