Dienstag, 28. Oktober 2014

Im Ring des Grauens: Verfickte Dreckscheiße

Sie hatte vergessen, wie sehr sie es hasste, wenn ihr großer Kapitän schwieg.
Robert hatte doch gefälligst zu reden wie ein Wasserfall und all seine Erkenntnisse der Umwelt mitzuteilen, ob diese es wollte oder nicht.
Sie hatte diese Wand aus Worten oft genug über sich ergehen lassen müssen.
Sei es auf der Brücke von dem Schiff, dass alle anderen aus irgendwelchen gründen neckisch „Anton“ nannten oder bei den ermüdenden Besprechungen mit all den Kreaturen, die dafür sorgten, dass „Anton“ funktionierte oder spät abends im Bett, nachdem sie beide ihren Schweiß mischten.
Robert Lampe war immer ein Quell aus Worten.
Aus diesem Grund verbrachte er nur zu gerne die Abende mit der aufgeblasenen Spinne Thomas, der ebenfalls nur aus Worten zu bestehen schien.
Je länger die beiden mit einander Zeit miteinander verbrachten, desto unglaublicher wurden ihre Geschichten.
Menschenfressendes Gras war da nur der Anfang.
Nur jetzt nicht.
Jetzt blieb der große Kapitän Robert Lampe stumm wie die unendliche Weite des Alls.
Das war kein gutes Zeichen.
Und sie war sich ziemlich sicher, dass es eher weniger mit den riesigen Würsten zu tun hatte, die sie gerade attackierten.
Auf den ersten Blick schienen die elenden Drecksviecher von allen Seiten zu kommen.
Aber nach ein zwei geübten Schüssen kristallisierte sich ein recht übersichtliches System heraus.
Die unförmigen Biester wollten einfach nur ihr Fressen haben.
Für ihr Fressen kamen sie aus ihren Löchern hervor.
Das alles war einfach nur eine andere Form von Ameisenjagd.
In der Mitte war der Obstbaum und das Ungeziefer musste davon abgehalten werden, ihn zu erreichen.
Wenn es dabei starb, war das nur in Ordnung.
Ohne es zu wollen fragte sie sich, wie sie hier her gekommen war.
Vor langer, langer Zeit hatte sie einen echten Obstbaum und kümmerte sich um Insekten, die kleiner waren als sie.
Der Obstbaum stand in der Nähe von einem Hafen und jeden Tag kamen und gingen die Raumfahrer.
Dieses dreckige, kräftige und verlangende Pack, dass ihr verdammtes Herz eroberte.
Diese unverantwortlichen, selbstverliebten und ziellosen Verlierer, zu denen ihr Vater gehörte.
Diese fordernden, hungrigen und trotzigen Menschen, zu denen sie nun selber gehörte.
Automatisch markierte sie mit ihrer Waffe ihr Revier.
Die riesigen Insekten würden ihren Zucker nicht bekommen.
Sie war eine einzige Ansammlung von Muskeln, die nur noch auf Reize reagierte.
„Ich denke das reicht.“
Roberts Stimme war so elendig leblos.
All seine Begeisterung und Energie war irgendwo, nur nicht hier..
Er war ganz und gar Kapitän und nicht er selbst.
Sie fragte sich, wie lange er das durchhalten konnte.
Bei der Frage hatte sie alles andere als ein gutes Gefühl.
Doch jetzt war nur noch eines wichtig.
Der Kern war sicher.
Der verdammte Kern war endlich geborgen.
Nach der ganzen verfickten Drecksscheiße, die sich durchgemacht hatten, waren sie endlich an ihrem gottverdammten Scheißziel angekommen.
Sie hatte keine Lust auf die Zeitmessung zu schauen, aber sie tat es automatisch.
Alles in allem hatten sie ganze sechs Stunden gebraucht um ihr Ziel zu erreichen.
Genau wie es der kleine Mikel gesagt hatte.
Dann hörte sie den kleinen Mikel fluchen.
Das war kein gutes Zeichen.

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