Montag, 9. Januar 2012

Gefangen


Mein Name ist Axel Stone. Mit meinen Partnern Belinda Peach und Charles Alder räume ich den Dreck auf den die intersolare Union hinterlässt. 

Dieses Mal ging es zum Mond. Irgendein Netzwerk versagte. Nicht meine Spielwiese.

Transport war ätzend wie immer.

Ein Typ mit weißem Kittel empfing uns. Hatte gelbe Zähne.  Er führte uns zu einer geheimen Basis.

Der Weißkittel erzählte und erzählte. Wie wichtig sie waren. Was sie alles machten. Wen sie alles bewahrten.

Trotzdem blieben wir auf seiner ach so wichtigen Station im Fahrstuhl stecken. Minutenweise kam das automatische: Bitte warten, der Fehler wird behoben.

Eine nette weibliche Stimme. Weder Mama noch heiße Schlampe. Irgendwas dazwischen.

Minuten über Minuten warteten wir.  Der Weißkittel wurde nervös. Eldar klopfte mit den Fingern. Peach schaute sich Wände an. Ich ließ mich nicht beeindrucken.

Minuten verstrichen. Dann ein Ruck.  Das Ding lief wieder.

Endlich kamen wir an.  Ein großer Raum mit vielen Leuten. In der Mitte ein Lichtkäfig. Darin lag ein Wesen auf einer Lichtbare. Alles war aus Licht. Willkommen auf dem Mond.

Lichtkäfige waren ausbruchssicher. Was da drin war, war gefährlich.

Was da genau drin war konnte ich nicht sehen. Es hatte Titten. Soviel stand fest. Sonst lag es nur rum und rührte sich nicht.

Weißkittel quatschte darüber dass das Ding einmalig war.

Eldar meinte dass er alleine klar kam.

Im Klartext: Langer Weg, nicht zu tun, Zurück nach Hause

Kam zuhause an. Wollte mit Porno entspannen. Fing damit an. Blonde Bräute  bliesen Bastarde.

Erinnerte mich an Drecksberichte die fällig waren.

Fälle waren Monate her. Brauchte Informationen. Rief Alder an. Keine Reaktion. Empfänger nicht erreichbar. Dasselbe bei Peach.

Das war nicht gut. Machte mich auf zu Peach.

War nur zehn Minuten von hier.

Ging mit geladener Waffe den Flur entlang, Sie öffnete und sie war willig. Haar auf den Schultern. Blick in meine Augen.

Hatte Probleme auch bemerkt. Meinte es wären natürliche Störungen. Sonnenflecken. Klang logisch.

Lehnte sich zurück. Hatte guten Blick auf ihre Titten. Konnte ihren Hügel sehen. Sie wollte mich haben. Griff ihren Hals. Drückte sie an die Wand. Sie würde meine Axt bekommen. Steinhart.

