Freitag, 6. September 2013

Axel Stone: Eine kleine Jagd

Mein Name ist Axel Stone.
Zusammen mit meinen Partner Belinda Peach und Ernest Alder räume ich den Dreck auf den die interstellare Union hinterlässt.
Zum Beispiel Zellhaufen.
Schöne selbst gemachte Zellhaufen.
Die herum laufen und sprechen.
Gottverdammte Klone.
Ein Hoch auf die Wissenschaft.
Nieder mit dem Sex.
Weg mit Schwangerschaft und Geburt.
Her mit den perfekt Gezüchteten.
Ohne Mutter, ohne Vater.
Nur ewig gleiche Geschwister.
Kein eigener Gedanke.
Wenn sie denken, kommen wir.
Wir sind die Bluthunde.
Linda sieht es nicht.
Alder ist es egal.
Vielleicht ist es anders herum.
Ich liebe Russland.
Weit, flach, klare Sicht.
Mein Ziel ist vor mir.
Mein Magazin ist voll.
Kein Schuss wird verschwendet.
Und ich liebe die Jagd.

Weiß Stone was genau wir verfolgen?
Hat er sich den Auftrag durchgelesen?
Kann Stone überhaupt lesen?
Wenn, dann blendet er diese Eigenschaft genauso konsequent aus wie die Tradition dem Einsatzleiter bei Besprechung zuzuhören.
Wieder und wieder ist Alder den Plan durchgegangen.
Wahrscheinlich wusste er schon im Shuttle was passieren würde.
Die Anweisungen waren klar.
Die Vorhut übernimmt Alder.
Dann würde ich folgen.
Stone würde uns Rückendeckung geben.
Wer stürmt los, sobald wir unsere Ausrüstung angelegt haben?
Der gottverdammte Axel Stone.
Alder gab nur ein Seufzen von sich und spurtete unserem tumben Kraftpaket hinterher.
Mir blieb nichts anderes übrig als den beiden Idioten zu folgen.
Eigentlich war es auch nicht verwunderlich.
Stone war immer unsere Vorhut.
Er ist alles andere als gedanklich flexibel.
Das einzige was man ihm vorwerfen konnte, war, dass er sich auf seine einstudierten Reflexe verließ.
Stone dürfte gar nicht hier sein.
Es gab noch andere Einheiten für solche Einsätze.
Irgendein Vollidiot vor seinem Bildschirm auf dem Mond hatte hier ganz große Scheiße verzapft.
Ich stürze ihm nach und Alder macht sich auf seinen Weg.
Stone ist links und Alder rechts von mir.
Aber das ist nicht wichtig.
Den gezüchteten Fleischklumpen links vor mir habe ich zu erwischen um das Schlimmste abzuwenden.
Meine Füße stoßen mich vom Boden ab.
Ich muss vor Stone am Ziel sein.

Es ist im Prinzip ganz einfach.
Aus einem dreijährigen Kind kann ich ein dreijähriges Kind züchten.
Aus einem zwanzigjährigen einen zwanzigjährigen.
Und so weiter und so fort.
Aufgrund der Replikation verhält sich die Lebenserwartung des Produkts proportional zum jeweiligen Energieaufwand der Replikation und der verbliebenen Lebenserwartung.
Im allgemeinen wird hier von der „Dreier- Regel“ gesprochen.
Jeder Klon, Replikant, Gezüchteter oder wie man sie auch nennen mag hat noch ein drittel der durchschnittlichen Lebenserwartung vor sich.
Egal was der Volksmund glauben mag, niemand wird hundert Jahre alt.
Natürlich gibt es Ausnahmen.
Neunzig ist näher an der Wahrheit dran.
Also wird der dreijährige im Durchschnitt 29 und der zwanzigjährige 23.
Eine grausame und klare Rechnung.
Natürlich kann man versuchen die DNS zu verändern, indem man ihr Eiweiß entzieht oder ihr neues zusetzt.
Man kann auch versuchen, das Eiweiß mit Strahlung oder Zusatzstoffen zu verändern.
Die Resultate sind dabei jedoch eher unappetitlich und verschaffen den mentalen Korrektoren gute Arbeit.
Die Geheimnisse der DNS sind tief wie die See und unendlich wie das All.
Also geht man auf Nummer sicher und sucht sich Vorlagen.
Schablonen, wenn man so will.
Da waren wir also.
Stone peilte das Ziel von Südwesten an.
Ich näherte mich ihm von Südosten
Peach bahnte sich ihren Weg vom Süden her.
Nichts lief wie geplant, aber alles wie erwartet.
Ich hätte es besser wissen müssen.
Hab ich auch.
Aber der Einsatz ließ mir keine andere Wahl.
Der Tag an dem Stone abwartet, ist der Tag an dem ich das Zölibat ablege.
Also folgt der theoretischen Taktik, die adaptive.
Stone ist der Wolf.
Peach die Lokomotive.
Ich bin der Jagdflieger.
Instinkt.
Ausdauer.
Logik.
Unser tumber Geselle wird seine Beute verfolgen, genauso wie sie ihm es vorgibt.
Er wird jedem Haken folgen, vielleicht den ein oder anderen ausweichen um sich überlegen zu fühlen, aber nichtsdestotrotz wird er ihr hinterher hecheln wie ein Wolf auf der Jagd.
Die trockene Dame wird sich in ihrem Frust einfach ihren Weg durch die Landschaft bahnen.
Links und rechts wird sie ihre männlichen Begleiter im Auge behalten und sie dabei auf höchst kreative Art und Weise verfluchen.
Meine Aufgabe war es in einer möglichst klaren Kurve am angenommenen gemeinsamen Ziel anzukommen.
Also alles wie immer.
Vom Ablauf her ein ganz normaler Einsatz.
Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre.
Wenn Stone den Replikanten vor uns erreichen würde, hätten wir ein ernsthaftes Problem.
Es kam wie es kommen musste.
Stone hatte unsere Beute vor uns erreicht.
Dass es sich dabei um seinen eigenen Klon handelte schien ihn nicht zu stören.
Peach war schon da und hielt ihre Waffe fest in der Hand.
Ich tat es ihr nach.

Was?
Du wagst es?
Ich bin ich.
Du bist nicht ich.
Stirb.

Mögen das kalte Hirn und die heißen Muskeln verdammt sein.
Ich war zu spät.
Alder war zu spät.
Dabei hatte ich Stone überholt.
Nur hatte er dummerweise den Replikanten vor mir erwischt.
Krachend kamen sie mir vor die Augen gerollt.
Vor uns im russischen Gras schlugen sich zwei Stones die Köpfe ein.
Natürlich hatten sie sich Stone als genetische Vorlage genommen.
Wer wäre besser als Kampfeinheit geeignet.
Tumb, stark und angriffslustig.
Und natürlich kämpften beide mit freiem Oberkörper.
Warum sollten wir auch einen Ansatz brauchen um die beiden unterscheiden zu können?
Mit gezückten Waffen standen Alder und ich vor dem Debakel.
Hand packt Kehle.
Faust trifft Leber.
Arm wird verdreht.
Gesicht landet auf Sand.
Ein Stone steht aufrecht im Gras.
Der andere Stone sinkt tot zu Boden.
Meiner inneren Stimme folgend lasse ich meine Waffe senken und schicke einen Fluch zum Mond.
Dann zeigt Axel dieses Grinsen und Alder lässt auch seine Waffe sinken.
Mit seinen wilden Augen schaut er zuerst auf seinen Klon und dann zu uns.
Er hat sich selbst besiegt.
Stone ist und bleibt berechenbar.
Und genau dafür ich im Moment dankbar.



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