Geliebte
Mutter
Es
ist an der Zeit, dass ich euch zu verstehen gebe, was genau geschehen ist.
Wir
beide und auch Vater wisst wovon ich spreche.
Viel
zu lange haben wir den Schleier des Schweigens über uns allen erduldet.
Das
was wir nicht erwähnen ist nun mehr als drei Zyklen vergangen.
Die
Zeremonien sind nun lange Zeit hinter uns gebracht.
Es
ist Zeit das ich Beichte vor euch und Vater ablege.
Zu
lange nagen die Erinnerungen an mir.
Ich
habe es getan.
Mir
ist klar, dass ihr mich dafür verfluchen wirst.
Vaters
Reaktion will ich mir gar nicht erst ausmalen.
Während
ich diese Zeilen mit zitternder Hand
schreibe ist mir bekannt, dass die Bücher an die Wand fliegen, das tiefe
Gebrüll die Luft erfüllt, der elende Zeitgeist verflucht wird.
Das
alles ist nur allzu gut bekannt.
Doch
möchte ich euch und ihn anmaßend daran erinnern das ich es war der sie fand.
Tot
am Seil.
Den
letzten Gruß daneben.
In
meinem eigenen Haus.
Vaters
Bemerkung, dass sein bester Pfand nun dahin war kann und werde ich nicht
vergessen.
Ihr
habt mir immer aufgetragen auf Katharina zu achten.
Auch
Vater legte Wert darauf, dass ich nach seinem jüngeren Nachkömmling schaute.
Erst
recht weil sie wohl anzuschauen und von graziler Gestalt war.
Ich
tat was ich tat keinen Klick nachdem ich sie fand.
Ihr
beide wart nie gut Freund mit meiner Kunst.
Alles
was ich brauchte war in meinem Laboratorium.
Um
die nötigen Utensilien zu mischen benötigte ich keine vier Dez.
Es
bedurfte im Ganzen nur zwei kurz aufeinanderfolgende Injektionen.
Einmal
in den Kopf hinein und danach sofort in das Herz.
Ihr
dürft gerne Vater ausrichten, dass ich seine unwiderstehliche Art und Weise
inne habe.
Er
hat es mir oft genug präsentiert.
Es
würde mich wundern wenn er Stolz für mich empfinden würde.
Verzeiht
mir meine Anmaßungen.
Doch
ich hatte die Entscheidung zu treffen.
Genauso
wie sie die Entscheidung traf bei mir zu sterben und nicht bei euch und Vater.
So
anmaßend mein Verhalten war, ich denke es war mehr als gerechtfertigt.
Wenn
ihr euch fragt was meine Intention war so möchte ich euch zu verstehen geben,
dass ich schlicht einen letzten Moment mit ihr teilen wollte.
Einen
Tee mit etwas Gebäck mit meiner kleinen Schwester die ich seit ihrer Geburt zu
beaufsichtigen hatte.
Ihr
mögt euch daran erinnern, dass Vater nicht dazu imstande war ihrer Geburt
beizuwohnen und ich seinen Platz einzunehmen hatte.
Es
war meine Hand die ihr malträtiertet und in meinen Armen wurde sie auf dieser
Welt willkommen.
Ich
wählte ihren Namen.
Eure
Kritik die ihr anbringen werdet wird gerechtfertigt sein, denn das Serum ist
noch nicht ausgereift.
Es
revitalisiert Personen, doch hat es eine zeitliche Begrenzung von maximal zehn
Dez.
Ihre
Bewegungen waren verzögert und ihre Sprache war unklar.
Katharina
war anwesend doch gleichzeitig nicht wirklich präsent.
Die
Probleme mit der Sprache wurden von wahrscheinlich von dem gebrochenen Kehlkopf
beeinflusst.
Der
Körper meines kleinen Sterns saß vor mir und trank Tee doch sie war nur zu
Teilen da.
Immer
wieder bat sie mich sie gehen zu lassen.
Das
einzige was ich antworten konnte war, dass sie abzuwarten hatte.
Sie
würde nachdem die Wirkung der Injektionen verflogen von alleine weiterziehen.
Sie
hatte ihren Tee zu trinken.
Es
waren Momente voll quälender Stille die wir beide zu erdulden hatten.
Von
ihrem sonst so hellem Naturell und sprühenden Witz war nichts mehr zugegen.
Doch
die wenigen, viel zu dürftigen Konversationen die wir betrieben untermauerten
die wichtigen Positionen.
Sie
liebt und dankt euch, Mutter.
Sie
zeigte sich auch mir gegenüber voller Verständnis.
Vater
erwähnte sie nicht und ich hielt es für unangebracht ihn in unsere letzte
Konversation mit einzubringen.
Zum
Schluss entschlief sie mit ihrem Kopf
auf meinem Schoß, während ich die alte Spieluhr bemühte.
Dieses
zierliche Kleinod, welches wir damals auf der Venus in Kakdila erstanden haben,
hatte ihr schon immer in schweren Stunden das Gemüt erhellt.
Zuckend
das Serum aus schwitzend, lauschte sie den sphärischen Klängen, während ich die
zierlichen Figuren bei ihrer sich wiederholenden Wanderschaft beobachtete.
Kurz
war es so wie damals vor vielen Jahren, als wir noch jung und unbekümmert
waren.
Als
der finale Ton erklang hatte sie schon lange ihren letzten Atemzug getan.
Ich
werde Euch die nächste Zeit weder aufsuchen noch kontaktieren.
Hoffentlich
könnt ihr ein kleines Jota Verständnis für
meine
Handlungen in eurem Herzen finden.
Euer
euch liebender und dienender Sohn
Sebastian
Launing
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