Irgendwann wird man nicht mehr beeindruckt. Dafür war ich zu lange dabei und hatte zu viel gesehen.
Pflanzenmenschen, intelligente Tiere, flüssige Maschinen um nur einige Dinge zu nennen, mit denen  der normale Bürger auf der Straße eher selten zu tun hatte.
Aber mit einem erwiesenermaßen fast unsterblichen Wesen in Sichtweite zu sein war schon etwas Besonderes.
Es hatte sich die gesamte Zeit nicht bewegt. Wie eine Wachspuppe lag die entfernt weiblich anmutende Gestalt auf ihrer Liege.  Wären nicht die biologischen Daten auf dem Display vor dem Lichtkäfig hätte man es für eine Skulptur halten können.
Der dumpfe Stone hatte nur instinktive Verachtung zeigen können in Gegenwart eines solchen Wunders. Peach reagierte mit höflichem Interesse, war aber nicht wirklich zu begeistern.
Fast drei Jahre war es nun hier schon untergebracht. Laut dem leitenden Arzt wurden verschiedene Tests durchgeführt, die jedoch sehr abenteuerlich verliefen, da das gefangene Wesen sehr wehrhaft sein konnte und auch kein Problem darin sah Leute zu töten.
Wir durften uns ein paar Aufnahmen anschauen um genau zu wissen in wessen nähe wir uns hier befanden. Interessant war der Umstand, dass sich die ganze Zeit keine Gefühlsregung auf dem faltenlosen, fast kindlichen Gesicht zeigte. Das einzige Gefühl was man hinter dieser reglosen Fassade vermuten konnte war Langweile.
Es war ein minimaler Fehler in der Programmierung.
Das war mir in dem Moment klar wo wir das Kommando bekamen. Wie üblich war es streng geheim und natürlich würden wir verleugnet werden wenn einer von uns sterben sollte. Wegen eines Programmierungsfehlers. Mit der Zeit gewöhnt man sich an solche Floskeln.
Der Fehler im System war wegen zwei Eigenschaften besonders. Erstens war er auf der binären Ebene zu finden, dem elementarsten aller digitalen Orte, womit sich eigentlich niemand mehr befasste. Wer immer das hier produziert hatte, war ein echter Bastler, der sich auskannte.
Hinzu kam, dass sich der Fehler zu regenerieren schien sobald ich anfing ihn zu bekämpfen und zu schädigen.
Anscheinend war dieses schädliche Programm systemischer Art und baute auf bestehenden Zahlenreihen auf um diese so zu konfigurieren, dass sie seinen Sinn erfüllten. Der Sinn war aber nicht ersichtlich.
Das einzige was es bewirkte waren ein paar Streiche, wie den Fahrstuhl anzuhalten.
Irgendwo musste dieses System im System seine Wurzeln haben und ich musste es im wahrsten Sinne des Wortes ausgraben.
Ich brauchte eine kleine Pause.
Alle anderen waren gegangen.
Nur ich war noch hier zwischen all den Rechnern die beruhigend summten ihr ewiges Lied.
Ich drehte mich um nach meiner Wasserflasche und zuckte unwillkürlich zurück.
Das Subjekt hatte sich erhoben und stand an der Lichtmauer.
Mit demselben Gesichtsausdruck wie auf den Aufzeichnungen starrte es mich an.
Hinter mir surrten die Rechnereinheiten. Dazu gesellte sich das fast nicht wahrnehmbare Fiepen des Fahrstuhls.
Die alterslose Kindfrau legte ihren Kopf schief zur Seite und fixierte den Rechner hinter mir, dessen Surren unregelmäßiger wurde und seine Tonlage änderte. Das Licht begann sich zu ändern. Vom sterilen weiß, ging es über zu  einem hellen blau, dann änderte es sich zu einem satten Rot bis es sich nach einem grellen Grün zu einem warmen Gelb stabilisierte.
Der Lichtkäfig blieb stabil bei seiner ursprünglichen Farbe. Mit ihrer schrägen Kopflagefixierte mich die Gefangene und ließ ein Lächeln auf ihrem Gesicht erscheinen, das mir einen kalten Schauer den Rücken herunter jagte.
Sie öffnete ihren Mund sagte mit einer vollen tiefen Stimme: „Meine Freunde kommen.“

Sabbernd lag der Kerl vor mir. Er hatte sich so große Hoffnungen gemacht. Ich gönnte es ihm. Seine Annäherungsversuche waren eine andauernde und wiederkehrende Last. Die zufälligen Berührungen meines Hinterns, sein starren auf meine Brüste und jedes Mal wenn wir in einem engen Raum waren musste er sich so eng wie möglich an mich ran pressen,  damit ich auch seinen harten Schwanz spürte.

Ich hätte mir gewünscht ich hätte ihn selber so niederstrecken können, aber mein Kidnapper hatte da Möglichkeiten zur Verfügung die mir verwehrt waren.

Er war ein mehr als talentierter Gedankenmanipulator. So talentiert, dass es ihm keine Probleme bereitet hatte meinen Körper zu übernehmen und mich irgendwo in meinem eigenen Kopf abzukanzeln.

Es geschah nachdem wir die Forschungsstation verlassen hatten. Irgendjemand rempelte mich an und ich wurde in meinem Kopf nach hinten geschleudert. Eine sanfte männliche Stimme entschuldigte sich bei mir und bat mich auszuhalten bis es vorbei war.

Was er genau wollte konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Er kanzelte mich wie ein kleines Kind ab und vertröstete mich.

Wie ein kleines Kind schrie und protestierte ich.

Ohne Erfolg.

Das einzige charakteristische was ich beobachten konnte, war, dass er immer wieder auf die Uhr schaute, so als ob er sich zwanghaft daran erinnern musste wie spät es sei.

Wenn ich mich nicht irrte hielt er mich im tief im Vorbewussten, nahe dem Unterbewussten, denn ich konnte Dinge hinter mir spüren die mich an Erlebnisse erinnerten die ich lieber vergessen wollte.

Vor mir konnte ich wie durch eine dicke Glasscheibe alles sehen was meine Augen wahrnahmen.  Nur war es etwas anders.

Als Stone durch die Tür kam glühte er in unterschiedlichen Farben.

Mein Kidnapper ließ das volle rot zwischen Stones Beinen seinen ganzen Körper ausfüllen, worauf der hässliche Kerl zusammenbrach und sabbernd auf dem Boden lag.

Frust erfüllte jede Faser meines Denkens. Mir wurde nicht körperlich weh getan, mein Geist war gefangen im eigenen Körper.

Etwas Schlimmeres konnte ich mir nicht vorstellen.

Nachdem er mit Stone fertig war ging er mit mir raus aus meiner Wohnung.

Und anscheinend wollte er zurück zur Forschungsstation.

Zurück zu ihr.

