Freitag, 27. Januar 2012

Launing Kapitel 5/4


Scheiß Pubertät, wann hörte das auf. Ihre Tante hatte mal gesagt, dass Männer nie erwachsen werden. Na das konnte ja was werden. Besagte Tante meinte auch, dass ihr Mann 5, 12 und manchmal 30 Jahre alt war. Wenn das alles der Wahrheit entsprach, dann würde sie eher als alte Jungfer sterben, als irgendeinen debilen Schrumpfkopf neben sich zu dulden.

Sie rief sich und ihre Gedanken zur Ordnung. Der Schlafmangel zeigte ohne Zweifel seine Wirkung. Dazu kam noch der Hunger, der von dem widerlichen Zeug was es heute gab in keinster Weise gestillt war. Angewidert schaute sie auf ihren Teller wo noch Reste der Soße antrockneten. Sie hatte noch einen Zehner in der Tasche und entschloss sich dazu ihn am Snackautomaten zu verpulvern. Immer noch besser als die Alternative sich eine zweite Portion Knödel zu hohlen. Als Maxi sie dann schließlich allein ließ sagte er noch etwas davon, dass die eine Hälfte ihrer Altersgenossen nur daran dachten sie ins Bett zu kriegen und der andere Teil nur aus Nerd‘s bestand. Seine Schlussfolgerung daraus war, dass sie nur mit denen reden sollte, die ihr was von fernen Galaxien erzählten.
Innerlich fluchte sie, dann diese kleine Ansprache war ein klares Zeichen dafür, dass ihre Eltern mit ihm geredet haben mussten.
Als nächstes stand Sport auf dem Programm. Dummerweise ließ der Unterricht diesmal keinen Platz für freie Zeitgestaltung.
Es standen Leistungstests auf dem Programm, unter anderem laufen. Fünf Mal in der Turnhalle im Kreis herum. Eine unglaublich sinnvolle Beschäftigung.
Einzig und allein, dass Herr Neuner bei solchen Sachen erbarmungslos alle nach denselben, nicht gerade niedrigen Standards beurteilte verschaffte ihr eine grimmige Befriedigung. Sie war immer gequältes Mittelmaß gewesen, aber zu sehen wie sich die Hippies, Kiffer und Püppchen abhetzten war jedes Mal wieder herrlich anzusehen.
Um sich hoch zu pushen trank sie die letzte halbe Flasche in einem Zug aus. Das Geschnatter in der Umkleidekabine verschwamm zu einem einheitlichen Teppich aus Stimmen dem sie keine Beachtung schenkte. Neben ihr stand Andrea und plapperte irgendetwas von Cheerleadertraining und ob man sich deswegen nicht treffen könnte. Sie beantwortete diese Überredungskünste mit skeptischen Hm‘s und irgendwann wurde sie von Roberta erlöst. Auf einen dankbaren Blick bekam sie einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
Nach dem Umziehen ging sie noch schnell auf die Toilette um ihren Tampon zu wechseln und um die erste Hälfte der Cola in die Kanalisation zu entlassen. Der Gedanke sich vor dem Unterricht zu drücken wurde nicht wirklich in Betracht gezogen.
Oh mein Gott Herr Lehrer, ich kann heute nicht mitmachen, denn ich armes kleines Mädchen habe meine regel und fühle mich auch sonst nicht gut. STELL DICH NICHT SO AN UND LAUF DU WEICHEI!
Es war eigentlich ganz einfach. Immer im selben Takt den Boden von sich treten. Ab der zweiten Runde merkte sie die belastende Schwere ihres Körpers nicht mehr sondern befand sich im Fluss, oder auch Phase genannt, der zustand den Sportler immer wieder beschrieben und erlebten wenn alles wie von selbst lief und nichts den Sieg trüben konnte.
Mit einem tiefen kontrollierten Ausatmen kam sie zum Stehen. Sie war gar nicht so erschöpft wie sonst, sondern viel wacher als vorher. Das Adrenalin tat seine Wirkung.
„Wir haben eine neue Bestzeit. Jungs, da könnt ihr nur neidisch werden“, ertönte es von ihrer Seite. Anerkennend schaute Herr Neuner abwechselnd  auf seine Stoppuhr und zu ihr.
Als ob sie Wert darauf legte von diesen Milchbubis bewundert zu werden.
„Mensch bist ja ein richtiges Mannsweib!“ gackerte Tom mit einer quietschenden jaulenden Stimme, die drei Tonlagen ausprobierte, während er sprach. Er selber stand gerade schnaufend am Rand. Kifferlunge halt.

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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