Donnerstag, 1. Oktober 2015

Versumpft

 

Depression ist normalerweise nichts weiter als aus Angst unterdrückte Wut und unterdrückte Trauer.

Ich liebe dieses Zitat.
Ich möchte es im Arm halten, küssen, heiraten und mit ihm lauter neue Zitate aufziehen, weil es den Kern der Sache so wundervoll trifft.
Man versucht etwas in sich selber zu unterdrücken, weil einem beigebracht wurde, dass man nichts wert ist.
Da ist etwas in einem drin, das einem Angst macht, also schließt man es weg, nur ist es dann immer noch da.
Immer wieder bricht es sich seine Bahn in Form von Heulkrämpfen, von denen man nicht weiß woher sie eigentlich kommen.
Wie ein nie versiegender Brunnen kommen immer wieder neue Gedanken auf die man keine Lust hat in einer Intensität, die einem Angst vor einem Selbst macht und alle seelische Kraft wird darauf verwendet seine Gefühlswelt zu unterdrücken, bis man schließlich wie Mr. Spock auf die Frage „Wie fühlen sie sich?“ nicht mehr antworten kann.



Das Perfide an einer depressiven Phase ist, dass man den Anfang und das Ende nicht mitbekommt, weil es dafür keine klaren Punkte gibt.
Ein Schatten schleicht sich langsam heran und umschlingt schließlich in Form einer Wolke den Geist.
Ein sehr schönes Bild liefert hierfür die „Unendliche Geschichte“ in der das treue Pferd Artax vom Held Atreju sich in den „Sümpfen der Traurigkeit weigert weiter zu gehen und schließlich versinkt.
Genau so ist es mit der Depression.



Wenn ich jetzt hier die ganze Zeit über meine Krankheit schreibe, möchte ich hier darauf hinweisen, dass es sich bei mir um eine depressive Phase handelt und nicht um eine chronische Depression.
Das sind zwei unterschiedliche Krankheitsbilder, wobei man allerdings davon ausgehen kann, dass sich eine depressive Phase chronifizieren kann, wenn da nicht gegen gesteuert wird.
Wie schon erwähnt, wirkt Alkohol, genauso wie andere Drogen, hier als Katalysator.
Obwohl meine Gesundung noch ein langer Weg sein wird, habe ich zum Glück keine chronische Depression.
Aus meinem beruflichen Erfahrungsschatz weiß ich wie so etwas aussieht und sich äußert und es wäre respektlos gegenüber den Betroffenen zwei Krankheiten, die sich zwar ähnlich sind, aber sich doch unterschiedlich äußern miteinander zu vermischen.
Man muss sich das so vorstellen wie bei einer Erkältung, die unbehandelt zu einer Herzschwäche führen kann.

Interessant ist hier auf der Station auch, dass ich nicht der einzige mit dieser Problematik bin.
Viele andere Betroffene beschreiben auch ein Gefühl der Lehre und das der Alkohol eine Art Ersatz für sie ist.
Mittlerweile habe ich auch eine Selbsthilfegruppe gefunden, die mir gleich zu Anhieb sympathisch war, da dort auch Themen wie Doppeldiagnose Depression/ Alkohol und Mobbing angesprochen wurden.
Interessanterweise höre ich in der letzten Zeit von Mobbing gegenüber Männern und immer wieder zeigt sich, dass das nicht ernst genommen wird.
Mobbing ist halt nur was für Mädchen.
Die Selbsthilfegruppe habe ich mir nach dem Credo der Erreichbarkeit ausgesucht, damit ich keinen Grund zum mogeln habe, gleichzeitig ist sie in einer sozialen Einrichtung ansässig, die mir bekannt und vertraut ist, das ist bei meiner Macke schon mal ein riesiger Vorteil.
Es handelt sich um eine Gruppe des VAL, was jetzt nichts zu heißen hat, eine andere Organisation, die mir nahe gebracht wurde sind Narcotics Anonymos.
Mit der Selbsthilfegruppe allein ist es nicht getan, gleichzeitig organisiere ich mir parallel zur klinischen Versorgung noch mit Unterstützung meiner Familie einen Nervenarzt und einen Psychotherapeuten.
Das alles wird dann zusammen mit meinen Happymakern (Mirtazapin um genau zu sein) zu einem Gesamtpaket geschnürt, dass meine perspektivische Gesundung zum Ziel hat.
Wie lange es jedoch dauert bis ich wieder ohne all das klar komme, das kann keiner sagen.

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