Ich
hatte das Grundstück nachdem beide gestorben waren übernommen und
schwelgte während ich Laub harkte in Kindheitserinnerungen.
Alles
war sehr verwildert, die Beete von früher waren so gut wie gar nicht
mehr zu erkennen und die Blautannen, die mein Großvater vor
Jahrzehnten gepflanzt hatte hatten unmögliche Ausmaße angenommen.
Wenn man sie jedoch richtig beschneiden würde, konnte man sie zu
einem schönen schattigen Dach verwandeln.
Die
alten Holzfässer, die früher als Sitzgelegenheit beim Grillen
dienten standen eingesunken und halb vermodert herum und die
Eisenringe fielen ab.
Ich
hatte nicht viel Zeit, da ich die nächsten Wochen häufiger auf
Reisen war.
So
konnte mich in erster Linie nur auf das frei harken von den großen
Flächen konzentrieren ohne wirklich mit dem Umgraben und Pflanzen zu
beginnen.
Hier
und da stieß ich auf eine alte halb verrottete Plastikplane oder auf
irgendwelche verrostete Metallstangen die vor ewigen Zeiten mal als
Begrenzung für die Beete dienten.
Ich
fand sogar das alte Planschbecken verstaut hinter einem Baum in dem
wir als Kinder früher immer gespielt hatten.
Etwas
schwermütig verstaute ich schließlich die Geräte und machte mich
nach einem langen Blick über das Gelände auf den Weg zum Flughafen
um meinen wohlverdienten Urlaub anzutreten.
Als
ich nach einer Woche zurückkehrte erlebte ich eine Überraschung.
Über
einem Streifen der Wiese die ich frei geharkt hatte standen
kerzengerade Mannshohe Säulen artige Bäume.
Sie
waren stechend grün, mit einem leichten Flaum, mit kleinen Knospen
versehen und bereits mannshoch.
Sie
ähnelten entfernt der Kiwi, doch konnte ich mich nicht daran
erinnern, dass meine Großeltern jemals Kiwis in ihrem Garten hatten.
Ohne
wirklich zu helfen starrte mich der lose Kopf einer alten Puppe von
meiner Schwester aus dem mittlerweile nachgewachsenen Gras an.
Ich
ließ die neuen Pflanzen Pflanzen sein und konzentrierte mich darauf
die Beete anzulegen. Vielleicht kam bei den unbekannten Dingern ja
was nützliches heraus.
Beim
Umgraben fand ich allerhand was mich entweder schmunzeln oder grübeln
ließ.
So
war die Kombination von einem halb verrotteten Kondom und einem
Goldkettchen schon verwunderlich.
In
den kommenden Wochen nahm der Garten mehr und mehr an Gestalt an.
Besonders
widerspenstig zeigte sich die mittlerweile verwilderte Brombeere mit
ihren hartnäckigen Dornen die sich überall breitgemacht hatte.
Hinzu
kamen die Knallerbsensträucher die kein Ende zu nehmen schienen.
Die
neuen unbekannten Pflanzen spielten in meiner Wahrnehmung nur am
Rande eine Rolle.
Sie
breiteten sich nicht weiter aus, sondern standen wie zu Beginn in
Reihe und Glied in dem von ihnen besetzten Streifen des Gartens und
bildeten so einen angenehmen Raumteiler.
Mit
den Wochen entfalteten sie über ihren Knospen große runde Blätter
die nicht schlecht aussahen und die selbe satte grüne Farbe wie die
Stämme hatten. Die Knospen schwollen mehr und mehr zu einer eckigen
länglichen Form an.
Nach
und nach nahm das Ganze schließlich Form an.
Durch
die Beete und eine kleine Feuerstelle konnte man sich richtig
heimisch fühlen. Umrahmt wurden die großen Rasenflächen von
Obstbäumen und Beerensträuchern.
Genüsslich
kostete ich die sich in mir ausbreitende Nostalgie aus, die sich mit
einem kindlichen Stolz mischte.
Irgendwo
spürte ich meine Großeltern anerkennend über die Arbeit ihres
Enkels lächeln.
Um
das Ganze nicht zu spießig aussehen zu lassen hatte ich aus meinen
Fundstücken eine kleine Statue errichtet. Auf das halb verrottete
Kondom verzichtete ich bei de Gestaltung aus offensichtlichen
Gründen.
Nach
langen Wochen ausgiebiger Arbeit, die ich auch in meinen Knochen
spürte und meine Haut hat bräunen lassen begab ich mich auf eine
Geschäftsreise, die knapp eine Woche dauerte.
Als
ich schließlich wieder kam war der Garten so gut wie unverändert,
nur hier und dort bäumte sich die Brombeere verzweifelt aus dem Gras
zu einem letzten Kampf.
Die
Säulen standen immer noch da mit ihren breiten Blättern.
Nur
die Knospen waren nicht mehr zu erkennen. Dafür lagen nun locker
kreisförmig verteilt Mauersteine.
Das
störte mich anfangs wenig, ich sammelte die Steine einfach auf und
stapelte sie auf einen Berg zusammen, was mich jedoch beunruhigte,
war die Tatsache, dass sie größer wurden und sich von Zeit zu Zeit
ganz klar bewegten. Sie schienen sich von einander weg zu bewegen und
erst still zu liegen wenn sie einen bestimmten Abstand erreicht
hatten.
Hinzu
kam, dass sie in einem kaum merklichen Tempo größer wurden.
Mit
einem mulmigen Gefühl im Bauch entschied ich mich dazu diese Sache
zu ignorieren.
Vielleicht
spielten mir meine Nerven einen Streich.
Wahrscheinlich
hatte ich wegen der vielen Arbeit und meiner ausgiebigen Zeit an der
Sonne einfach eine kleine Macke bekommen.
Da
kam es mir ganz gut gelegen, dass mein nächster Urlaub anstand und
ich mich in der Sonne Maltas erholen konnte.
Als
ich wieder kam waren aus den noch recht handlichen Mauersteinen
riesige klobige Baumscheiben geworden.
Ich
nahm diese Veränderung trocken zur Kenntnis und weigerte mich den
nächsten Monat den Garten zu betreten.
Ich
hätte wahrscheinlich noch länger ausgehalten, hätte mich nicht der
Besitzer eines benachbarten Gartens angerufen um mich zu fragen ob
ich ihm nicht eines der Sofas verkaufen würde, die in meinem Garten
ungeschützt herumstanden.
Gleichmütig
und auf alles gefasst begab ich mich zu dem Ort meiner Kindheit, der
mir sonderbare Streiche spielte und sah mich tatsächlich einer
Vielzahl von Sofas in allen Formen und Farben konfrontiert.
Jede
Spur von irgendwelchen Mauersteinen oder Baumscheiben war
verschwunden.
Ohne
groß nachzudenken verkaufte ich dem Nachbarn das Stück was er
begehrte. Danach schaltete ich eine Anzeige um die restlichen
loszuwerden.
Dabei
kam ein hübsches kleines Sümmchen zusammen.
Alles
in allem konnte ich mich nicht beschweren und nur hoffnungsvoll auf
die nächste Ernte warten.
Launing
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