Launing Kapitel 1/8

Mit einem theatralischen Seufzen setzte er sich in seinen Sessel, nippte genüsslich an seinem Kaffee und sprach dann den obligatorischen Satz: „So Kinder, Mappen her!“

„Jawohl Chef“ erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen. Maxi machte auch keine Anstalten zu wiedersprechen, murmelte aber etwas davon dass er gerade angekommen war.

Es hatte eh keinen Sinn mit ihrem Vater darüber zu diskutieren. Wenn man ihn darauf ansprach, dann hielt er einen Vortrag darüber, dass es als Elternteil seine Pflicht war über die Schulleistungen seiner Kinder zu wachen, solange sie zur Schule gingen.

Da die ganze Prozedur mit Bestimmtheit etwas dauern würde, ging sie, nachdem sie ihm ihre Mappe neben den Sessel gestellt hatte, in die Küche um sich und Maxi ebenfalls einen Kaffee zu hohlen. Das geliebte Bruderherz nahm die Tasse überschwänglich entgegen, mit einem Kommentar, dass er ohne sie zugrunde gehen würde, was sie bejahend zur Kenntnis nahm.

Jede Familie hatte nun mal ihre Rituale.

„Was macht Deutsch?“ startete ihr Vater ohne Umschweife mit prüfendem Blick in ihr Hausaufgabenhaft.

„Naja..“

„Naja was? Wie ist dein Stand?“

„Eine drei schaffe ich bestimmt.“

„Drei ist besser als vier, aber eine zwei ist noch besser. Vergesst die Einsen, Einserschüler sind hechelnde Idioten, die alles auswendig lernen und dann damit nichts anfangen können. Aber ich will bei jedem einen Durchschnitt wo eine zwei vorne steht.“

Wenn er wollte hatte er eine Autorität an sich die an einen General erinnerte. Tatsächlich hatte er fünf Jahre in der Armee gedient wo er auch sein Studium zum Ingenieur absolviert hatte. Seine spätere Frau hatte er während eines Skiurlaubs kennen gelernt.

„Wie schlägt sich der Herr in politscher Bildung?“ fragte er jetzt mit Blick auf Maxis Hefter.

„Wird schon hinhauen, das mit dem Gesetzgebungsverfahren habe ich drauf.“

„Das will ich auch hoffen, wie steht es mit Mathematik?“

„Zum kotzen ist es, Frau Buchternick kann mir noch hundertmal erzählen dass dieser ganze Mist wichtig für mein späteres Leben ist. Ich habe bis jetzt keinen von euch gesehen der die Kurvendiskussion beim Einkaufen anwendet.“

Das war eines der Themen über die sich Maxi mit Hingabe aufregen konnte.

Bei den Lehrern war er gefürchtet und respektiert für seine scharfe Zunge und seinem Talent jeden der ihm quer kam argumentativ auseinander zu nehmen.

„Du lernst es, damit du es später deinen Kindern erklären kannst“, erwiderte ihr Vater mit verständnisvollem Blick „Was sage ich immer?“

„Und wenn du Penner wirst, du machst Abitur!“, sangen beide unisono. Die Frage kam in unregelmäßigen Abständen um sie zu drillen.

„Weggetreten.“

Maxi schnappte sich ohne Umschweife seine Mappe und machte sich in sein Zimmer. In wenigen Sekunden würde liebliche Metal- Music im Hintergrund laufen.  

Sie blieb jedoch seelenruhig sitzen und beobachtete ihren Vater wie er seinen Kaffee trank und dabei versuchte so unauffällig wie möglich auszusehen. Er wusste genau was jetzt kam.

„Was ist jetzt mit Morgen?“ fragte sie ohne Umschweife.

Morgen war eine Party in der einzigen Disco am Ort. Alle würden hingehen und sie wollte auch da sein. Bisher hatten es ihre Eltern immer wieder geschafft sie daran zu hindern am Wochenende irgendwo hinzugehen. Anfangs hatte es ihr nicht wirklich etwas ausgemacht aber in der letzten Zeit war es deprimierend geworden, eine der wenigen zu sein die nicht dabei waren. Ein weiterer Grund war, dass ihre Freunde auch da waren, so dass es eine der wenigen Möglichkeiten war sich außerhalb von Schule und Elternhaus zu treffen um Spaß zu haben.

„Rede mit deiner Mutter darüber“, kam die ausweichende Antwort.

„Das endet aber nicht wieder damit, dass ich zwischen euch beiden hin und her renne und von keinem eine klare Antwort bekomme, dann gehe ich nämlich erst recht.“

Wieso auch nicht, wenn sie keine klare Antwort bekam, dann musste sie eben Fakten schaffen.

„Rede mit deiner Mutter darüber“, wiederholte er und griff nach der Fernbedienung.

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Launing
die Geschichte einer Verwandlung

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