„Sie hat mich gestern
angerufen und gesagt, dass sie nicht kommt. Hat sich wahrscheinlich Freitag
erkältet“, klärte die mit der neuen Liebe die Runde auf. In Gedanken verfluchte sie sich für ihre
Panik.
„Du siehst heute echt toll
aus. Hast du was mit deinen Haaren gemacht?“
Zuerst dachte sie, dass es
eine Scherzfrage war, aber das kleine blonde Püppchen vor ihr schaute sie
aufmerksam an und wartete ohne jede Spur von Häme auf eine Antwort. Mit einem
zögerlichen Achselzucken verneinte sie die Frage.
Sie war nie Art Mädchen
gewesen, der sich in Andreas Sparte Typ bewegt hatte. Es wurde angezogen was
bequem war und nicht nach Kleidersammlung aussah. Die Frage verblüffte auch
deswegen, weil sie sich auch nicht wirklich gutaussehend empfand. Erst recht
nicht heute. Viel zu deutlich waren die verschlafenen Augen und die ungekämmten
Haare zu spüren, vom allgemeinen Unwohlsein ganz zu schweigen.
Zwei Tische weiter saß ein
Junge, der ihr noch nie genauer aufgefallen war. Sie wusste, dass er in einer
der höheren Klassen war aber mehr auch nicht.
Seine reine Haut die sich
über sein Gesicht und den sichtbaren Teil des Halses erstreckte. Seine Hände
mit den angenehm dünnen Handgelenken. Er schaute zu ihr rüber und lächelte sie
an. Dabei legte er seinen Kopf unbewusst lässig zur Seite. Sie lächelte zurück
und ein Ellenbogen traf sie in die Rippen.
Die Mädels am Tisch hatten
angefangen zu kichern. Der Junge von gegenüber hatte sich schon wieder seinen
Tischpartnern zugewandt.
„Du flirtest ja richtig“,
zog Roberta sie auf.
„Mach ich gar nicht“, kam
es trotzig zurück.
„Nein, überhaupt nicht“, kam es von Andrea in einem ungewohnt
höhnischen Ton.
„Und wenn schon, lass mich
doch.“
Sie war jetzt mehr als
bedient, als nächstes würde wahrscheinlich eine Unterhaltung darüber folgen wer
wen süß fand, aber aus heiterem Himmel kam die Rettung.
„Hi Berti, ich habe
gesehen wie du mit dem Gunti heute Händchenhaltend über den Hof spaziert bist.
Was meinst du, werdet ihr es länger als drei Wochen miteinander aushalten?“
Aus dem nichts war Maxi
aufgetaucht und machte sich nun aufdringlich am Tisch breit. Vollkommen
sprachlos schauten ihn Roberta und Andrea an. Andrea hatte dabei ein leichtes Glänzen
in den Augen, da er sich nie wirklich für sie interessiert hatte und sie sich
darin gefiel, dass sie allen gefiel. Irgendetwas murmelnd verabschiedeten sich
die beiden.
Er biss herzhaft in einen
Knödel und verspeiste ihn genüsslich mit einem Augenzwinkern vor ihren Augen.
Der übliche Schlagabtausch entfiel diesmal, der Kronprinz des Hauses beschaute
sich lieber die anderen Schüler in der Mensa. Dabei sah er auch ein wenig so
aus als ob gefälligst der Tag zu preisen sei der ihn der Welt geschenkt hatte. Mit einem Mal nickte er mit Blick zu ihr zur
Seite und als sie sich umdrehte blickte gerade ein Junge aus einer
Parallelklasse wieder hastig auf sein Essen, so als ob er sie gerade angestarrt
hatte. Maxis Blicke hatte er nicht bemerkt.
Der große Spinner hatte mit zwölf Jahren den
Berufswunsch gehegt Geheimagent zu werden und sich beigebracht mit schweifenden
Blicken einen Raum genau zu erkunden. Das hatte auch mit sich gebracht, dass er
im Memory viel besser war und sich generell Dinge besser merken konnte.
Letzteres führte bei ihr immer wieder zu Frustration, da sie wirklich pauken
musste.
Warum lächelten die Kerle
andauernd wenn sie in ihre Richtung schauten. War da ein Punkt auf ihrer Stirn?
Eher waren sie alle auf Hormonen und ließen jetzt ihrer Geilheit freien Lauf.
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