Montag, 19. August 2013

Im Ring des Grauens: Herr und Meister

Ella fing an zu lachen.
Hoch, schief und wild.
Das war kein gutes Zeichen.
„Major, Kapitän, Herr und Meister, Herr Meister.“
Immer wieder wiederholt sie die Worte und jede mögliche Variation.
Die Brücke drohte ins Chaos zu stürzen.
Aus dem Chaos hatte sich die Ordnung zu bilden.
Garfield konzentrierte sich auf seine Hände und bereitete den Abschuss einer Sonde vor.
Automatisch löse ich mich aus meinem Schutzkorb, stehe auf und gehe zu ihr und ihrer Konsole.
Viel zu fest drehe ich sie auf ihrem Stuhl mir entgegen.
Meine Hand schwingt hin und her.
Drei Ohrfeigen.
Sie lacht nur weiter und weiter und weiter.
Also mache ich weiter.
Antons Gehirn muss funktionieren.
„Wir hatten ein paar Probleme, sind wieder da.“
„Danke Bonnie.“
Die Mannschaft ist auf dem Posten.
Meine Hand schwingt weiter hin und her.
Irgendwann fängt sie meine Hand ab und verdreht sie kurz bevor sie bricht.
„Ich denke das reicht.“
Hart schnarrte Ellas Stimme durch die Luft auf der Brücke.
Garfield beobachtet uns beide aufmerksam mit seinen warmen grünen Augen, die kein Wässerchen trüben können.
„Ich würde sogar sagen, das war mehr als genug.“
Seine Stimme hatte ihre Substanz wieder und bildete einen warmen Kontrast zu Ellas.
Hinten in meinem Kopf wartet die Feststellung, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann darauf mir über die Lippen zu kommen.
Ich werde mich hüten, diese trügerische Floskel laut auszusprechen.
Hier, im letzten Winkel des Universums konnte man nicht wissen, was hinter der nächsten Ecke darauf wartete einen anzuspringen und den Tag zu versauen.
„Sirene deaktivieren. Roter Alarm bleibt bestehen. Sonde in die Umlaufbahn. Ich gehe mit einem Außenteam raus und hole den Kern.“
Ich klinge müde.
Meine letzte Ruhephase ist keine vier Stunden her.
„Ja klar, lass uns ruhig hier alleine.“
„Halt die Klappe Thomas.“
Jetzt meldete sich der Typ endlich.
Antons Nieren funktionierten also.
Wahrscheinlich stand er die ganze Zeit mit einem Tee aus seiner Thermoskanne am Kommunikator und belauschte uns die ganze Zeit.
„Stabsarzt, so viel Zeit muss sein.“
Ella massiert sich ihre Wangen und schaut mich mit einem Blick an, der eine ganze Kompanie auslöschen konnte.
Dann löst sie sich aus ihrem Schutzkorb und fängt an sich zu strecken.
„Gibt es Verluste oder Verwundete, Herr Stabsarzt?“
Garfield löst sich auch aus seinem Korb.
Während er immer wieder mit seinen Fingern wedelt verteilt er Zigaretten.
Abgestürzt waren wir schon und ersticken konnten wir eh jeder Zeit.
„Nur ein paar Prellungen und Schnittwunden.“
„Schmeckt der Tee?“
„Vorzüglich.“
War ja klar.
Ich bin mit einem Haufen arroganter Spinner gestrandet.
Aber normale Leute werden halt keine Raumfahrer.
Ich richte eine Konferenzschaltung mit meinen Stabsoffizieren ein um sie auf den aktuellen Stand zu bringen.
Sie nehmen es besser auf als ich erwartet habe.
Im Gegensatz zur Brücke, gab es noch keine Panikattacken.
Noch nicht.
Langsam aber sicher sackte eine schwere Gewissheit in mir ein, die sich wie eine Faust in meinem Bauch ballte.
Es gab genug Geschichten über verschollene Raumschiffe.
Wir hatten sie in allen Variationen gehört und uns selber abends in den Kneipen erzählt.
Jetzt waren wir eine davon.

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