Auge in Auge stand ich mit der Kreatur. Sekunden der Ewigkeit vergingen.
„Deine Freunde?“ fragte ich unsicherer als ich eigentlich wollte.
Das starre Lächeln wurde kleiner, fast mild.
Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge vor seiner alten Großmutter
„Wie alt bist du?“ entwich es ehrfürchtig meinem Mund.
Es war knapp einen Kopf kleiner als ich, doch jetzt machte es sein Kreuz gerade und straffte seine Schultern.
„Du?“ fragte es scharf.
„Sie, wie alt sind sie?“ haspelte ich wie ein kleiner Schuljunge.
Die Präsenz des Wesens war niederschmetternd.
Hinter mir surrte der Fahrstuhl und kahm näher.
„Ich weiß nicht“, antwortete es gedehnt „Ich bin schon sehr lange hier, aber wie lange, das weiß ich nicht.“
Der Fahrstuhl stoppte. Die Türen öffneten sich und zu meiner Überraschung trat Peach aus der Kabine.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen schritt sie schnurstracks auf den Lichtkäfig zu, legte ihre Hand auf die Barriere, schaute der Kreatur liebevoll in die Augen und sagte: „Hey.“
Ein warmes Erstaunen erfüllte mich, als ich sah wie die Kreatur den Gruß erwiderte, ihren Kopf gegen die Lichtschranke lehnte und mit Tränen in den Augen zu Peach sagte: „Selber Hey.“
Das war auch der Moment wo ich bemerkte dass ich mich nicht bewegen konnte.
Wie eine Salzsäule starrte ich die beiden an. Kein Muskel bewegte sich wie ich es wollte. Ich war gefangen.
„Wie geht es dir?“ fragte Peach zärtlich.
Die Tränen in den Augen der Kreatur wurden mehr. Trotzig wischte sie sie weg.
„Zum Kotzen geht es mir. Scheiß auf die neugierigen Weißkittel die wissen wollen wie ihre Vorgänger mich so hinbekommen haben.“
Der Fahrstuhl fing wieder an zu summen.
„Zum Kotzen geht es mir. Ich will mich erinnern und kann es nicht.
Es ist einfach Scheiße, verwirrend,  anstrengend wenn man manchmal nicht mehr weiß ob man mal helle oder dunkle Haut hatte oder ob meine Haare sich einmal von Natur aus gelockt haben OK!??
Ich weiß dass ich einmal verheiratet war, aber es ist schwer zu erinnern mit wem. Und, achtung jetzt kommt‘s, das sollte mich eigentlich traurig machen, tut es aber nicht, denn tief in meinem inneren ist es mir egal geworden.  Ich möchte darüber weinen aber ich kann es nicht weil mein eigenes Leben mir das wie einer anderen vorkommt. Und ich weiß dass ihr da draußen seid aber ich weiß nicht wann ihr kommt. Ich habe keine Ahnung mehr was Zeit ist.“
Es hatte sich mehr und mehr in Rage geredet und zeigte verzerrte menschliche Regungen auf seinem Gesicht. Peach stand vor ihr und konnte nicht anders als Fürsorge und Mitleid zeigen.
„Schhhhhh, alles ist in Ordnung Jenny. Ich bin hier und Kabby wird das alles gleich erledigt haben. Und dann gehen wir irgendwohin wo uns keiner stört.“
Dann öffnete sich der Fahrstuhl und Stone stürmte rein.

Der Typ hatte gelacht. Keine Ahnung was los war. Aber der Typ hat gelacht. Ich war bei Peach.

Bin gerade dabei meinen Hammer zu platzieren.

Wache auf und alles was ich weiß ist, das ein Typ über mich lacht

Peach war nicht mehr da.

Muss zum Mond. Zur Station. Dort fing alles an.

Meine Waffe ist immer noch entsichert,

Erreiche die Station.

Fahrstuhl will nicht wie ich es will.

Justiere ich die Tastatur mit meiner Faust. Ein paar Kabel zusammen geführt und das Ding läuft.

Komme rein und Peach steht bei dem Ding. Eldar steht wie immer nur rum.

Peach ist nicht Peach. Soweit ist mir klar.

Aber Peach nimmt mir einfach die Waffe aus der Hand. Sagt mir ich soll sie ihr geben und ich gebe sie ihr.

Kann mich nicht mehr bewegen

Das alles gefällt mir nicht.

Die Lichtschranke fällt.

Peach und das Ding liegen sich in den Armen.

Würden heiß aussehen, bin aber gerade nicht in der Stimmung

Eldar geht es wie mir. Bewegt sich nicht.

Dann ertönt die Fahrstuhlstimme. Entschuldigt sich. Hat ja solange gedauert.

Peach und das Ding laufen innig vorbei. Ding nickt Eldar zu. Sieht nur seinen Rücken.

Peach lächelt mich an.


Launing
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