Montag, 28. Mai 2012

Freundschaft

Freundschaft ist das höchste Gut heißt es.
Echte Freunde halten zusammen und opfern sich füreinander auf.
Ich werde ins Gefängnis gehen weil ich meinen besten Freund erschossen habe.
Der Tot war das kleinere Übel für ihn.
Ich werde entweder in das Gefängnis gehen oder mit einem Bonus befördert.
Was sie ihm angetan hätten wäre tausendmal schlimmer als der Tod gewesen.
Das war ihm selber klar geworden als er seinen Fehler beging. Als er selber abdrückte und das arme Mädchen tötete.
Und ihm war auch klar was ich tun würde.
Deshalb versuchte er zu fliehen. Aber ich war schon immer schneller als er gewesen.
Ich würde gerne behaupten, dass mein Freund ein netter Mann gewesen war.
Die Art von Polizist die man sich wünscht.
Nett, offen, hilfsbereit.
Aber das war er nicht.
Er war ein grimmiges, rassistisches Egoschwein.
Und er war mein längster und bester Freund.
Wir wurden Freunde weil unsere Eltern Nachbarn waren.
Und alles was wir wollten war miteinander im Garten zu spielen .
Es hatte für immer zu dauern, das war unsere Erwartung, unsere Hoffnung.
Der Bruch kam als wir fünf waren.
Mein Gedankentest fiel positiv aus.
Während des Einstufungstest für die Schule mussten wir einen Sehtest absolvieren während Eletroden an unserem Kopf befestigt wurden.
Nachdem ich alles was mir gezeigt wurde erkennen konnte verbanden mir die Ärzte die Augen und ich musste den Raum schildern in dem ich mich befand.
Dann wurde ich mit Bällen beworfen. Die Augenbinde immer noch befestigt.
Sechs von zehn konnte ich fangen.
Dann folgte ein sehr ernstes Gespräch mit dem Chef von den Ärzten.
Er erklärte mir, dass ich begabt sei und besonderer Bildung bedurfte, weshalb ich nicht mit meinem Freund auf eine Schule gehen konnte
Er war noch nicht einmal latent.
Ich weiß noch ganz genau wie seine Eltern mich neidisch begutachteten als sei ich ein seltenes Sammlerstück.
Bei jedem Essen bei ihnen zu Hause wurde fortan jedes Mal gefragt wie denn meine Ausbildung lief.
Auf ihn wurde selten bis gar nicht eingegangen.
Wenn man sich das noch einmal anschaut ist es kein Wunder warum er diesen Hass auf meinesgleichen hegte.
Für seine Eltern war er nur zweite Wahl.
Mir gegenüber sagte er nie ein kritisches Wort, aber alle anderen die nur ansatzweise eine Begabung zu haben schienen waren für ihn der letzte Dreck.
Wir spielten weiter im Garten.
Entweder waren wir die hirnlosen Zombies von der Venus die mit ihren langen Armen alles und jeden einfingen oder die gruseligen Monster vom Jupiter, die sich von Steinen ernährten.
Wenn uns nichts Besseres einfiel waren wir die Spinner vom Mars.
Im Rückblick weiß man, dass man nur die Nachrichten von damals nachspielte.
Die Tischgespräche der Erwachsenen die man nicht verstand.
An unserem geheimen Plan hielten wir weiter fest.
Polizisten werden.
Egal wo.
Das war unser Traum und den ließen wir uns nicht kaputt machen.
Ich ging auf meine Schulen er auf seine.
Wir blieben Nachbarn und Freunde.
Er machte seine Bemerkungen, ich erduldete sie und verteidigte ihn wenn er zu weit ging.
Manchmal auch körperlich.
Schließlich machten wir beide unsere Abschlüsse.
Mit Bitten und Tricksen schafften wir es gemeinsam auf Streife eingesetzt zu werden.
Meine Vorgesetzten verstanden nicht warum ich mit meinen guten Zeugnissen eine so niedere Anstellung annahm.
Die Erklärung, dass es sich um meinen Kindheitstraum handelte nahmen sie skeptisch entgegen.
Es war eine ganz normale Vernehmung auf der Straße.
Etwas irritierte mich an der Frau und der Art wie sie immer wieder diese alte Münze durch ihre Hand gleiten ließ.
Hinzu kam dass ihre Erscheinung undeutlich zu sein schien.
Ein klares Indiz für eine Tarnvorrichtung oder eine Gedankenvernebelung.
Doch es war die Münze die mich gefangen nahm.
Ich musste dabei an einen alten Revolver denken und Kräutertee.
Wie ein Schlag traf mich die Erkenntnis.
Es war Laura.
Eine alte Studienkollegin die in mich damals verliebt war.
Sie war schon damals politisch aktiv und nun war sie anscheinend im telepathischen Untergrund gelandet.
Instinktiv ging ich einen Schritt zurück.
Laura schaut mir in die Augen und kurz teilten wir ein paar der wenigen Erinnerungen die wir aneinander hatten.
Kurz blitzten die Momente in der Bibliothek und auf den Partys auf.
Solche Situationen bedurften Verstärkung und besserer Kenntnis.
Der TU war als aggressiv und rachsüchtig bekannt.
Mein Freund warf mir einen verwunderten Blick zu.
Ich gab ihm zu verstehen womit wir es zu tun hatten.
Er verlor die Nerven und zückte seine Waffe.
Verängstigt schaute Laura ihm entgegen.
Nervös warf sie ihre Münze in die Luft.
Er drückte ab und traf sie direkt in den Kopf.
Kurz starrten wir auf den vor uns liegenden Körper um dessen Kopf sich die rote Soße sammelte.
Ich sah in seine Augen und er in meine.
Er wusste, was er getan hatte und was es für ihn bedeutete.
Und er kannte mich seit Jahren.
Der TU würde seiner habhaft werden und seine Gedankenwelt Stück für Stück auseinander nehmen und sie dann nach Gutdünken wieder zusammen bauen.
Mir waren Fälle bekannt und ich hatte ihm immer ausführlich davon erzählt. Ich hatte auch immer wert darauf gelegt zu betonen, dass der Tod eine bessere Alternative ist.
Also rannte er von mir davon und ich ihm hinterher.
Es gab keinen Ort wo er sich vor mir hätte verstecken konnte, dafür kannte ich seine gedankliche Signatur viel zu gut.
Durch die engen Straßen und Gassen folgte ich ihm, bis ich ihn schließlich stellte.
Panisch, mit verheulten Augen starrte er mich an.
Zum betteln um Gnade kam er nicht.
Ich zog meine Waffe und bewahrte ihm vor seinem Schicksal.
Dann erstatte ich Bericht und wartete auf die anderen Einheiten um mich in Gewahrsam zu nehmen.
Meine Vernehmung war zu Ende und sie stellten mich vor die Wahl.
Meine Noten und mein Führungszeugnis waren mehr als gut.
Ich konnte entweder ins Gefängnis oder in den Untergrund als Informant.
Mein Freund war tot und damit alle Träume meiner Kindheit.
Es war Zeit für etwas anderes.

Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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