Freitag, 13. Januar 2012

Launing Kapitel 5/2


Tom und Lucas machten nicht gerade den Eindruck als ob sie sich dafür interessieren würden, viel eher sahen sie so aus als ob sie mal wieder vor der Stunde einen gekifft hatte. Viel interessanter war aber warum Lucas seinem Nachbarn nicht sagte, dass er in ihn verknallt war. So wie er ihn anschmachtete war das kaum zu übersehen.

Niklas, der am Tisch neben ihr saß schaute immer wieder in ihre Richtung und lächelte ihr auch ab und zu entgegen. Nicht irgendein Lächeln, sondern die Art Lächeln mit dem Unterton, dass man jemanden toll fand.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Ein Verehrer.
Frau Bluhm sah müde aus. Vielleicht auch traurig. Unter ihren Augen waren leichte aber deutliche Anzeichen von Tränensäcken zu sehen. Kleine zarte Äderchen zogen sich gerötet durch ihr Eiweiß und umrandeten damit gemeinsam die heute blassblaue Iris. Die Stimme des Lehrkörpers, der eigentlich immer wieder das selbe sagte und so tat als ob das Buch was sie lesen mussten etwas besonderes war, formte zwar Wörter aber es hörte sich monoton und einschläfernd an. Eigentlich war es nur ein einziger langgezogener Ton, der ab und zu eine Pause machte.
Katja hatte ihre Regel genau wie sie und machte wahrscheinlich deshalb so ein verdrossenes Gesicht. Es war wahrlich keine Freude einmal im Monat zwischen den Beinen zu bluten. Sie kannte den Geruch mittlerweile sehr gut, aber so deutlich hatte sie ihn noch nie wahrgenommen. Geradezu aufdringlich bohrte er sich in seine Nase. Das Mädchen konnte einem wirklich leidtun.
Sie war in einem weiß glühenden Raum in dessen Mitte ein schwarzes Licht pulsierte. Ein Wasserhahn tropfte einen Takt zu dem die Heizung die Melodie summte. Dann kam ein Erdbeben.
Jemand rüttelte sie heftig, es war Frau Bluhm die sie abschätzig ansah.
„Guten Morgen“, kam es scharf von der Lehrerin. „Toleranz und Verständigung halten wir also für einschläfernd.“
Ich kann dich auch nicht leiden, fuhr es ihr durch den Kopf. Der Block ging noch zwanzig Minuten. Dann waren sie erst einmal erlöst und konnten sich in die Mittagspause begeben.
Frau Bluhm konnte es sich nicht verkneifen dramatisch zum Abschied zu sagen: „Denkt daran, Wir sind keine Klempner. Wir haben es hier mit deutscher Dichtkunst zu tun. Man kann doch nicht Gedichte bemessen wie eine Hitliste. »Oh, ich find Lessing echt toll, ich geb' ihm neun von zehn Punkten, auch wenn man nicht danach tanzen kann.«"
Vielleicht wollte sie witzig sein, aber das war den Schülern egal. Hitliste sagte niemand mehr.
In der Mensa saßen gerade 43 andere Schüler als sie hineinkam. Da allgemeine Stimmung war eher unruhig, da Montag war und sich jeder etwas vom Wochenende zu erzählen hatte. Hier und da gab es ein verschwörerisches Getuschel.
Es gab Semmelknödel mit Blaubeerensoße. Das war schon sonst nicht gerade ihre Lieblingsspeise, aber jetzt war der Gedanke sich pappige Kugeln mit einer ekelhaft chemisch schmeckenden Soße in den Mund zu stopfen geradezu ekelerregend. Sie trank einen Schluck aus der nun schon halbvollen Colaflasche und fing missmutig an das verachtete Mahl zu verspeisen.
Der Nachteil einer Pause war, dass man nicht allein sein konnte, selbst die sogenannten Einzelgänger bildeten ihre eigenen kleinen Grüppchen. So kam es dann, dass sie mit Andrea und Roberta an einem Tisch saß.
„Weiß jemand was mit Lydia los ist? Ich habe sie den ganzen Tag nicht gesehen.“, fragte die Möchtegern Cheerleaderin.
Ein heißer Ball bildete sich in ihrem Magen, der nichts mit ihren Monatsbeschwerden zu tun hatte. Lydia war mit auf der Party gewesen. Hatte sich der Typ noch ein anderes Opfer gesucht und war weiter gegangen als bei ihr? Lag Lydia jetzt vielleicht tot irgendwo im Wald und niemand fand sie?

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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