Montag, 9. September 2013

Im Ring des Grauens: Fußvolk

Fauchend bahnte sich die Sonde ihren Weg in die Umlaufbahn.
Es war eine Standardprozedur.
Klares, kaltes Protokoll.
Aber es lag so viel Hoffnung darin.
Ein kleiner Brotkrumen in den weiten des unbekannten Alls um sich zu orientieren.Irgendjemand da draußen musste die verlorenen Signale auffangen.
Die bange Frage war, wann und wen die Signale erreichten.
Ella und Robert verliefen sich im All.
Dort war es finster und ach so bitter kalt.
Der große Kapitän stand wie immer mit unbewegter Mine neben ihr.
Seine tiefen braunen Augen folgen der Sonde.
Hatte er überhaupt irgendeine Hoffnung auf Rettung?
Wenn, dann würde er sie nicht mitteilen.
Schweigend betrachtete die Bergungsmannschaft den Aufstieg der Sonde.
Von der Spinne bekamen sie einen kleinen Jungen.
Sein Name war Mikel und er konnte nicht aufhören zu reden.
Der dreckige Drachen schickte ihnen das was sie entbehren konnte.
Eine klobige Frau mit einem tumben Lächeln und dem Namen Klara.
Ella stand auf einem windigen Brocken weit von der Heimat und wusste nicht was sie von der Unterstützung halten sollte.
Die Sonde verschwand im Dunkel des Alls und mit ihr jeder Zorn.
War sie auf der Brücke noch ein Ausbund von Zorn, Nervosität und Angst gewesen, so war sie nun ruhig wie die endlose schwarze See.
Die Frage nach der Schuld blieb bestehen.
Es hätte eines sanften Schlenkers bedurft um dem winzigen Meteorit auszuweichen.
Nur hatten sie ihn zu spät bemerkt und dann zu hart reagiert.
Trägheit ist wahrlich eine Todsünde, hörte sie eine alte Stimme vorwurfsvoll in ihrem Kopf schnarren.
Und Hochmut ist immer noch des Teufels liebste Sünde, vervollständigte sie den Satz.
Dieser Hochmut hatte sie dazu verleitet sich der Bergung anzuschließen und die Brücke dem stillen Garfield zu überlassen.
Sie traute dem Garfield mit den Katzenaugen nicht.
Der große Kapitän mochte seine Ausbrüche haben.
Der Spinnendoktor seinen Stolz.
Bonnie ihre Ungeduld.
Garfield aber zeigte keinen Ärger, keine Freude, keine Emotionen.
Wer keine Emotionen hatte, war kein Lebewesen.
Mehr als einmal hatte sie sich überlegt, seinen Kopf mit den reflektierenden Augen einfach abzureißen, um zu sehen ob dann Kabel anstatt Fleisch aus seinem Hals zum Vorschein kommen.
Immer wieder tadelte sie sich selber für diese Gedanken.
Es gab keinen Grund Garfield zu misstrauen.
Wenn einer von ihnen stets wachsam war, dann war es Garfield.
Ein Brückenoffizier hatte immer wachsam zu sein.
Eine einfache Wahrheit und doch so schwierig.
Bitter erkannte sie ihren eigenen Neid.
Der Katzenäugige würde sich gründlich um das Schiff kümmern.
Daran bestand kein Zweifel.
Probleme würde es eher mit den anderen geben.
Am ehesten mit Bonnie, dem ersten Maat, die den ersten Steuermann genauso misstraute wie Ella.
Oft genug hatten sie sich bei einem abendlichen Bier den Mund über ihn zerrissen.
Der Brocken auf dem sie niedergegangen waren bestand aus Stein, Sand und Wind.
Dumpf hallte ihr Atem im Helm wieder und bildete kurze, vergängliche Kondensstreifen an der Sichtscheibe.
Der Wind verstreute den Sand in kleinen Wirbeln im Nichts, während die Gesteinsbrocken unbeeindruckt in ihren zufälligen Mustern auf dem Boden ruhten.
Sie kontrollierten noch einmal gegenseitig ihre Ausrüstung und setzten sich dann auf ein Zeichen vom großen Kapitän Robert in Bewegung.

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