Samstag, 3. Januar 2015

Rusalka

Ein Seemann tat eine Rusalka begehren,
Doch die Rusalka tat sich ihm erwehren.
Hier fängt das Grauen an.

Rusalka war so jung und zart.
Rusalka hatte bezaubernde Art
Das Mondeslicht für sie verharrt.
Ein jeder war in Rusalka vernarrt

Am Ufer hatte Seemann Rusalka entdeckt
Hielt sich mit Sträuchern klug bedeckt
War sonst kein kluger Mann

Der Seemann war noch jung und wild
Seinen Durst hatte er mit Wein gestillt
Und ward so voller Tatendrang

Mit den Augen begann er Rusalka verzehren
Verzehren tat ihn das wilde Begehren
Es erwuchs ein harter Zwang.

Seemann trat aus dem Strauch heraus
Rusalka packte ein kalter Graus
Rusalka wollte schnell nach Haus.
Doch Seemann zog sie aus dem Fluss heraus.

Ohne großes Federlesen
legte er sich auf das verspielte Wesen
Und genoss mit ihr seinen Spaß

„Du dummer Tor lass ab von mir,
Nichts bringen wird dir deine Gier,
Du handelst gegen den König des Nass.“

Mit treten, beißen, schreien,
Versuchte sie sich zu befreien,
Verfluchte ihn gar fürchterlich.

„Du störrisch Weib,
Schön unten bleib,
Was kümmert dich dein König.“

Als Rusalka nicht ruhig blieb,
Der Seemann mit einem Stein sie hieb
Bis sie dann still und starr

Rusalka, Rusalka, armes Kind
Deine Heimat die Flüsse sind
Du hast immer getanzt so geschwind
Das man davon wurde blind

Rusalka zu silber Wasser zerfloss,
Welches sich zurück in den Fluss ergoss,
Schaudernd sah es der Seenarr.

Durch Gestrüpp und über Torf,
Stolpert der Unhold zum Küstendorf
Schaut keine Seele an.

Rusalkas silberne Seele
Floß zurück ins Meere
Sorgt dort für Kriegsgeheul.

Als die Seele aufgefangen war
Wurde ein jedem sehr schnell klar
Sie mussten zu Gevatter Wodjanoi.

Wodjanik, alt und laut,
der den Menschen niemals traut
Ihre frechen Kinder haut
Und so manchen Damm abbaut.

Als der Wodnik von Rusalka erfahren,
Packt ihn ein gar grässlich Gebahren
Auf das das Wasser Wellen schlägt.

„Das kann, das soll, das darf nicht sein
Unseren Preis fordern wir ein.
Diese Schande niemand trägt.“

Rusalkas Schwestern, Rusalki,
erhoben ihre Stimmen wie noch nie.
Und sangen laut im Chor.

„Das darf, das soll, das kann nicht sein,
Die Schuld, die treiben wir uns ein,
Und holen uns den Tor.“

Nixen, Nöck und auch Vila,
Schwammen an von fern und nah.
Ein jeder laut durchs Wasser schreit.

„Das darf, das kann, das soll nicht sein,
Wer bringt uns nur solch schlimme Pein
Das ist mehr als Frechheit.“

Rusalki schön und fein,
Nöck, bös und gemein,
Nixen und Vila, scharf und rein,
Stimmten sich zum Kampfe ein.

Vereinigt und zusammen,
Sie zur Küste schwammen.
Getrieben von kaltem Verlangen

Ein jeder war eisern stille,
Es trieb sie der tiefe Wille,
um an die Küste zu gelangen

Vor der Küste des Dorfes, des schändlichen Tor
Reckten sie aus dem Wasser die Hälse empor.
Um zu verlauten ihre Klage.

„Eine von uns wurde umgebracht,
Wir fordern, dass man uns den Täter vermacht,
Und zu uns ins Wasser trage.

Im Dorfe brannte trotz Nacht noch Licht
Doch laute Stimmen hörte man nicht
So als wollte man sich nicht lassen stören.

Nach dem zweiten Tage,
Erschallte vom Wasser wieder die Klage
Weit hinauf konnte man sie hören.

„Eine von uns wurde genommen.
Wir wollen unser recht bekommen.
Bringt hervor den elenden Frevler.

Aus dem Dorfe kreideweiß,
Trat hervor der fette Schultheiß,
ein gar übler Redner.

„Täter gibt es hier keinen
Euer Recht können wir nur verneinen.
Lasst ab von eurer Klage.

Hier wohnen nur brave Leute
Die Ruhe wollen vor eurer Meute.
Ihr seid nur eine Plage.“

Und es kam die dritte Nacht,
Das Wasservolk näherte sich mit Bedacht.
Und erinnerte an die Schuld.

„Dorfbewohner bringt heran,
euren schändlichen Seemann.
Wir verlieren die Geduld.“

Aus dem Dorfe kam hervor,
Der alte, greise Pastor.
Mit seinem großen Gotteswort.

„Schert euch fort, ihr Kreaturen
Vor Gott werdet ihr wohl spuren
Verschont diesen frommen Ort.“

Dorf, oh Dorf was machst du nur?
Warum stellst du dich so stur?
Des Wassers Klage ist klar und pur.
Es ist nur echt in seinem Aufruhr.

Und alle Wasserwesen wandten sich mit Geheul,
An ihren Gevatter, den Wodjanoi
Auf das er sie gar führe.

„Gevatter, Gevatter, führ' unsere Hand
Wie kommen wir ans trockene Land?
Auf das unser Fuß den Sand berühre.

Doch der fette grüne Vodnik
Würdigte ihnen keinen Blick
Er schaute hinauf aufs Meer.

Mit seinem breiten, großen Mund
tat er alte Worte kund
Deren Gebrauch schon lange war her.

„Regnaduhter, Wulknaleiba
Schau was hier geschah
Mit unserem geliebten Kind

Drei mal erhoben wir die Klage
Und wurden genannt nur Plage
Hilf uns Duhter di Wint.“

Und vom Meere, schwer und gräulich,
Kam der Nebel, groß und gefährlich.
Vom Wasser aufs Land er schlich
War feuchte Luft, ganz in sich.

Und aus dem nassen Meer heraus
erhob sich des Dorfes kalter Graus
Um sich seinen Preis zu holen.

Für die Schand
Begangen am Land
Für die Rusalka, die gestohlen.

Erfüllt von kalter Stille,
herrschte ein schrecklicher Wille.
Das Grauen nahm seinen Lauf.

Ein Grauen ganz ohne Blutgießen
das tat den Schutz vom Nebel genießen
und niemand hielt es auf

„Genommen habt ihr unser Kind,
Die euren nun die unseren sind
Egal wie lieb und teuer.

Und aus jedem Haus,
trugen sie die Kinder raus
Die schreien ungeheuer.

Mit den Kindern in der feuchten Hand,
Das Wasservolk im Meer verschwand.
Das Grauen war vollbracht.

Und als der nächste Morgen kam.
Verlor das Dorf die falsche Scham,
und der Seemann wurde umgebracht.

Greiser Pastor und fetter Schultheiß,
Machten sich fort auf des Dorfes Geheiß
Für ihre falschen Worte.

Die Trauer war tief und schwer,
Sie hatten keine Kinder mehr
Die hausten nun am feuchten Orte.

Rusalka, Rusalka, zart und fein,
Deine Heimat sind die Gewässer, rein,
Du bist des Vodniks Kindelein
Für dich tut er nach dem Nebel schrein.

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