Alkohol
macht dumm und gleichgültig.
Kapier
ich nicht ist mir auch egal
Für
die ersten Tage wird mir Bettruhe verordnet.
Keine
Ahnung was das sein soll, wahrscheinlich soll man aufpassen, dass das
Bett ruhig steht.
Die
Wochen vor meiner Einweisung in die Klinik bin ich jeden Tag 20
Kilometer gelaufen um mich irgendwie zu beschäftigen.
Einmal
zur Wohnung und in einem Raum Staub wischen und wieder zurück. Es
sind minimale Ziele, aber wenigstens sind es Ziele die ich erreichen
kann.
Rauchen
gehe ich auf eigene Gefahr, da es beim Entzug zu Krampfanfällen
kommen kann.
Ich
habe keine Krampfanfälle und tiger auf und ab.
In
der ersten Nacht schlafe ich ohne Alkohol erlöst durch, genauso wie
den folgenden Tag.
Überhaupt
schlafe ich sehr viel im Moment.
Das
bekannte Muster tritt wieder in der zweiten Nacht auf und mein Kopf
gibt keine Ruhe.
Meine
Gedanken beißen sich fest und lassen sich nicht mehr steuern.
„Grübeln“,
nannte das die Ärztin im Aufnahmegespräch. Die Art wie ich
behandelt wurde bezeichnete sie herrlich sachlich als Mobbing.
Am
dritten Tag kann ich endlich für eine halbe Stunde raus und verlaufe
mich praktischerweise zum nächsten Supermarkt da ich mir ein
Sportgetränk holen will.
Meine
innere Unruhe kotzt mich an und ich will sie in irgendwas umsetzen.
Im
Flur der Station steht ein sogenannter Ergomat, auf dem ich mich
auspowern will.
Auf
der Suche nach dem gewünschten Getränk komme ich an Bier, Schnaps
und Wein vorbei und verspüre weder Saufdruck, noch irgendein anderes
Verlangen mir das Zeug zu kaufen oder rein zu kippen.
Ekel
passt eher.
Ich
habe mich mit diesem Dreck betäubt um schlafen zu können und am
Ende hat es nichts geholfen.
Selber
habe ich immer gepredigt, man solle nicht aus Frust oder Trauer
trinken und überhaupt nur zu bestimmten Anlässen und bin dann am
Ende selber in diese Falle getappt.
Am
selben Tag findet ein Jubiläum statt, was quasi ein Klassentreffen
darstellt und eine Menge enger Freunde werden da sein.
Da
ich nach der Hochzeit einer engen Freundin zuhause einen Heulkrampf
bekommen habe ist es unterm Strich besser, dass ich jetzt in der
Klinik bin.
Ich
bin umgeben von Leuten, die das alles schon mehrmals hinter sich
hatten, manche sogar mehrmals im Jahr.
Einer
ist jünger als meine Eltern und sieht knapp zehn Jahre älter aus.
Nachdem
ich kurz von meinem Beruf erzähle, fragt er mich nach meiner
Visitenkarte. Muss am Jackett liegen.
Der
Kandidat sucht sich immer neue Ausreden, wenn etwas von ihm erwartet
wird und pickt sich sonst die Rosinen aus dem Kuchen.
Das
Verhalten kenne ich ja jetzt zur Genüge und wahrscheinlich habe ich
es mit der Muttermilch aufgesogen, dass ich diese Art und Weise zum
kotzen finde.
Ein
anderer möchte immer als erster ran kommen.
Man
kann hier nicht alle über einen Kamm scheren und so mischen sich
unter diejenigen die gut zurecht kommen erwachsene Kinder.
Mein
Zimmergenosse ist wegen Canabis hier und erzählt stolz, dass er
schon zwei Wochen Entzug durchgestanden hat. Er redet auch manchmal
im Schlaf.
Von
seinen Ausflügen kommt er mit Sonnenbrille zurück, trinkt dann sehr
viel und legt sich ins Bett.
Eine
Freundin ermahnt mich, dass ich doch bitte nicht auf Arbeit bin.
Überhaupt
erhalte ich viele Glückwünsche, die ich alle sachlich wahrnehme.
Ich
soll mich erholen, man ist für mich da, man denkt an mich und alles
wird gut.
Am
fünften Tag gratuliert mir die Oberärztin bei meiner ersten Visite,
dass ich den Entzug doch ganz gut gemeistert habe.
Darauf
weist sie eine Schwester darauf hin, dass ich noch keine Woche da
bin.
So
schlimm kann das Blutbild also nicht sein.
Immer
wieder werde ich gefragt wie es mir geht und ich kann diese Frage
nicht beantworten.
Körperlich
bin ich leistungsfähig, aber sonst bin ich leer und unsortiert und
kann meine Energien nicht anzapfen.
Am
Abend des fünften Tages bekomme ich einen Heulkrampf und weiß nicht
warum.
Ich
habe mir immer wieder umsonst den Arsch für andere aufgerissen und
das rächt sich jetzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen