Montag, 16. September 2013

Im Ring des Grauens: Klopf auf Holz

 Eintönig, kalt und fordernd um tosten sie die fremden Winde des Asteroiden im Nirgendwo.
Das gestrandete Schiff hinter sich lassend machten sie sich auf den Weg zum Kern.
Schnarrend und durchdringend begleitete sie die Hydraulik in ihren Anzügen auf ihrem Marsch.
Ein immer wieder kehrendes Surren, Klicken und Einrasten, Schritt für Schritt.
Der dünne Mikel hatte nichts anderes zu bieten als dreckige Witze.
Sein Verhalten und seine Statur entlarvten ihn als den jüngsten der Mission.
Er hatte seinen ersten Zehner noch nicht voll.
Auf dem grau schwarzen Boden, mit seinem ewig gleichen grau schwarzen Sand, in der grau schwarzen Luft; bewegten sie sich in ihren grau schwarzen Anzügen unter einem grau schwarzen Himmel auf einen grau schwarzen Horizont zu
Klara spielte mit ihren mehr als voluminösen Fingern auf ihrem mobilen Handheld herum.
Sie hatte ihren ersten Zehner schon voll.
Wahrscheinlich war sie schon bei ihrem fünften.
Aber sie war wine kleine Technikerin, die außerhalb des Maschinenraums nicht wusste wie man gerade aus zu blicken hatte.
Mit nüchterner Sorge warf Ella ihrem großen Kapitän Robert von Zeit zu Zeit einen sorgenvollen Blick zu.
Er war aus dem selben Grund wie sie auf dieser Bergungsmission.
Die Brücke, das Hirn von dem Schiff, dass sie sentimental Anton nannten, hatte versagt.
Nicht zu schnell und nicht zu langsam bewegten sie sich in die vorgegebene Richtung, wo sich der Kern des Schiffs befinden sollte.
Kleine Steine prasselten auf ihre Visiere.
Größere Steine säumten ihren Weg.
Der Wind war hart und unnachgiebig.
Trotz der Hydraulik war jeder Schritt ein kleiner Kampf.
Auf dem Boden waren Muster der Gesteinsbrocken zu sehen, die über Tage, Wochen, Monate und Jahre vom in jede erdenkliche Richtung getrieben wurden.
Wie Gletscher die sich ihren Weg durch die Berge bahnten.
„In sechs Stunden sind wir da.“
Metallisch hallte Klaras Stimme durch die Kommunikation.
Kurz verlangsamte sich der Marsch.
Die verspiegelten Visiere der Anzüge ließen keinen Blickkontakt zu.
Robert drehte seinen Kopf in Klaras Richtung.
„Wie bitte?“
Seine Stimme hatte den selben widerlichen metallischen Klang und doch war da die Mischung aus Zweifel und Hoffnung.
„Ist doch ganz einfach: Wir sind hier sonst wo und der Sprung hat die Elektronik gestört. Dieses Ding auf dem wir sind ist von andern Dingern umgeben. Also lauter lustige Gravitationsfelder. Dauert halt bis man sich drauf eingestellt hat. In sechs Stunden sind wir da.“
Klara war ruhig und sachlich.
Sie las schlicht und ergreifend das vor, was ihr ihre Statistiken vorgaben.
Es war vollkommen unwichtig, ob ihre Umgebung der Maschinenraum oder ein Stein im Nichts war.
Das einzige was für sie zählte waren die Zahlen.
Mikel stieß einen kleinen Jubelschrei aus
Es war besser als erwartet.
Ella war lange genug bei der Raumfahrt um zu wissen, dass alles gute doppelt negativ vergolten wurde.
Trotzdem zwang sie sich zu einer positiven Äußerung und streckte ihre Faust triumphierend in die Luft.
Auf den aufgetürmten Haufen Scheiße in dem sie alle steckten, schien einmal kurz die Sonne.
Das war doch ein klarer Grund zur Freude.
Wenn man in einem dunklen Keller eingesperrt war, war selbst die Illusion des Lichts besser als nichts.

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