Depression ist normalerweise nichts weiter als aus Angst
unterdrückte Wut und unterdrückte Trauer.
Ich liebe dieses Zitat.
Ich möchte es im Arm halten, küssen, heiraten und mit ihm lauter
neue Zitate aufziehen, weil es den Kern der Sache so wundervoll
trifft.
Man versucht etwas in sich selber zu unterdrücken, weil einem
beigebracht wurde, dass man nichts wert ist.
Da ist etwas in einem drin, das einem Angst macht, also schließt man
es weg, nur ist es dann immer noch da.
Immer wieder bricht es sich seine Bahn in Form von Heulkrämpfen, von
denen man nicht weiß woher sie eigentlich kommen.
Wie ein nie versiegender Brunnen kommen immer wieder neue Gedanken
auf die man keine Lust hat in einer Intensität, die einem Angst vor
einem Selbst macht und alle seelische Kraft wird darauf verwendet
seine Gefühlswelt zu unterdrücken, bis man schließlich wie Mr.
Spock auf die Frage „Wie fühlen sie sich?“ nicht mehr antworten
kann.
Das Perfide an einer depressiven Phase ist, dass man den Anfang und
das Ende nicht mitbekommt, weil es dafür keine klaren Punkte gibt.
Ein Schatten schleicht sich langsam heran und umschlingt schließlich
in Form einer Wolke den Geist.
Ein sehr schönes Bild liefert hierfür die „Unendliche Geschichte“
in der das treue Pferd Artax vom Held Atreju sich in den „Sümpfen
der Traurigkeit weigert weiter zu gehen und schließlich versinkt.
Genau so ist es mit der Depression.
Wenn ich jetzt hier die ganze Zeit über meine Krankheit schreibe,
möchte ich hier darauf hinweisen, dass es sich bei mir um eine
depressive Phase handelt und nicht um eine chronische Depression.
Das sind zwei unterschiedliche Krankheitsbilder, wobei man allerdings
davon ausgehen kann, dass sich eine depressive Phase chronifizieren
kann, wenn da nicht gegen gesteuert wird.
Wie schon erwähnt, wirkt Alkohol, genauso wie andere Drogen, hier
als Katalysator.
Obwohl meine Gesundung noch ein langer Weg sein wird, habe ich zum
Glück keine chronische Depression.
Aus meinem beruflichen Erfahrungsschatz weiß ich wie so etwas
aussieht und sich äußert und es wäre respektlos gegenüber den
Betroffenen zwei Krankheiten, die sich zwar ähnlich sind, aber sich
doch unterschiedlich äußern miteinander zu vermischen.
Man muss sich das so vorstellen wie bei einer Erkältung, die
unbehandelt zu einer Herzschwäche führen kann.
Interessant ist hier auf der Station auch, dass ich nicht der einzige
mit dieser Problematik bin.
Viele andere Betroffene beschreiben auch ein Gefühl der Lehre und
das der Alkohol eine Art Ersatz für sie ist.
Mittlerweile habe ich auch eine Selbsthilfegruppe gefunden, die mir
gleich zu Anhieb sympathisch war, da dort auch Themen wie
Doppeldiagnose Depression/ Alkohol und Mobbing angesprochen wurden.
Interessanterweise höre ich in der letzten Zeit von Mobbing
gegenüber Männern und immer wieder zeigt sich, dass das nicht ernst
genommen wird.
Mobbing ist halt nur was für Mädchen.
Die Selbsthilfegruppe habe ich mir nach dem Credo der Erreichbarkeit
ausgesucht, damit ich keinen Grund zum mogeln habe, gleichzeitig ist
sie in einer sozialen Einrichtung ansässig, die mir bekannt und
vertraut ist, das ist bei meiner Macke schon mal ein riesiger
Vorteil.
Es handelt sich um eine Gruppe des VAL, was jetzt nichts zu heißen
hat, eine andere Organisation, die mir nahe gebracht wurde sind
Narcotics Anonymos.
Mit der Selbsthilfegruppe allein ist es nicht getan, gleichzeitig
organisiere ich mir parallel zur klinischen Versorgung noch mit
Unterstützung meiner Familie einen Nervenarzt und einen
Psychotherapeuten.
Das alles wird dann zusammen mit meinen Happymakern (Mirtazapin um
genau zu sein) zu einem Gesamtpaket geschnürt, dass meine
perspektivische Gesundung zum Ziel hat.
Wie lange es jedoch dauert bis ich wieder ohne all das klar komme,
das kann keiner sagen.
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