Spießer sind immer die anderen.
Der Alltag hat mich schneller wieder als mir lieb ist.
Am Dienstag nachdem ich endgültig aus der Klinik entlassen
wurde, steht bei mir der Hausmeister vor der Tür und richtet mir aus, dass
meine Blumentöpfe vom Fenstervorsprung verschwinden müssen, da sie eine Unfallgefahr
darstellen.
Die Dinger stehen nun schon seit dem Frühling da draußen
Meine Nachfrage ob es Beschwerden von Nachbarn gab bejaht
er, will mir aber nicht die Namen nennen, die ich auch nicht zu hören brauche,
da es immer wieder dieselben sind die sich beschweren.
So räuspere ich mich anscheinend auch nachts zu laut in
meiner Küche und die speziellen Nachbarn sehen sich gezwungen mich darüber am
Samstagmorgen um sechs Uhr darüber zu unterrichten.
Wenn ich dann verständlicherweise gnatzig reagiere, habe ich
einen dreiseitigen Brief im dafür bereit gestellten Kasten, der mich darüber
aufklärt, dass ich doch das Bild was die speziellen Nachbarn von mir haben, bei
eben jenen noch korrigieren kann.
Mit den anderen Nachbarn in meinem Haus, die ebenfalls von
den speziellen Nachbarn drangsaliert werden, bin ich mir einig, dass da gewisse
Leute gehörig einen an der Klatsche haben.
Schön zu wissen, dass ich nicht alleine bin.
Meinen Aufenthalt in der Klinik habe ich dazu genutzt, die
Hausverwaltung darüber zu unterrichten, dass ich für einen ziemlich langen
Zeitraum wohl keine Störung darstelle und auch andere Nachbarn sind für die
Spezialisten immer dann zu laut, wenn sie nicht da sind.
Jetzt also die Blumentöpfe.
Ich könnte mir wie in einer Posse über Kleingärtner
vorkommen, stattdessen tanze ich im Sitzen auf meinem Stuhl, da ich bei einem
meiner literarischen Projekte die 30000 – Wörter – Marke geknackt habe und auch die anderen Manuskripte
merklich voran kommen.
Immer wieder ziehe ich dabei in Gedanken den Vergleich zum
Fahrrad fahren. Der Anfang ist schwer, aber sobald man das erste viertel
geschafft hat, ist es leicht bis zur Hälfte und von da ist es fast spielend
einfach bis zum Ende und dann kommt das Hoch über die erreichten Erfolge.
Gut, ich überlege in meinem Hoch, ob ich mich jetzt jedes
Mal bei meinen speziellen Nachbarn abmelde, wenn ich das Haus verlasse, aber
ich ich kenne mich zu gut und weiß, dass dieser Vorgang so lange in meinem
Hinterkopf schlummern wird, bis er sich in einem Text wiederfindet.
Zwei Texte über ein vereinsamtes Paar, das in seinem eigenen
Saft schmort gibt es schon und es gibt genügend Platz für weitere.
Das Minutenprotokoll von den Spinnern nebenan war eine
richtige Goldgrube.
Wenn sich ein kreativer Mensch in dich verliebt, dann wirst
du unsterblich, allerdings gilt das auch dann wenn du ihn anpisst.
Große Pläne kann ich noch nicht machen und nutze die erste
Woche dazu mich wieder in meiner Wohnung einzufinden und meinen Rechner wieder
als Arbeitsinstrument kennen zu lernen.
Dem Internet bleibe ich soweit es geht fern, weil mich die
permanente Erreichbarkeit ankotzt.
Bis auf Nachrichten und Blog programmieren bin ich offline
und genieße es in vollen Zügen.
Für die zweite Woche nach der Klinik nehme ich mir vor mich
um die herumliegenden Krumen meines Studiums zu kümmern. Vor einem Jahr habe
ich mir eine To – do Liste angefertigt und bin momentan tierisch froh über
meine Angewohnheit alles wichtige in kurzen Stichpunkten zu notieren.
Da meine kreativen Auswüchse auf dem Papier gut voran
kommen, pirsche ich mich so langsam aber sicher an das Klugscheißen auf dem
Papier heran um dann schlussendlich auf Papier fachsimpeln zu können.
Den Anfang dafür hat dieses therapeutische Tagebuch gemacht.
Ein Grund mehr es weiter zu führen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen