Montag, 5. März 2012

Brief von der Front

Liebe Susan
Ich versuche dir so oft zu schreiben wie es geht, doch Papier ist rar, dasselbe gilt für Tinte.
Der Kommunikationsoffizier kontrolliert regelmäßig.

Es gibt nicht viel zu erzählen. Der Kampf kommt schleppend voran.
Wir halten die Dänen in Schach und sie uns.
Sie attackieren uns mit ihren Druckkanonen, wir kontern mit unseren Schallbomben.
Keine Strahlung. Keine Verschmutzung durch Schießpulver, das Wasser muss rein bleiben.
Dass Schall einen Menschen verletzen oder töten kann hätte ich mir nie vorstellen können, aber ich habe es gesehen.
Es ist beängstigend zu wissen, dass die selbe Kraft die meine Stimme weiterträgt und Musik transportiert ab einer gewissen Stärke Menschen zerfetzt.
Unsere Toilettengänge sind streng reguliert und sind räumlich eingegrenzt.
Das führt dazu dass unser Gegner weiß wo wir einen ablassen und andersherum.
Deswegen kann keiner von uns mal eben alleine auf das sogenannte stille Örtchen gehen kann.
Wenn doch, dann findet man ihn oder sie mit einer Plastiktüte über dem Kopf und mit Panzerband gefesselt in der Pampa.
Wenn es einen von uns erwischt revanchieren wir uns. Alles in Nacht und Nebel.
Wir pirschen uns heran ohne einen Mucks zu machen.
Wenn wir nicht entdeckt werden wollen werden wir nicht entdeckt. Und wer unser Ziel ist hat kein leichtes Spiel und ein unschönes Ende
Es macht keinen Spaß, es ist nicht nett, aber so ist das Spiel was wir spielen.
Alle zwei Wochen duschen wir mit Waschnüssen. Wer es wagt sich zwischendurch mal richtig zu waschen ist als Badehure verschrien und wird um den Block gejagt.
Ich will dir das alles gar nicht erzählen. Es ist nur schwer den Kopf von all dem frei zu kriegen. Die Musik die du mir gesendet hast höre ich so oft ich kann, nur leider ist der Strom strikt eingeteilt.
Wir hören hier viele Schallplatten auf einem alten Spielgerät, was man ankurbeln muss. Die Musik ist alt und verkratzt und aus einer anderen Zeit und gerade deswegen genießen wir sie.
Markus ist der Typ der sich zu meinem besten Kumpel entwickelt hat.
Die anderen ziehen uns damit auf, dass wir Zwillinge seien.
Dabei ist er ein Kopf kleiner als ich und regt sich über die belanglosesten Dinge auf.
Der elende Hund ist ein verrückter Bastard mit einem messerscharfen Verstand.
Davon bin ich gerne Zwilling.
Es muss hier einmal wunderschön gewesen sein.
Reste der Wälder lassen die vergangene Schönheit erahnen.
Das was hier noch übrig ist erinnert einen an die Wälder wie wir sie aus Geschichten und Märchen kennen.
Hier hätte ich mir gerne als Kind ein Baumhaus gebaut in dem ich mich mit meinen Freunden versteckt hätte um Pläne zu schmieden.
Manchmal gibt es Momente wo das alles einen Sinn ergibt. Warum wir hier auf dieser riesigen Insel sind.
Es geht um das Nass, wie wir es nennen.
Wir brauchen es klar und sauber wie möglich.
Wenn wir es nicht kriegen verdursten unsere Leute zuhause und können die Felder nicht bestellen.
Das muss man sich immer wieder klar machen um nicht den Verstand zu verlieren.
Ich habe eine kleine Flasche Wasser für dich zur Seite schaffen können. Es sind nur ein paar Tropfen, aber es ist von den Gletschern. Das klarste und frischeste Nass was du je finden wirst.
Es liegt in einer unzerbrechlichen Flasche unter meinem Kissen.
Du bist das einzig Gute in meinen Gedanken.
In Liebe
Thomas

Launing
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